Liebes Tagebuch, ich hätte da wieder was

Liebes Tagebuch

Morgen ist es exakt 9 Jahre her, dass ich nach Spanien gekommen bin und das wäre doch vielleicht ein guter Aufhänger, mal wieder mit dem Aufschreiben von normalen Sachen anzufangen, so wie man es damals™ so betrieben hat. Weil: Es gibt so viel zu erzählen und es wäre ja schade, wenn einige Dinge dieser letzten Jahre für immer unerwähnt blieben. Ich kann euch schon einmal grob die Richtung vorgeben: es werden mindestens zwei Zuchthäuser thematisiert und es wurden Hühner beim Luxusuhren-Händler geopfert. Es geht um selbstgesetzte Hepatitis-Impfungen, mexikanische Drogenschmuggeleien und um sehr gut versteckte Nokia-Handys. Außerdem um Eheerschleichung und Eingehungsbetrug inklusive Versprechen auf Schenkung einer Millionenvilla. Und leider gibt es auch noch eine sehr traurige Erbschleicher-Geschichte.

Kommt der Kieler Dorfdepp in den Luxus Badeort Marbella. Warum eigentlich?

Diese Frage stellte mir neulich Jemand, und ob ich das irgendwo einmal aufgeschrieben hätte. Klar, hier und da. Aber gerne noch einmal: Das Wetter ging mir massiv auf den Stickpresentatorman, das war tatsächlich mein Hauptgrund. In Kiel regnet es im Schnitt an 200 Tagen im Jahr, ich hatte das mit einem Taschenrechner überprüft: das ist jeder 1,8te Tag. Die Costa del Sol hingegen wirbt mit 320 Sonnentagen pro Jahr, das klang mir etwas komfortabler. Dazu kam die aufkommend schlechte Stimmung im Land. Das war 2016, ich hatte ja keine Ahnung.

Jedenfalls lag die AfD damals™ erstmals bei 12-13%, Vorhersagen deuteten 15% an und ich mag Nazis halt nicht so gern. Und mit diesem AlsHitlerKamWandertenDieSchlauenAus 2.0 Warrior-Style konnte ich mich an sich recht gut identificaten. Dazu kam, dass ich schon lange dabei war, einen ausgeprägten Alman-Hass zu entwickeln. Als Alman. Ich war mir sicher, dass es nirgendwo ekelhaftere Gestalten als diese schwarzrotgoldenen, erzkonservativen Uringesichter (Franken schlimmste!) geben würde; kannte damals™ die Briten aber auch noch nicht so gut. Außerdem: wie geil ist das denn bitte, sich halt einfach in die Sonne zu verpissen, weil man ja irgendwie von überall aus arbeiten (haha) kann. Ich machte das doch sowieso schon seit Jahren. Ob zuhause am Desktop oder auf Reisen im Hotelzimmer am Macbook – Zweiteres viel geiler. Also gar nicht länger drüber nachdenken, einfach machen jetzt.

Wie waren denn eigentlich die Voraussetzungen?

Eher mittel. Ich konnte noch kein Wort spanisch, war aber fest überzeugt, das schnell zu ändern. Es gab aber auch sehr viele Dinge, die erstmal wichtiger waren und ich hatte einfach richtig Bock, meine Lebensumstände noch ein bisschen zu optimizen. Hank Moody Kielofornication-mäßig, immer leicht einen sitzen und slightly bekifft. Schwarzes Hemd und Hose hängt tief, gerne etwas mehr bumsen und sowieso warten die Marbellis doch bestimmt nur darauf, dass endlich mal jemand den norddeutschen Mutterwitz represented.

