Ängste überwinden und durchatmen
Emotionen prägen den Menschen und bestimmen sein gesamtes Handeln. Das gilt für positive Gefühle ebenso wie für die negativen. Ein schönes Beispiel dafür ist die Emotion „Angst“. Einerseits dient sie dem Körper als Warnung und schützt ihn vor lebensbedrohlichen Situationen, andererseits ist sie im Übermaß eine starke Belastung und kann sogar so weit führen, dass die Angst das gesamte Handeln des Menschen bestimmt. Statt instinktiv auf bestimmte Vorfälle zu reagieren, lähmt diese Emotion und verhindert eine geistige Weiterentwicklung.
Wie Angst unser Leben bestimmt
Schon seit der Kindheit wächst der Mensch mit verschiedenen Emotionen auf, die ihn prägen und dazu beitragen, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Gerade die Angst ist beim Kind ein vertrauter Begleiter und reicht als Emotion bis ins Erwachsenenalter hinein. Kinder gruseln sich vor Gespenstern, vor dem schwarzen Mann, vor Dingen, die ihnen unbekannt sind. In der Schule entstehen oft Ängste durch Leistungsdruck und schlechte Noten. Diese Gefühle setzen sich fest, dringen bis ins Unterbewusstsein ein. Oft sind sie tief verscharrt und führen so weit, dass sich Menschen unbewusst durch ihre Ängstlichkeit leiten lassen. Sie wagen wenig, ziehen sich in ihre Komfortzone zurück und verbergen sich dahinter wie eine Heizung hinter der Heizkörperverkleidung. Sie ziehen ein Leben vor, das nach strikten Regeln verläuft, die nicht selten durch fremde Einwirkung diktiert werden. Die Angst, aus der Gewohnheit auszubrechen, ist größer als der Wunsch, einen unglücklichen Zustand zu überwinden.
Warum wir Angst haben
Grundsätzlich ist Angst ein ganz natürliches Phänomen und gehört zum typischen Gefühlsspektrum des Menschen. Sie hat uralte Wurzeln und diente früher der existenziellen Sicherung. Ihre Aufgabe ist die Warnung vor Gefahren und die Mahnung zur Vorsicht. Im Angstzustand stößt der Körper eine erhöhte Energie aus. Diese ermöglicht ihm, schneller zu rennen oder mehr Kraft zu entwickeln. Ein kurzer Angstschub ist nicht tragisch, wird das Stresshormon jedoch immer wieder ausgeschüttet, kommt es zu einer Belastung für Körper und Geist.
Wann Angst zur Gefahr wird
Nicht nur pathologische Ängste werden zum Problem. Vor allem wächst die Unzufriedenheit, ohne dass sich Menschen ihren Zustand erklären können. Sie fürchten sich vor einer Zukunft, vor Menschen, vor Einsamkeit, Krankheit und vor Entscheidungen. Sie verzichten lieber auf etwas, als sich dem Ganzen zu stellen. So wird die Angst allmählich zum Wegweiser. Sie bestimmt jeden Schritt, ohne dass sich der Mensch dessen bewusst ist. Die Angst wird mit Surrogaten und Konsum überdeckt, um sich einzureden, alles wäre gut. Leider bricht sie jedoch irgendwann immer hervor. Dann folgt ein Zusammenbruch oder die Erkenntnis, dass alles sinnlos ist. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen und diese genau zu definieren. Wer die eigentlichen Ursachen erkennt, kann sie auch beseitigen. Der Weg dorthin beginnt mit der Selbsterkenntnis.