Brown Plaza
Heute auf den Tag genau vor 15 Jahren bekam ich ein Hausverbot ausgesprochen – für exakt 15 Jahre. „Was der MC wohl da schon wieder in irgendeinem Club in Kiel veranstaltet hat?!“ – höre ich Euch zurecht lauter rufen als ein Muezzin in Konstantinopel. Aber Pustekuchen – es war kein Club, keine Bar, keine Institution mit Milieuorientierung: es war ein 5-Sterne-Hotel in bei Kiel. Begleitet mich auf einer Reise zurück in die Zeit. Sehr weit zurück.
Früher war das bei mir ja so: Ich fand weniger ein Ende als das Ende selbst, immer wenn es wonnig zuging, wollte ich nicht aufhören. So kam es, dass ein paar gute Freunde und ich damals immer erst um 1.00h in den Clubs unserer Wahl aufliefen, wenn diese um 5.00h dann schlossen musste man uns rauskehren und selbst dann wollten wir noch etwas erleben. Und was macht man, wenn die Stadt tiefer schläft als Braunbrustigel im Januar, man aber einfach keine Ruhe findet? Na klar – man geht dort hin, wo noch Licht brennt; in der Regel sind das Hotels.
Zu fünft betraten wir also das luxuriöseste Hotel im Herzen der Stadt in der Nähe von Kiel und sprachen noch in der Drehtür einen Geheimcode ab: sollten wir am Empfang aufgehalten werden, würden wir uns einfach als die britische Boygroup ‚Take That‘, gerade zu Gast in unserer lauschigen Landeshauptstadt, ausgeben. Mit meiner damaligen Poppertolle sah ich mich für die Rolle des Herrn R. Williams vorbestimmt, auch wenn dieser ja eher mit einem Stubs- statt Hakennäschen ausgestattet ist. Aber Mark Owen hatte auch nie wirklich -6,25 Dioptrien wie Freund J., so gesehen kommen wir da schon durch! Irgendwie. Muss ja.
„Hallooo, wo wollen Sie hin? Haben Sie Ihre Schlüssel? Kommen Sie doch bitte einmal kurz nach vorne!“, rief die Frühschichts-Rezeptionistin mittleren Alters uns zu. „Uhh, well, we are from the Boygroup Take That. Hello! I’m Robbie and these guys are Mark, Gary, Howard and… Stan. Or something.“. Woher sollte ich wissen, wie der mit der Akne hieß. „Ah, alrigt. I see. When did you arrive?“. „Uhhh, tonigt. We’ve just been drinking something and now we wanna sleep! Uhh, you know! Bye!“, sagte ich und ging, gefolgt vom Rest unserer stark alkoholisierten angeheiterten Truppe. Hätte die Tante auch nur einmal eine aktuelle Bravo in den Händen gehabt; sie hätte sofort gemerkt, dass Robbie neben der Hakennase auch niemals ein rotes Stoffsakko trug, dass keiner der echten Boyband mit Anfang 20 schon Halbglatze, geschweige denn weiße Tennissocken in schwarzen Kunstlederschuhen tragen würde. Aber hat sie ja nicht. Gut so.
Wir folgten den Hinweisschildern zum hoteleigenem Nassbereich, welcher neben Sauna und Whirlpool noch ein kleines Schwimmbad beinhaltete. „Kinnings, ich kack‘ Grobes – wie herrlich ist das hier?!“, frug ich und fing an, mich auszuziehen. Die Jungs taten Selbiges, kurz darauf sprangen wir mit Anlauf in den noch lauwarmen Jacuzzi. F., welcher noch mit dem Öffnen seiner Schnürsenkel beschäftigt war als der Rest schon Sprudelbläschen pupste plantschte, bekam noch folgenden Auftrag: „Dicker, geh‘ doch bitte mal gucken, ob Du an die Minibar-Reservekammer kommst. Wir könnten gut noch ein/zwei Bierchen haben!“, rief J., begleitet von einem einträchtigen Kopfnicken rundherum. F. machte sich flugs auf den Weg und wie uns das morgens um halb sechs so vorkam, war er auch genauso schnell wieder zurück. Mit dem Unterschied, dass er plötzlich ein Badetuch voller Holsten-Flaschen dabei hatte. „Alter, wie hast Du das gemacht?!“, lachten wir erstaunt und griffen zu. Nach dem ersten Getränk verschwand H., welcher sich dringend mit einem größeren Gewerbe befassen musste. Als er wieder zurückkam, staunte ich nicht schlecht: „Aber H., die Toiletten waren doch abgeschlossen?!“. „Ja nun. Musste ich halt improvisieren!“. „Nur kurz, H., wohin?“. „Die hatten da einen Staubsauger, man konnte den Filter oben abdrehen und…“ – mehr wollten wir nicht hören. „Aber Toilettenpapier? Ich meine, da war doch nirgends…“. „Da hingen Bademäntel.“. Ach so. Und ich dachte, ich war der Schrägste, weil ich ins Wasser – ach lassen wir das doch jetzt.
