Runtime, Pt. IV
Vorher lesen: Teil I, II, III!!!
Der Motor des Busses startete, noch bevor die Tür geschlossen wird und ich mich hinsetzen konnte. Glücklicherweise verfüge ich seit frühester Kindheit über ausgeprägte Akrobatikkünste. Von meinem dritten Lebensjahr an reiste ich als „jüngster tättowierter Artist mit Zeugungsfähigkeit“ mit dem international anerkannten Untergrund-Zirkus „Grandnilli“ durch Europa und den nahen Osten, um ausgeklügelte Tricks und Salti vorzuführen, die man mit normalem Menschenverstand nicht einmal annähernd ahnen konnte. Parallel dazu machte ich damals meine Ausbildung zum Privatdetektiv und Abitur. Trotzdem war mir damals wegen grober Unterforderung sehr langweilig und ich entschloss mich, nach drei Jahren mit diesem Mumpitz aufzuhören. Doch jetzt halfen mir die erlernten Künste der Vergangenheit, denn trotz der 160 km/h (innerhalb geschlossener Ortschaften, das muss man sich mal vorstellen!) sprang ich in einer Linkskurve nach oben, nutzte die Fliehkraft und dreht mich 6 mal um die eigene Achse. Dabei befreite ich mich von den Handschellen, zog aus meiner rechten Sakko-Innentasche die nötigen Utensilien und zündete mir noch in der Luft eine Filterzigarette an, bevor mein Körper in vollem Umfang die Polster des Billigbusses einnahm. Ganz so elegant gelang es meinen Kidnappern nicht, sie flogen allesamt auf die Fresse. Das lag wohl wohl a) daran, dass der Ablaufplan der B-Kriminellen bezüglich meiner Geilselnahme nicht sachgemäß durchdacht wurde und b) daran, dass dieses ländliche Pack einfach zu doof ist.
Der Fahrer (vermutlich persischer Herkunft) erkundigte sich nach dem Wohl seiner Kameraden. Leider konnten die Ihm nichts Positives mitteilen. Einer der Männer brach sich beim Sturz Joch- und Schlüsselbein, ein weiterer kugelte sich den Steiss aus und der Dritte erlag seinen Verletzungen (Schädelbasisfraktur, vierfacher Kieferbruch, offener Hüftknochenbruch und eingerissener Fußnagel) noch vor der Ankunft beim mysteriösen Auftraggeber, dessen Identität mir noch mitgeteilt werden sollte. Ich saß im Bus und spielte mit meinem Rubik´s Cube-Zauberwürfel, als der persische Fahrer und offensichtlich Anführer der Kabachencrew mir mitteilte, ich solle mir keine Sorgen machen, mir würde nichts passieren. Er würde mich zu seinem Auftraggeber fahren, der mich um etwas bitten wolle, was fernmündlich nicht diskutierfähig sei. Dafür gab es nur 3 Möglichkeiten: Entweder, meine Psychotherapeutin hat Wind von meiner angezettelten Aufklärungsaktion rund um Ihre Hehlerei bekommen, die Rossmann-Türkin hat das Erbe Ihres im Krankenhaus jüngst verstorbenen Vaters angetreten (neben der Schneiderei verkaufte er noch Speed und Thailänderinnen an Mitglieder des NPD-Ortsverbandes und machte so Millionen) und will nun meinen Cunnilingus käuflich erwerben oder Thomas Gottschalk will mir endlich die Moderatorenrolle für „Wetten, daß…“ übertragen. „Herr Gottschalk erwartet sie bereits, MC Winkel!“, sprach der Perser just in dem Moment meines letzten Gedankens. Ich wusste es.
