Alkohol ist ein großes Hindernis auf dem Weg zu einem tieferen Bewusstsein #Diary // Teil 2 #scroll

[Marvin Gaye und seine Ex-Frau Janis Hunter Gaye (R.I.P., beide) am Saufen, Symbolbild]

[Teil 1 hier]

Andere Bedingungen, andere Bindungen

Nach der Ausbildungszeit zog ich mit meiner damaligen Freundin in die erste, eigene Bude in der Kleiststraße in Kiel-Belvedere, Wik. Der Freundeskreis, den ich heute eher als „Interessenverband Gruppenbesäufnis“ bezeichnen würde, wechselte innerhalb der nächsten 2-3 Jahre. Immer weniger Pader Ruler trafen sich an den Wochenenden und gingen gemeinsam aus, dafür kamen neue Bekanntschaften aus dem neuen Job hinzu. Ein organischer Wechsel, bis irgendwann nur noch 2-3 der alten Mettenhofer #24109 Leute übrig blieben, sich dafür aber im Gegenzuge 7-10 neue Teilnehmer aus anderen Lebensbereichen und Stadtteilen dazugesellten. Was jedoch als feste Konstante blieb: der Scroll.

Ich hätte ein viel erfüllteres Leben haben können, wenn ich mich an den Wochenende nicht so regelmäßig aus dem Leben geschossen hätte. Natürlich wollte man Ladies kennenlernen, das war neben dem Thema Saufen immerhin 50% Hauptintention, überhaupt in einen Club zu gehen. Wenn Du allerdings um 4.00h morgens rotzevoll taumelnd über dem Barhocker hängst, wird das schwierig (Ausnahme: Einraum-Raucherkneipen, die ich aber glücklicherweise stets mied). Sonntage haben im Zeitraum 1998-2005 in meinem Leben quasi nicht stattgefunden. Man lag den ganzen Tag in Delirium-Nähe im Bett (immerhin Wasserbett), Kopf und Körper taten weh. Am Abend kroch man irgendwie gerade noch so zum Telefon, um sich eine fettige Salami-Pizza (mit extra Feta) zu bestellen, das wars. Das Erste, was man übrigens feststellt, wenn man mit dem Trinken aufhört: die meisten waren nie wirklich Freunde.

Die Mucker-Zeit

Ab 2005 wurde das mit meinem neuen Hobby, diesem Blogkram da, glücklicherweise so interessant, dass ich einen Ausgleich gefunden hatte. Weniger Stammgetränke, mehr Kreativität. Ich liebte es, einigermaßen irrwitzige Blogtexte zu schreiben. Tagebuch im Internet, geile Idee. Als das dann immer größer wurde, trat ich nebenbei noch der Sprechgesangskapelle „Büro am Strand“ bei, dessen Gründungsmitglieder Nico und Jörg schon sehr lange liebe Freunde waren. Wir trafen uns regelmäßig an den Wochenenden in den Kieler Clubs. Erneut wechselten sich die Teilnehmer des Interessenverbandes und es wurde auch deutlich weniger getrunken.

Zwei Mal die Woche trafen wir uns, plus erste Rehearsals und Auftritte, die natürlich ebenfalls an den Wochenenden stattfanden. Ob im Studio, bei den Proben, Backstage vor und nach dem Auftritt, eine Sache war immer reichlich vorhanden: Bier. Unser größter Hit war dann auch noch die Kater-Nummer, „Immer wieder Sonntags„, absolut authentisch. Wir merkten selbst irgendwann, dass wir mit den Getränken mal etwas vorsichtiger sein sollte und pausierten für 100 Tage, auch darüber gibt es einen Song. Bereue aber nichts, letztlich kann ich mir niemals vorwerfen, in meinem Leben nicht genug gefeiert und gelacht zu haben, das war schon schön.

