Lil‘ MCs erste Aushilfsjobs – Heute: Haushaltsverteilung
Als 14jähriger mit Commodore 64 und Datasette brauchte man zu meiner Zeit nur eine Sache: Geld; für eine Floppy (das war so ein Diskettenlaufwerk. Heute zu vergleichen mit einer PS3, die mit einem Holzlenkrad betrieben wird – da würd‘ man ja auch auf einen Bluetooth-Controller sparen. Falls nicht: Props!). Und wie kommt man zu Geld, wenn man in jungen Jahren noch weniger drauf hat als eine Margarita? Aushilfsjobs. Nur – welchen? Ich konnte wirklich nichts, selbst bei Frogger war für mich nach Level 3 Game Over – zum Glück hatte Muddern eine Idee: „Lil‘ MC, du trägst jetzt Werbeflyer aus! Hier, die 1.000 Stück, bitte in der Neubausiedlung, bis Freitag Abend.“.
Es handelte sich um so eine Lotto-Sonderziehung. Ich flankte also an 4 Nachmittagen über 1.000 Sonder-Lottoscheine in freistehende und Reihenhäuser und bekam für diese knapp 10 Stunden Arbeit genau: 20 Mark. Das wären heute umgerechnet eine MP3-Pladde bei iTunes, 11 Kugeln Eis oder ein White Russian an der Hotelbar. Auch wenn ich zu doof für DonkeyKong war – dass dieses Geschäft eher defizitär lief, roch ich sofort. Zumal auch nur 5% von den verteilten Losen tatsächlich abgegeben wurden – und nur diese waren im Endeffekt ausschlaggebend, wie Milch für Asiaten.
Meine Bauerschläue machte sich zu diesem Zeitpunkt vermutlich das erste Mal im Leben bemerkbar: ich hatte die Idee, für die nächste Lotto-Aktion in der Zeitung zu annoncieren. Ich schaltete also mit verstellter Stimme beim Express eine kostenlose Chiffre-Anzeige über die nächste Sonderziehung und bat die Interessenten, sich direkt zu melden. Die 50 Rückläufer würde ich dann gezielt ansteuern und müsste nicht wieder 4 Nachmittag verbrennen. „Lil‘ MC, verteilst Du wieder für die nächste Ziehung!“. „Aber sicher, Mutti. Diesmal geht’s sogar noch schneller!“. Von meiner Anzeige erzählte ich nichts. Glücklichweise, es meldete sich exakt: Einer. Ich musste also Überstunden einschieben.
Anschließend beendete ich meine Haushaltsverteilungs-Karriere, irgendwie musste es doch einfacher gehen, das Geld für die Floppy zu bekommen. In der gleichen Ausgabe vom Express fand ich dann das Job-Angebot „ansprechende, junge Leute für den WorldOfMusic-Abspielservice gesucht. Musikkenntnis vorausgesetzt.“. Als treuer Bravo-Leser hatte ich seinerzeit in Sachen Musikszene mehr Überblick als Glubschäugige, das einzige Problem: ich war sehr groß und schlank (1,80m/51kg) und mit meiner Weitsichtigkeits-Plastikbrille sah ich im Profil aus wie eine umgedrehte Suppenkelle mit Aschenbecher-Bauchladen, den allerdings am Kopf. Das Vorstellungsgespräch war das zweitdemütigendste Erlebnis in meinem Leben, gleich nach der Frage nach dem Grad meiner Behinderung, als ich eigentlich nur Antibiotika aus der Apotheke holen sollte (ein lispelndes Kind mit +4 Dioptrien, welches „Benzylpenicillin“ aussprechen soll – schönen Dank nochmal).
Ich merkte: Nebenjobs sucken, das war einfach nichts für mich. Zum Glück stand die Konformation ins Haus wie fehlkonstruierte Carportdächer, dort gab’s dann satte Sechzehnhundert – naw that’s what I call a Stundenlohn! Die Floppy kaufte ich mir direkt am Montag drauf und was ich mit dem Rest des Geldes machte, erzähle ich lieber ein anderes Mal. Eine Zweitkonfirmation im Folgejahr lehnte unser Pastor seinerzeit übrigens ab. Auch ein Grund, warum ich dort die Mitgliedschaft inzwischen kündigte.
„mit meiner Weitsichtigkeits-Plastikbrille sah ich im Profil aus wie eine umgedrehte Suppenkelle mit Aschenbecher-Bauchladen, den allerdings am Kopf.“ *Gröhl*
Wuuuuuuunderschön… Danke für die (ja, gab mehrere) Lacher vorm „zu Bett gehen“, wie meine Omma immer zu sagen pflegte!
Immer wieder gern.
Gute Nacht
Na komm, damals 20 Mark sind umgerechnet locker zwei White Russian und ein Long Island Ice Tea, der Kurs ist schließlich gefallen wie Spiderman vom Empire State.
