Alkohol ist ein großes Hindernis auf dem Weg zu einem tieferen Bewusstsein #Diary

[Mit Nico G. vor dem „Lammer’s Eck“, 2008. Symbolbild.]

Die zwei größten Probleme, die mir in meinem Leben immer im Weg standen: Alkohol und das eigene Ego. Ohne diese beiden Dinge wäre mein Leben vermutlich komplett sorgenfrei verlaufen, was dann aber auch a) ziemlich langweilig gewesen wäre und b) ich nicht da gelandet wäre, wo ich jetzt bin. Jede erfolgreiche Person hat eine schmerzhafte Geschichte hinter sich. Und jede schmerzvolle Geschichte hat meistens ein erfolgreiches Ende. Also akzeptiere ich den Schmerz und freue mich auf das Gute, was in meinem Leben noch so kommen wird. Dieses Mal allerdings: ohne Suff.

Schön im Scroll

Was hat man sich in jungen Jahren nur für einen reingepeitscht. Es begann direkt nach der Schule, eigentlich sogar schon zu Schulzeiten. Auf unserer Abschlussfeier war ich selbstverständlich wieder der Veranstaltungsvollste. In kleinem Kreis hatten wir zuvor angefangen, zu trinken. Seinerzeit glücklicherweise nur Bier, wir tasteten uns so langsam vor. Meine Grenze lag bei vier 0,33L-Bieren, danach befand ich mich im sogenannten „Scroll“. Eine Bezeichnung, die mein Freund und Mitschüler aus der Parallelklasse, vielleicht sagt Euch der Name Jerry B. Anderson etwas, erfunden und etabliert hatte. Gemeint war der abgehackte Scrolltext in C64 Spieleintros. Der lief Mitte der 80er Jahre natürlich noch nicht so fließend wie auf heutigen Spielkonsolen, gleiches passierte nach ein paar Bieren. Man schaut von links nach rechts und die Bilder laufen nicht mehr flüssig, sie kommen abgehackt und zeitversetzt daher.

„Schön im Scroll sein“ war damals immer das, was wir uns für die Wochenenden vorgenommen hatten. Aber zurück zur Abschlussfeier: ich erbrach mich kurz nach Mitternacht auf die Tanzfläche, schaffte es aber dennoch, im Anschluss auf die Telefonzelle vor dem Veranstaltungsort in Kronshagen zu klettern. Dort kam gerade die Mutter einer Klassenkameradin mit ihrem jungen Sohn an, um ihre Tochter abzuholen. Der Sohn sah mich auf der Telefonzelle, wie ich gerade mein Hinterteil entblösste (fragt bitte Niemanden in Kiel, wer der Ströhemann Vollmond ist) und war beeindruckter als leere Tabletten-Blisters, ein Ereignis, welches ihn für sein Leben prägte. Er wurde später übrigens DJ, nicht nur in meiner späteren Band, sondern auch einer der Bekanntesten in Kiel (Shoutout H-yo!).

Sonst kaum Hobbies

Die Ausbildungszeit war vermutlich die schlimmste Suff-Phase meines Lebens. Zum ersten Mal hatte man etwas mehr Geld als die monatlichen 50 Mark Taschengeld, brauchte jedoch keine Miete zu zahlen. Wobei doch, ich musste von meinen 550 Mark Monatslohn (für 160 Stunden Arbeit, inklusive Dauermobbing und „Mahlzeit„-Begrüßung) 200 Mark zuhause abgeben. Blieben immer noch 350 Mark, die für Musik-CDs, Zigaretten und Alkohol draufgingen. Wir Pader Ruler hatten sonst nicht viele Hobbies (ach doch: Butterfahrten!) und nach 5 Scroll-freien Arbeitstagen waren der Freitag und der Samstag natürlich safe im C64 Intro-Mode.

Sämtliche Montage während meiner Ausbildungszeit erlebte ich in einer Art Schwebezustand. Mein Körper war zwar da, der Geist hatte jedoch noch harte Entnebelungsaufgaben vor sich. Zu blöd auch, dass ich ab dem zweiten Lehrjahr ausgerechnet am Montag Berufsschule hatte. Entweder ich cancelte direkt und blieb einfach liegen (Shoutout Nero!) oder ich ging hin und schaute sechs Stunden mit leerem Blick auf die Tafel, optional malte ich Tags und Graffiti in mein Schulheft. Das war dann auch der Grund dafür, dass es bei den Abschlusstests schwieriger lief als auf öligen High-Heels, aber irgendwie schaffte ich es gerade noch, wenn auch etwas später.
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[Teil 2]

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