Thommy war guter Dinge. Sein breites Grinsen liess seinen Kopf horizontal mittig getrennt wirken, die Mundwinkel verschwanden gänzlich hinter den Ohrläppchen und waren von vorne gar nicht mehr zu sehen. „Ja Hallo MC, schön Dich zu sehen!“, schrie er schon bevor ich den Bus verliess, ca. 250m von der Eingangstür seines geheimen Anwesens in Plön. Ich stieg also aus und zog die Leiche des verstorbenen Kidnappers hinter mir her. Sie hatte sich versehentlich mit meinen Flaschenöffner am Schlüsselbund verheddert. Der Fahrer kümmerte sich zunächst um seine stark verletzten Kollegen, bevor er mir eine Krone aufsetzte und mir Discoroller unter die BOSS-Schuhe schnallte. Ich sollte den übrigen Weg schließlich nicht vollständig zu Fuß zurücklegen müssen. Eine faire Geste, wie ich empfand. „Ja MC, gut schaust´ aus!“, schrie Gottschalk in gleicher Lautstärke wie zuvor, als ich direkt vor Ihm stand. Ich zog eine meiner Autogrammkarten aus meiner linken Sakko-Innentasche und schrieb die Lettern „REDE LEISER, PISSER“ auf die Rückseite und hielt Ihm diese vor seine Nase, die tatsächlich größer als Südamerika ist. Schenken wollte ich Ihm diese Karte nicht, ich hatte nicht mehr so viele. „Aaaaah, ah, mein Lieber, ich versteh´! Jaja, leiser, leiser…“, sagte er und reduzierte die Lautstärke seiner widerlichen Stimme. Er ging in sein kitschig eingerichtetes Wohnzimmer und fingerschnippte seiner kubanischen Haushälterin, mit der er vor meiner Ankuft offensichtlich noch schlief (es linste eine blonde Thommy-Ponylocke durch den Reissverschluss Ihres Bediensteten-Hosenanzuges), zwei Mal zu. Sie brachte mir daraufhin eine 0,33L-Flasche Holsten, welche ich dem Thommy in dieser exakt abgestimmten Temperatur (+4,66°C) gar nicht zugetraut hätte. „MC, ich habe Dir etwas anzubieten!“, sprach Thommy geheimnisvoll. „Ich hab doch schon ´n Bier!“, witzelte ich zurück, kniff souverän mein rechtes Auge zu und lockerte mit dieser brillianten Spruch-/Gestikkombination die Athmosphäre. Thommy lachte. Er lachte so, wie ich zuletzt Tatjana Gsell lachen sah, als sie von dem Tod Ihres Mannes erfuhr. Laut, ehrlich und von ganzem Herzen. Mit einer imaginären Kehlenschnitt-Geste zwang ich Thommy aufzuhören und fragte „Okay, Oh-Gee, um was geht es?!“, obwohl ich seine Antwort bereits kannte…
(Fortsetzung folgt!)
Interessantes aus einem Starleben
Dass der MC kein unbekannter ist weiss ich, das wissen wir alle. Momentan hat er ein hei?es Ding laufen und das kann man auch im vierten Teil seiner Runtime nachlesen. Voller Spannung, mit Schweissperlen auf der Stirn mit Herzrasen wie ein Rind auf der…
Ich werd bekloppt… Wie lang is denn die Werbepause? Die Spannung is ja unerträglich… Nimm dir Urlaub, kündige, sperr dich irgendwo ein… Nur bitte, lass die Finger nicht von der Tastatur und liefere die Fortsetzung!!! :-)
… kann mich den obigen Kommentatoren nur anschliessen! Wann kommt Part V?
Echt blumig geschrieben und he! Gratulation zum 200ten Artikel. ‚*WART auf Teil V von ???*‘
ich versuche nicht alles mir bildlich vorzustellen, dass ginge wohl über meinen verstand.
Gibt es eigentlich wirklich Menschen, die ihr Bier so genau temperieren? Die Vorstellung auf jeden Fall grandios, das holt den Snobtouch des Rotweinthermometers angenehm auf die Prollebene runter. Freu mich schon auf Teil5.