Gut, Ihr könnt Euch das bestimmt vorstellen: Natürlich kam irgendwann die Rezeptionistin, gefolgt von einem Pagen, der oben herum so breit war wie Weißrussland. „Ihr habt jetzt 10 Minuten. Dann meldet Ihr Euch unten und zeigt uns Eure Personalausweise. Wir kopieren diese und ihr kommt hier … sagen wir … die nächsten 15 Jahre nicht rein! Solltet Ihr Euch sträuben: Polizei!“. Wir folgten den Anweisungen. Schließlich war’s bis jetzt ja noch recht amüsant und so ein Frühbad macht ja auch ziemlich müde. Auf dem Weg nach draußen sangen wir den Refrain von „Could It Be Magic“ – und sollten noch Rückfragen hinsichtlich des Saugers und/oder des Bademantels kommen: Das war Stan! Der mit der Akne.
Ja, ich weiß: Istanbul. Aber Konstantinopel klingt besser. So rein tonalitös. Und der fünfte hieß/heisst Jason. Ist aber egal.
Deshalb hast Du heute nicht in Deinen Briefkasten geschaut – Du übernachtest im Hotel!
oha Opa MC hält mal wieder eine seiner Märchenstunden… *g*
damals als ich noch jung war….
grossartig.. mehr davon…..
hahaha
ich hätte mich damals in der nachtschicht gefreut. endlich mal was los in der butze ;)
Einfach nur geil ey. :D
Da hätt ich des ja heute mal wieder so richtig ausgreizt. :D
sie haben auch die bravo gelesen? kein wunder, dass aus
unsihnen nichts geworden ist…kommen sie jetzt eigentlich wieder in den luxustempel rein? sind die 15 jahre um? stehen sie immer noch auf take that? können sie immer noch englisch?
fragen über fragen…
Geh doch morgen mal wieder in das Hotel und check ob sie Dich auch anstandslos reinlassen. Nimm die Cam mit:)))
Liebe Grüße, Ellen und Stephan
sehr nice, dieses „um 5 noch was starten“ hab ich fast jedes wochenende, jetz weiss ich was ich mache ;)
aber heutzutage gibt’s ja überall kameras und so. sicher nich mehr so einfach möglich…
Den Sicherheitscheck hat das Hotel zumindest nicht bestanden…
Und was folgt jetzt? Der nächste Versuch?
1000sassa.
So eine Scheiße ;)
MC, Sie sind ja ein richtiger Schlawiner! Besuchen Sie denn das besagte Hotel bald mal wieder? So ein Hausverbot muss doch von Zeit zu Zeit erneuert werden…
Was für eine Frechheit. Da fällt mir doch glatt die Geschichte ein, wie mein damaliger bester Freund direkt vor McDonalds in der Fußgängezone seine 12 gerade gegessenen Hamburger wieder ausgekotzt hat. Aber egal.
Tipp: Außen-Wellnessbereiche von Hotels sind nachts
über den Zaungut zugänglich und der Empfang merkt gar nichts.Sauber!
Wir waren ja damals East 17. War viel einfacher als diese Eierköppe durchzugehen, auch wenn man mir damals eine gewisse Ähnlichkeit mit Gary nachsagte.
Ekelhaft.
die reinmachfrau hatte sicher ne scheiß-schicht!
dicker, in welchem hotel sollen wir denn jetzt bei unserer tour pennen, wenn wir gastspiel in kiel haben? denk doch einmal mit….;)
Wir haben uns weniger ungeschickt verhalten. War aber auch nur ein IBIS-Hotel ;-)
Wieder einmal eine super Geschichte :-)
@ André: DOCH, habe ich! Vielen Dank nochmal! Wird auf jedsten verwendet!!