Sonst recht unterhaltsam.
Zweitkonfirmation….haaaaaha..
made my day…so dachten ziemlich viele glaube ich. Ihr habt dieses Event also schon damals nur auf Grund des Geldes durchgezogen ;)
Ach ja, das erinnert mich ans gute alte Zeitungen austragen immer Mittwochs. War immer sehr schön wenn es geregnet hat. Aber kannst sagen was du willst: gab damals nichts cooleres als ein paar Mücken in der Tasche zu haben!
Hahahaa, geil, diese Selbstironie ! Sehr sympathisch – und lustig !
Hustler.
Ich bin im Haus wie Mieter, ihr habt weniger drauf als eine Pizza Margarita… ich muss diesen BO Song unbedingt mal wieder hören.
Sie, werter Herr Winkelsen, haben hoffentlich den Apotheker angezeigt!
Herzlich
Ihr Schoss
„ausschlaggebend, wie Milch für Asiaten“
„mehr Überblick als Glubschäugige“
„tand die Konformation ins Haus wie fehlkonstruierte Carportdächer“
aalter, drei gute in einem posting. hervorragend
Wenn Muddern schon „Li’l MC“ sacht, dann schmeiss ich mich wech vor Lachen!
Ich weiß kaum etwas über Ihre Vergangenheit und was mir bekannt ist, darauf scheiße ich. Aber hatte Ihre Mutter eine Lottoannahmestelle oder hat Sie die Dinger nur gebastelt, damit Sie sie im Rahmen einer ABS verteilen können? Meine Mutter ließ mich immer Kartoffeln verteilen, aber da war sie schon lange tot. Das muss man zu ihrer Verteidigung hinzufügen.
Als Atari-Pac-Man-Meister aus den Achtzigern kann ich auf diese Zeit einen warmen Blick werfen.
Schlacksig und Brille, dann warst du wohl das Vorbild aller Hipster?!
meine älteren cousins hatte den c64 auch… ich durfte dann erst mit dem amiga 500 einsteigen… der hatte das laufwerk zum glück integriert ;) ach herrlich und der geht immernoch!
@Webdesign Kiel: damn right
@Steffen: Früher abwertend Nerd, heute trendy Hipster.
PS:
Die Kündigung im letzten Satz fand sehr humoristisch!
@mellyray: :)) … dafür mach ich diesen Quatsch ja! Danke…
@Jaycee aus dem Atomlabor Wuppertal: Je nachdem, an WELCHER Hotelbar, nä! Die Hotels, in denen ich so herumchill‘, die haben da echt gepfefferte Tarife! :)
@Toby: Hätte ich nichts dagegen gehabt. Und das dusselige „Vater Unser“ und den Psalm Twentythree hatte ich ja nun auch schun bauf! ;)
@singhiozzo: War schon nice, zumal man ja sonst keine Fixkosten hatte, nä! :)
@o.: Naja, wer so wie ich (gerade in den letzten Vlogs) raushaut, der muss auch immer mal wieder sagen, dass auch er nur mit Wasser kocht. Ist doch so. Wir gehen doch alle um 20h scheißen! :)
@sebastian: Und zwar ein motherfreakin‘ Hustler! :)
@Thomas: Wolltest Du nmich outen, Du Hund?! Ganz ehrlich: der fiel mir selbst ein, liegt aber ja auch nah! :)
@Erdge Schoss: Und seine Mudder gleich mit, Herr Schoss!
@Webdesign Kiel: Weltklasse, oder? Ich sag’s ja! ^^
@Kiki: … das tut sie selbst vermutlich auch! :)
@vergraemer: Sie, Herr Vergramski, haben da einen kleinen Vertipper drin. Sie meinten „darauf schieß ich“, oder? Die Frage ist: womit?
@KleinesF: Echt? PacMan hab‘ ich auch immer nur 2 Level geschafft, dann waren die 3 Leben weg. :)
@Steffen: Emser Winkelson, seiner Zeit mal wieder 30 Jahre voraus! :)
@derby: Neee, der hatte keine Steez mehr! Hab den und noch ein paar weitere Kisten übersprungen (ging zwischen 88-97 lieber trinken) und bin dann bei 4/86er wieder eingestiegen. :)
@Phil v. Sassen: ist aber auch so! Nicht, dass man irgendwann via Kirchensteuer sein Konfi-Geld wieder ausgegeben hat! :)
Mmh, ich glaube, die gute alte VC1541 hat damals entspannte 700 Mark gekostet, oder?
Ich meine mich jedenfalls zu erinnerrn, dass meine Eltern ~1500 Euro für C64, VC1541 und eine Drittanbieter-Datasette gezahlt hätten.
Kindheitserinnerungen werden wach.
(ok, Jungenderinnerungen – will meinen ja nix andichten)