Schwitzkasten

Die Zeit des erfolgreichen Bloggens/meiner Selbstständigkeit habe ich ja neulich erst grob umschrieben. Auf all den Reisen wurde natürlich auch gefeiert. Minibars im Hotel, Sektempfang in der Lobby, dann das große Dinner, „Rot- oder Weißwein?“. Die Menschen, die Orangensaft, Cola oder noch schlimmer – Wasser! – bestellten, wurden von 98% aller Anwesenden, inklusive des Personals, ausgelacht. Einmal wurde sogar eine trockene Alkoholikerin, die sich Eistee bestellte, von dem Teamleiter der Abteilung Fashion Relations einer großen Modemarke in den Schwitzkasten genommen, als keiner guckte. Er tröpfelte ihr 2cl Sambuca durch die Nase, damit sie endlich im Scroll ist und später gut über das vorgestellte Produkt schreiben würde. Stimmt natürlich nicht, fehlte aber nicht viel.

Da ich ab Mitte 30 Alkohol tatsächlich immer schlechter vertrug, beschloss ich, die Flasche mal ganz wegzulassen. Glücklicherweise ist es nie zu einer wirklichen Abhängigkeit gekommen, dazu war ich trotz ewiger Verlockung immer achtsam genug. Meinen Konsum konnte man von dem Moment an als „moderat“ bezeichnen. Unter der Woche vielleicht mal ein Bier, am Wochenende 2-3 Gläser Wein, aber nie so viel, dass es am nächsten Tag schmerzen würde. Ich kenne meine Grenze da inzwischen sehr genau. Ausnahme: Corona-Zeit. Ich habe gerade zu Beginn (ab März 2020) dann doch relativ häufig nachgeschenkt. Und dass obwohl ich wusste, dass mir dieses körperfremde Zellgift, eine Droge gefährlicher als Heroin, nicht gut tun würde. Aber wem hatte ich in Lockdown-Zeiten schon irgendwas zu beweisen, in Jogginghose und mit Augenringen größer als Luxemburg ging ich 2x am Tag mit dem Hund raus. Die Nachbarn hatten auch alle Pegel, eine zum Schneiden dicke Alk-Fahne lag hier über dem Berg, alles war noch viel egaler als sonst schon. Parallel klatschten allabendlich Leute vom Balkon, auch das musste erst einmal mit einem schönen Ribera del Duero wegkompensiert werden.

Und wie ist das nun mit dem neuen Bewusstseinszustand?

Das geht nicht so gut. Ein richtiger Scroll, so wie man ihn vielleicht noch von früher kannte, ist ausgeschlossen. So eine Festplatten-Neuformatierung, eine handfeste Rüstungshineinknisterei ist einfach nicht mehr drin. Alkohol verhindert den Zugang zur Consciousness massiv, man erleidet immer wieder neue Rückschritte. Man ist durch Alkohol sehr schnell wieder in seinen eigenen Gedanken gefangen, außerdem wird der „Pain-Body“, also die für Depressionen zuständige Ebene, weiter gefüttert. Es ist ein Teufelskreis: man ist gerade conscious, macht Fortschritte, säuft und muss dann immer wieder erneut über Los gehen.

Dazu habe ich hier noch ein Video von Eckhart Tolle, welches genau dieses Thema behandelt. Wer gerade die ersten Awakening-Momente bei sich festgestellt hat, wer gerade zum ersten Mal die eigene, ewig redende Stimme in seinem Kopf entdeckt und diese zu beobachten verstanden hat, sollte für eine Zeit einmal gar keinen Alkohol trinken. Wer bereits conscious ist, wer sich jederzeit mit seiner tieferen Dimension verbinden kann, der kann hin und wieder schon einmal ein Gläschen trinken, vielleicht auch mal zwei. Ich mache diesen Monat auf jeden Fall wieder den „Dry January“, meinem Körper und meinem Geist zuliebe. Was es sonst noch zu beachten gibt, schaut es Euch bitte an:

Is Alcohol Bad for Spiritual Awakening?

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