@ Frau K: Danke. Ja. Damals. Damals war noch alles gut.
@ Silka: Stimmt! Schade, dass wir nicht aus Hannover kommen. Oder? Nee, ihr habt da ja kein Meer!
@ Tim: Oder? Werde mir nachher göleich ne Bademütze kaufen!
@ hans: Bravo: Ja, zwischen dem 16ten und 19ten Lebensjahr!
@ SPONDUUN.TV: Da sieht man, dass Ihr Profis seid! Gute Idee. Kameramann, anyone?
@ cinaj: Da lobe ich mir die 80er/90er! Da wurde man noch nicht so überwacht!
@ ChliiTierChnübler: Wieso? Die haben doch aufgepasst!? Hat nur etwas länger gedauert.:)
@ 500: 500sassa
@ Peter: Sachst es! :)
@ Frau A: … wollte später ohnehin noch ein paar Bahnen schwimmen. Ob ich meinen eigenen Bademantel mitnehmen sollte? :)
@ buem: Pfui! Das geht zu weit! :)
@ Jata: Nicht in Kiel! Hier gibt’s nur Inhouse-Wellnessbereiche!
@ Malcolm: Wer war Gary nochmal? War der nicht auch bei Take That?
@ Gürtel: Aber Dicker, inzwischen darf ich doch wieder! Müssen uns halt nur benehmen. Aber jetzt, so als alte Herren, ist man ja auch eh nicht mehr so spät so laut. :)
@ Batey: Der arme Japaner! Heiligemuttergottes!
@ Sirona: Dankeschön!
Die Geschichte hast Du mal angerissen, oder? Situation 3? Aber dass die so e-k-e-l-i-g enden musste… mit Hausverbot!
Gehst Du da heute mal hin?
gewohnt großes kino :-)
Dicken Respekt Kollege MC.
Respekt, reife leistung!
Sag an 15 Jahre? (du bist soo alt) Steht das Haus noch? Und wie großartig Du uns hintenrum Wetten dass?-mässig indoktrinierst. Wenn eine Boyband geplittet ewig und drei Tage bei Wetten dass? zu Hause ist, dann sind es der Herr W. aus GB. zur Zeit in LA. und die vier recycelten. Und nie wieder können wir einen von denen sehen – ohne an Dich zu denken.
Chappiäh Chaupeau!Ich wollte ja gerade erzählen, wie es damals zu meinem lebenslänglichen EU-Verbot kam… aber nein, besser nicht…
Du bist wirklich beneidenswert organisiert. Heute genau vor 15 Jahren? Ich wüsste ja nichtmal, wo ich mir etwas hinschreiben soll, das in 15 Jahren abläuft.
Hast du eigentlich Tattoos an verborgenen Stellen? :)
au weia! ECHTE Boybands bekleckern das Hotel,welches sie mit ihrer Gegenwart beehren, wenigstens mit ein wenig von ihrem Ruhm. (nebst fettem Trinkgeld)
Und womit kleckert Ihr? Mit einem Scheißdreck…
ich finde auch du solltest da heute mal wieder hingehen mit deiner kamera…aber traust dich wohl nicht, wa..?hehehe.
übrigens: lobend zu erwähnen sei wieder deine aussergewöhnliche, grossartige illustration.:)
ist das jetzt ZU wörtlich wenn man vom absoluten shizznit spricht…?
Braunbrustigel – wie niedlich! den kannte ich noch gar nicht. gibt es den wirklich?
Vielen Dank für den gelungenen Sonntag (Alexander vom Barmblog hat mich zu K.S.L. mitgeschleppt) und den bizarrsten Ohrwurm der letzten Tage (Could it be magic).
*hihihihi* geile geschichte, herzlichst gelacht :)
@ SirParker: Um Himmels Willen, was fpr ein Gedächtnis! Das wusste ich ja noch nicht einmal mehr!
@ 100%Dirk: Danke.
@ creezy: Und übermorgen gebe ich zu, mit Scient*logy zu kooperieren! :)
@ Muräne: DOCH, machen Sie mal!
@ Etosha: An allen! :)
@ René: Oder?
@ frater aloisius: :) Großartig! Jeder, wie er es verdient, nä.
@ Nilz: Von „nicht trauen“ kann keine Rede sein – ich hab einfach keine Zeit! Aber eigentlich müsste ich es tatsächlich mal machen, um das hier endgültig abzuschließen!
@ Eckart: :) Haben Sie den link zum Song gefunden?
@ Finja: Danke. Und leider: wahr!
Bah, das is doch scheisse!
der MC wikelsen ma wieder:
der blog-könig der körperflüssigkeiten.
kommse rein, lesen sie mit….
hier wird in staubsauger geschissen, mittelstrahl-philosophiert und keks-wichsen veranstaltet.
hehe**
hmmmm… nutella.
Bademäntel…sie werden nie wieder das selbe für mich sein…
xD
Oh, MC, ich erröte vor Scham. Doch so viele Hausverbote? :) Wann läuft das nächste ab? Anlasspartys sind wieder in!
Schicke Story, Herr Winkelsen. Hast meinen tristen Office-Alltag wieder herrlich aufgeheitert. :)
Niemand hat vor eine Mauer zu bauen.
Darauf gebe ich ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole mein persönliches Ehrenwort.
take that, brown plaza!
„Golden brown, texture like sun,….“ *sing*
Coole Geschichte. Immer wenn ich denke, der einzige Mensch ohne Sitte zu sein, erfreut es mich hier zu lesen, daß es noch mehr Leute gibt, die weder Scham noch Reue kennen ;-)
[…] Brown Plaza, Take That und ein MC Jacuzziaction von und mit Winks (tags: TopOfTheBlogs) […]
Ich bin mal um 6 morgens ins Mandarin Oriental in die Küche und hab mir Kaffee gemacht. Bin aber auch umgehend rausgeflogen. Kein Witz.
fetter streich, wann kommt teil 2? Vielleicht mit Kameramann?
und: Wann kriegst Du einfach Deine eigene Show im TV? So ala Borat aka Ali G. aka MC Winkel?
Rundumschlag durch deutsche Blogs
Argh zum Beispiel ist das Blog-Urgestein in Deutschland, als alle noch private Homepages mit sich drehenden Briefkästen („Elektropost“) bei Geocities hatten, betrieb Frank schon Anfang 2002 sein lautmalerisches argh! und tippte oft genau dieses Ge…
[…] Zu Texten über farbige Hotelbademäntel, Teilzeitdrogenabhängige und lockere Funsportarten tranken wir Bier, hörten zu, schmunzelten und applaudierten – es ist eben doch etwas anderes, die Geschichten zu hören als selbst zu lesen. […]
da gab es doch mal so einen Rockstar, dessen Hobby es war, in Hotelbadezimmern immer in den Fön zu sch…, bevor er ausgecheckt hat. War das zufällig ein Verwandter von Stan???
[…] Ich würde tatsächlich gerne einmal in einem mit Kerzen beleuchteten Hallenbad schwimmen. Alleine. Denn Wasser, Kerzenlicht und attraktive Begleitung würden bei mir nicht mit dem Verb “schwimmen” in Verbindung stehen. Dennoch wäre mir dieses Verb wert, dort ein Hausverbot zu riskieren. Im Wasser ist es halt… aber ich konserviere solche Gedanken doch besser für nächsten Sommer. Den Winter brauche ich schliesslich dazu, Liter von Badezusätzen aufzubrauchen, die mir Freunde in den Jahren, als ich in einer Wohnung ohne Badewanne lebte, netterweise als Mitbringsel geschenkt hatten. […]
[…] ein relativ exquisites Hotel in der Nähe über einen größeren Spa-Bereich verfügt, als das uns inzwischen bekannte Hotel. Erneut schlichen wir uns am Empfang vorbei, grüßten noch recht freundlich und betraten das […]
[…] den jeweiligen Schauplätzen: – Die Akhtar-Trilogie – Kurzurlaub mit der Bankerin plus Kollegen – Brown Plaza – Durchfall im Steigenberger – Erster Puffbesuch, Mile High Club – Special: hier das Twitpic zum besagten Lammers-Event. […]