Manuell und am Stück (Montagskolumne)

Das wichtigste im Leben eines Mannes ist: stabiles WLAN. Oder ein lebenslang guter Haaransatz. Dichter Bartwuchs. Rasierte Achseln. Nackenmuskulatur und ein Trizeps, den man auch unangespannt schon sieht. Dreckig aussehende aber gut riechende Jeans. Sparbuch, aussagekräftiger Schlüsselanhänger, Nespresso-Maschine, appleTV und Netflix-Abo, Staubsauger mit mindestens 2000 Watt, Aschenbecher, Bienenstich, Anti-Haarausfall-Tabletten, ein Koffer mit 360°-Rädern, auf jeden Fall aber auch: ein Mixer. Und genau so einen habe ich mir doch letzten Sommer gekauft.

Seitdem gab es im hause Winkelsen tägliche Smoothies. Ich habe ja meine Ernährung im letzten Jahr umgestellt, so ein bisschen in Richtung LowCarb/LowFat, dem ehemaligen Kollegen (temporär sogar BFF) Alkohol wurde mitgeteilt, dass regelmäßige Besuche fortan ausbleiben würden, zu seinem Bruder Vollrausch wurde komplett der Kontakt abgebrochen. Ich habe inzwischen sogar mit dem (Nikotin-)Rauchen aufgehört, stattdessen entschied ich mich für Obst und Sport als neue Lieblingsdrogen.

Nun ist es aber ja so, dass ein MC Winkel im Jahre 2015 ganz sicher keine 2 Äpfel am Tag isst, schon gar nicht manuell und am Stück. Im Rahmen meiner Recherche kam ich ohnehin recht schnell zu der Feststellung, dass die Menge an Obst, durch welche der Körper mit allen lebensnotwendigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt werden würde, niemals vollumfänglich konsumiert werden kann. Anatomisch und biologisch nicht darstellbar. Die einzige Lösung kann also nur heißen: Mixer. Und Supplements, also Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamintabletten, Omega3, Zink und Magnesium, um nur einmal das Wichtigste zu nennen.

Vor sechs Wochen ging der Mixer dann aber leider kaputt und seither spielt mein Qi völlig verrückt. #SuicidalTendencies

Ich habe mir das Gerät ausnahmsweise bei einem größeren Elektrofachhändler hier in Kiel gekauft, eine Entscheidung, für die ich mir selbst eine Viertelstunde auf die Schulter klopfte. Kein nerviges Verpacken + Versenden per Post, kein Streit mit der Hotline, keine unzuverlässigen Paketdienste – ich gehe einfach zu Saturn und tausche die Scheiße 1:1 aus, #whatscrackelacking, wie Du immer sagst. So zumindest der Plan A. Was Plan B betrifft, so hülle ich mich in Schweigen, ich werde hier ja wohl kaum öffentlich erzählen, dass ich mir im Zweifelsfalle einen neuen Mixer mitgenommen und später vom vierzehntätigen Umtauschrecht Gebrauch gemacht hätte.

Vor Ort war es dann wider Erwarten mindestens genauso schlimm wie beim Online-Versandhandel: es würde 2-4 (!) Wochen dauern, aber das Gerät hätte ja noch Garantie, ich solle mir mal keine Sorgen machen. „Mache ich aber!“, schrie ich entsetzt (als Homeoffice-Arbeiter verkümmert man nach ein paar Jahren sozial, absichtlich habe ich es jedenfalls nicht getan), „Ich kann doch jetzt nicht einen Monat lang keine Smoothies zu mir nehmen?!“, fuhr ich rotbewangt fort. „Na dann müssen sie ihren Apfel jetzt halt mal wieder so essen!“, lächelte die Servicekraft. „Wie, ‚so‚? Sie meinen manuell und am Stück?“, kopfschüttelnd verliess ich im Rückwärtsgang das Geschäft, bis zuletzt schaute ich die Servicekraft dabei mit fassungslosem Blick an, die spinnt ja wohl! Am besten noch mit Haut, Gehäuse und Kernen, hm? 1979 my ass.

Natürlich vergass ich in diesem Schockzustand, mir einen neuen Mixer für die kommenden zwei Wochen mitzunehmen. Wie erwartet konnten auch die angekündigten zwei Wochen nicht eingehalten werden, nach vier Wochen rief ich dann an und erkundigte mich nach dem aktuellen Status. Ich musste 10 Minuten in der Warteschleife ausharren, dann teilte man mir mit, ich solle einfach vorbeikommen und mir einen neuen Mixer abholen, somit wäre der Fall erledigt. Also genau mein Plan A, nur 4 Wochen zu spät. Ich werde nie begreifen, warum nicht alle einfach auf mich hören, das würde der gesamten Menschheit jede Menge Struggle ersparen.

Und jetzt die Hammer-Pointe: ich habe mir dann einen neuen Mixer aus dem Regal gegriffen, leider gab es mein ursprüngliches Modell nur nicht mehr. Ich nahm dann vom gleichen Hersteller das Nachfolgemodell, eine Nummer größer und knapp 50€ teurer. Mit diesem Gerät unter dem Arm und der festen Entschlossenheit, auch den Differenzbetrag aufgrund dieses Major-Fauxpas weggehandelt zu bekommen, bahnte ich mir meinen Weg gen Serviceschalter. Groß Herumhandeln musste ich aber gar nicht, wie sich herausstellte. Niemand kontrollierte meinen neuen Mixer, ich wurde sogar direkt zum Hauptausgang geschickt und musste noch nicht einmal durch die Kasse.
Vermutlich hatte sich rumgesprochen, dass ich Äpfel dabei hatte.
Manuell und am Stück.

Kommentare

Eine Antwort zu “Manuell und am Stück (Montagskolumne)”

  1. Flo sagt:

    Und taugt der neue Mixer?

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