Ich hab mir damals™ sogar ein Foto von mir in dem Infinity-Pool meiner ersten Behausung (das hier) auf ein T-Shirt gedruckt und war mir sicher, dass wenn ich das den Ladies am Puerto Banus zeigen würde, ich noch heftiger scoren würde als Kane. Die Wahrheit war: Es gab schon genug Angeber aus Nordeuropa, die alle viel geiler aussahen (fckn Skandinavier, echt hübsche Menschen) und freistehende Villen besaßen, nicht nur so ein lumpiges Apartment. Meinen süßen und leicht angelispelten Nordic-Slang verstand hier niemand, stattdessen hörte ich häufiger die Frage, ob ich Schmirgelheini die Zunge beim Reden nicht vielleicht mal lieber im Maul keepen könne. Dann musste ich auch noch feststellen, dass man ohne Haaransatz wie Undav oder Wagenknecht (wie geil dass die Fvtt gone ist btw) gar nicht erst am Türsteher vorbeikommt und all so Sachen. Naja, Puerto Banus ist auch gar nicht so gut wie alle immer sagen.

Liebe Grüße!

Aber ist auch alles egal. Was ich heute nur sagen möchte: ich schreib hier jetzt wieder Tagebuch. Nicht täglich, aber 2x die Woche sollte drin sein. Ich hab drei Sachen: extrem Bock, ein gutes Gefühl und sehr viele Anekdoten. Und weil ich weder mir noch sonst irgendjemandem irgendwas beweisen muss, kann ich hier jetzt so frei Aufspielen wie niemals zuvor. Ich kann nicht versprechen, dass alte WeggefährtInnen, die aufgrund von Hurensöhnigkeit jetzt keine mehr sind, hier nicht unterschwellig bis aufs Blut beleidigt werden – und das gilt dieses Mal auch für die Familie, liebe Grüße. Hat sich ein bisschen was angestaut und das will jetzt buten;
I see dead people
___
[Ich mache die Diary-Einträge wie damals™ auf 9.00h, 2x die Woche]

Kommentare

8 Antworten zu “Liebes Tagebuch, ich hätte da wieder was”

  1. Ekrem sagt:

    Ich freue mich! Keep them diaries coming!

  2. Sahra sagt:

    Da fühlt man sich gleich wieder mindestens 10 Jahre jünger beim Lesen! <3

  3. Dansen sagt:

    Yes, Sir! So soll das sein! Weekly MC und Stories aus der neuen Hood! Es gibt noch Hoffnung!

  4. Mathias sagt:

    Nice, 3 Comments mit Foto, alles wie 2005. :) Ich weiß noch, wie ich damals ewig geschrieben habe, aber Niemand sagte irgendwas. Und nach einem Jahr oder so hatte man dann regelmäßig 4 Comments, bereits am Vormittag. Das bedeutete seinerzeit die Welt für mich, haha.

    @Ekrem: Dich gibt’s noch?! Freut mich sehr, Dich hier zu sehen. Jaman, mir fehlt der (ich sag’s jetzt) künstlerische Level in meinem Leben. Ein Musiker muss Mucke machen, ein Maler muss malen, ein Autor muss schreiben…

    @Sahra: Beim Schreiben sind’s sogar 20 Jahre, haha. Trotz – oder gerade wegen – all der Inner Work der letzten Jahre, lass das hier einfach einen Ausgleich zu den conscious Inhalten auf WHUDAT sein, Yin kann es ohne Yang nicht geben.

    @Dansen: Danke Dir, Dansen! Nach Ewigkeiten mal wieder einen Comment auf WHUDAT zu flippen, wer hätte das gedacht.

  5. FrauVau sagt:

    Na, ich bin jedenfalls gespannt.. :-) (und ich weiß ja welchen Franggn du meinst, hoffe sehr, dass ich da als ehemalige Würzburgerin nicht auch durchs Frankenraster falle)

  6. Sandra sagt:

    Ich hab es ja nicht so mit Popcorn, aber gespannt bin ich trotzdem. Hau raus die storys.

  7. Robert sagt:

    Deine Diaries sind für mich schon jetzt das Comeback des Jahres. Bin gespannt.

  8. Mathias sagt:

    @FrauVau: … also DEN ja sowieso. Aber ich komme hier bald mit einer Geschichte, … Du wirst nie wieder erzählen, dass Du aus Würzburg kommst (wobei ich Würzburg ja super finde, war 1x da und habe nur nette Leute getroffen).

    @Sandra: geht los! :)

    @Robert: Danke Dir.

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