„Augen auf beim Eierkauf!“ – mein Struggle mit dem Ordnungsamt (2005)

Augen auf beim Eierkauf

Ein Geschichte, die ich damals natürlich nicht bloggen konnte – umso mehr freue ich mich heute, Euch dieses Highlight in Fettnäpfchentreterismus präsentieren zu können. In meiner Zeit als beanzugter Außendienstmitarbeiter im Vertrieb traf ich eine Menge Leute, partiell auch leicht angeschrägte, mit denen ich mich immer etwas besser verstand. Von daher: Augen auf beim Eierkauf.

Eines Tages empfahl mir ein Kunde (Versicherungsvertreter; per se alle schräg!) im Rahmen eines Besuches, mir doch so eine Ausnahmegenehmigung fürs Parken beim Ordnungsamt zu beantragen. Er selbst hätte sowas auch und mit diesem Wisch auf dem Armaturenbrett wäre es legitim, sowohl im eingeschränkten Halteverbot als auch auf dem Bürgersteig (!) zu parken. 10% meines damaligen Gehaltes ging für Strafzettel drauf, so einen Freifahrtschein hielt ich demnach für einen größeren Segen als jede Konfirmation, sogar ohne Oblaten. Ich äußerte Zweifel bezüglich einer begründeten Rechtsgrundlage, schließlich war ich nur ein größenwahnsinniger Spinner im Dreiknöpfer. Ich mein‘, da könnt‘ ja Jeder kommen! „Geh‘ einfach zu Frau Dornheim, ganz liebe Grüße! Ich schlafe in unregelmäßigen Abständen mit ihr.“. Ach so.

Zum Glück musste ich da nicht bei

Dornheim war mit diesen Argumenten einfacher zu überreden als Kehlkopfkranke. Sie gab mir sogar noch 1-2 Tipps und ich musste noch nicht einmal bei ihr bei, was mir aufgrund ihres eher albinoösen Grundcharismas sehr gelegen kam. Es lief dann auch eine lange Zeit hervorragender als Ron Perlamans Unterkiefer, ich parkte mit Ausnahme der Fahrbahnmitte quasi überall. