Gerd Brauns Jubiläum – 45 Jahre Kinderzimmer!
Während meiner Ausbildungszeit wurde mir das Leben von der Mehrheit der Ausbilder nicht besonders leicht gemacht. Rückblickend stelle ich fest, dass es gerade die größten Reallife-Hampelmänner waren, die an den Auszubildenden ihre vermeintliche Macht auszuleben versuchten; nicht selten erfolglos. Der damalige Chef des Wareneingangs z.B.: tagsüber der cholerischste Tyrann, sobald seine Frau ihn am Nachmittag jedoch abholte, eingeschüchterter als Rolf Töpperwien bei der MPU. Wenn er ausrastete flogen nicht selten verchromte Werkzeugteile durch die Luft. Ähnlich veranlagt war auch unser ganz besonders beliebter Disziplinator: Gerd Braun.
Braun leitete temporär die Paketstelle. Hier wurden Gütersendungen sowohl angenommen als auch versandfertig gemacht. Mein Ausbildungskollege Jens wurde gerade frisch in diese Abteilung eingearbeitet, als er unverhofft einen Auftrag von Braun bekam: „Jens, bitte kümmere Dich um die Post. Auspacken und Lieferscheine stapeln!“ – was Jens während Brauns Mittagspause auch sehr sorgfältig bewerkstelligte. Er verwechselte hierbei lediglich die angekommenen Pakete mit den am Vormittag von Braun akribisch Eingepackten. Vielleicht lag es am Montag, vielleicht waren Jens‘ rote Augen aber auch gar nicht die Folge einer chronischen Bindehautentzündung – auf jeden Fall merkte er auch beim fünften Paket nicht, dass es sich bei den Lieferscheinen immer um die betriebseigenen handelte. Als Braun hiervon erfuhr, flogen zunächst auch verchromte Werkzeugteile durch die Luft, zusätzlich informierte er dann aber auch noch sämtliche Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und sonstige Herbeigelaufene. Für den Rest seiner Ausbildungszeit war Jens der Auspack-Trottel.
Auch mich erwischte es einmal. Ebenfalls ein Montag. Braun führte die Auszubildenden im Rahmen einer Warenschulung durch das Verkaufslager. Er hielt die verschiedensten Arbeitsinstrumente hoch und kontrollierte reihum unser Fachwissen. Als der Handbohrer ins Spiel kam, wollte ich auftrumpfen: „Herr Braun, ich weiß! Das ist so ein Teil, womit man die Markisen vor den Geschäften ein- und ausfahren kann!“. Braun lachte. Und er forderte den Rest der Auszubildenden auf, mich ebenso auszulachen. Natürlich wurde auch dieser Faux-pas dem gesamten Personal – auch in außerstädtischen Niederlassungen – kundgetan. Und hätte es in die frühen 90ern schon Weblogs gegeben; diesen Vorfall hätte er wochenlang bei sich auf lilbrownhotpants.blogspot.com diskutiert. Stattdessen begrüßte er mich jeden Mittwoch nach der Berufschule im Aufenthaltsraum mit einer 2 Meter langen Gewindestange, die er in den Handbohrer steckte und hiermit eine fiktive Deckenmarkise bewegte. Selbstverständlich unter Anwesenheit weiterer, laut lachender und applaudierender Mitarbeiter. Für den Rest meiner Ausbildungszeit war ich nun der Markisen-Trottel.
Heute traf ich Jens. Wir lachten über vergangene Tage und analysierten unseren damaligen Ausbilder. Zum Teil machten wir seine faschistoide Vorgehensweise an seinem Äußeren fest; Braun sah aus wie Steve Buscemi, nur ohne Charisma. Dafür aber mit der Frisur von Moe von den Three Stooges und dem Erscheinungsbild einer Weißtanne. Ferner ist bekannt, dass er mit inzwischen 45 Jahren immer noch das schmale Kinderzimmer im Elternhaus bewohnt, dafür aber eine Jahres-Stehplatzkarte für Holstein Kiel besitzt; von seinem harnfarbenen Teint einmal ganz abgesehen. Und irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass er für den Rest seiner Zeit der Tannentrottel bleibt. Aber das muss ja nichts Schlimmes bedeuten.
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[Weitere „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“-Geschichten: 1, 2]
Ha! „Lil‘ Brown Hotpants“ – ich lach mich scheckig! Das ist aber auch ein furchtbares Zeugs, was dieser Ochsenknecht-Sprößling da als Musik verkauft….
Mein lieber Schieber..
Das gibt mir den absoluten Flash zurück in meine Lehre.. Wir hatten bei uns in der Werkstatt auch sonen „Ausbilder“.. Hielt sich für den geilsten Magger unter der Sonne und hat am laufenden Band die Lehrlinge angeschissen.. Aber das is zum Glück schon ewig her..
Gottseidank gibt es heutzutage Weblogs, denn das war doch die eindeutige Abrechnung mit Buscemi äähh ich meine Braun!
Manchmal frage ich mich, warum die einen Ausbilderschein machen durften. Das müssen alles gute Schauspieler sein…
Memo to self: Winkelsenberichte nicht mehr vor dem Frühstück lesen… harnfarbener Teint… Wuärks.
Mehr von diesen Storys MC,
kriege jedesmal Gänsehaut wenn ich mich an damals erinnern darf!
Ob aus Melancholie oder Angst lass ich offen
ich glaube ich war zu gut- denn mir ist sowas nie passiert. ;o)
mal ganz davon abgesehen, das ich meinen Ausbilder ein halbes Jahr vertreten musste, da er sich zum Steuerberater fortbildete, und dass in dieser Zeit die Buchhaltung komplett stimmte, was nicht mehr der Fall war, nach dem ich meinen Ausbildungsplatz verlassen hatte, um woanders zu arbeiten.
… wie jetzt, gleich 2?
Gibt es nicht immer nur einen von der Sorte Kindermörder/Mitvierzignochzuhausewohner?
Herzliches Beileid!
Ich bin immer wieder beeindruckt, wie klein doch solche Möchtegern-Diktatoren sein können, wenn sie sich in privaten Gefilden befinden. Ein Bekannter von mir hat seinen Ausbilder mal im Swinger-Club getroffen. Komischerweise hat mein Bekannter seit dem eine sehr, sehr angenehme Ausbildungszeit genießen dürfen…
Wo ist der Fehler versteckt, Herr W.?
Genau. Zuerst wird der Ausbilder von seiner Frau abegholt, aber später wird erklärt, dass er immer noch bei den Eltern im Zimmer wohnt!
JUHU! Was habe ich gewonnen?
@ Herr-Schmidt: Nicht wahr?! Sein großer Bruder ist zwar auch schlimm, aber der macht wenigstens nicht so einen Shice!
@ Thorrty: Lehrjahre waren einst wirklich mal keine Herrenjahre. Heute läuft das anders!
@ Jerry: Nene, so Brauns lesen nur bild_de und Fetisch-Foren.
@ Mone: Schein? Da hatte kein einziger einen „Ausbilderschein“. Echt.
@ Kiki: :)
@ Don: Jens kennst Du ja auch noch, nä!? Müsste eigentlich auch nochmal die „was hat er da im Ohr“-Geschichte bringen. :)
@ Steuertusse: Zu gut? Buchhaltung allein geschmissen, lief sogar besser als vorher? Mensch, SIE müssen Karriere gemacht haben!
@ andre: Bei uns gab’s 7 oder 8 davon. Missgunst bewirkt Missgunst.
@ little-wombat: NEEEE! Der Azubi trifft den Ausbilder im Swinger-Club?? Wie kann sich ein Azubi überhaupt Swinger-Club leisten?!? :)
@ L_u_K: Aber Frau LuK, so lesen Sie doch bitte aufmerksamer: „Ähnlich veranlagt war auch unser ganz besonders beliebter Disziplinator: Gerd Braun.“ – es handelte sich um zwei dieser
ScheißtypenUnholde! Einmal der Wareneingangs-CHief, einmal Paketstelle…Ach das war doch Absicht! Sie wollen nur meinen Gewinn unterschlagen, Herr W.! Ich glaube das war die gleiche Person in zwei verschiedenen Funktionen. Sie hätten nur nicht gedacht, dass das jemand merkt.
war schon die 2. ausbildung, vielleicht hat er sich ja geld für ein pöpperchen gespart?! *lol* aber ist echt heftig. ich hätt mich wahrscheinlich vor ort weggerollt vor lachen und eines wäre ganz sicher: den alten sack hätt ich im sack! ;-)
Mich würde mal echt deine bisherige berufliche Laufbahn interessieren. Ausbildung war ja offenbar was mit Werkzeugen usw. Aber aktuell machst du doch Vertrieb (oder täuscht mich meine Erinnerung, ich meine hier mal sowas gelesen zu haben, und das tägliche Sakko spricht auch dafür)!?
Hau doch mal schön deinen Lebenslauf hier rein ;-)
singhiozzo hat meine Frage geklaut – Zustände sind das hier!
Eben wollte ich sagen, daß man ja eigentlich solche ganz intimen Dinge nicht ansprechen sollte, in aller Öffentlichkeit, aber jetzt tu ich’s doch:
Sag’n Se mal, Winkelsteiner – was machen Sie eigentlich beruflich? So aktuell jetzt.
Ihre Jugendsünden interessieren mich natürlich auch, aber da habe ich den Überblick verloren, seitdem sie uns diese heiße Küchenhilfe präsentierten.
Also denn: ich harre Ihrer Nachricht!
Natürlich per mail – muß ja nicht Jeder wissen.
@Cara: HA! Ich war schneller! ;-)
Eine Stunde vor der Zwischenprüfung zum Steuerfachangestellten lauerten wir Bernie Wester auf.
Bernie Wester, das As. Er kannte jeden Unter-Paragraphen im Umsatzsteuergesetz, jeden noch so abstrusen Passus beim Jahresabschluß für Konzerne.
Ich dagegen hatte von nichts ne Ahnung, und Schwenke auch nicht.
Wir lauerten Bernie im Kaffeeraum auf. Jeder mit einem langen McDonalds-Strohhalm bewaffnet, rammten wir ihm die Dinger in seinen weichen Schädel, fixierten sie eilig und saugten sein Wissen aus sämtlichen Windungen seines Superhirns bis er japsend zusammenbrach.
„Jungs, laßt mir noch was drin..!“
Idiot.
Also ich kenn das! Mache gerade ne Ausbildung und hab haufenweise so ne Spinner um mich rum! Wissen alles besser, wollen alles von einem wissen und tun so als ob sie die Herrscher der Welt sind! Und wehe man macht was Falsch da wird geschriehen und so getan als ob DU SELBST so eben das Unternehmen ruinieret hast! Aber Abhilfe kommt im Mai denn dann hab ich endlich Prüfung!
… noch jemand hier, der die stooges vergöttert?
Unfähigkeit gepaart mit Dummheit ist eine ziemlich brisante Mischung
….und soll ich Euch was sagen, solche Arschkrampen gibt´s noch heute, vermutlich sogar noch häufiger als früher, weil heute einfach viele Schiss davor haben, gefeuert zu werden und ihren Mund halten.
Heiße Küchenhilfe? War das die Lady im Kühlhaus?
Die an ihr Gemüse wollte?
Fragt
Ihre FrauvonWelt
Eine Stehplatzkarte für Holsten Kiel, werter Herr Winkelsen!
Darf der Arme sich beim Saufen nicht setzen?
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Siehste MC : die FrauvonWelt und ich kennen die Konkurrenz!
Deswegen bloß keine faulen Ausreden jetzt.
Und Sie, lieber @singhiozzo, sollten auch nicht so unüberlegt jubeln:
„Ich war schneller!“ ist ein typischer Männerspruch.
Aber nicht unbedingt beneidenswert.
;)
Keine Angst Cara, normalerweise lasse ich der Dame den Vortritt – ehrlich! ;-)
Welche Konkurrenz, liebe Cara?
Wir beide laufen doch wohl außerhalb jedweder.
mich hat mein damaliger Laden eingestellt und hat dann sehr schnell versucht mich los zu werden, bin dann von einer Abt. zur nächsten gewechselt, hatten viel Spass und was ich jetzt mache glaubt mir sowie keiner, deswejen lass ich datt….
Koebes? Na, Du schenkst Kölsch aus im Unkelbach?
Dreimol kräftisch, Kölle Alaaf!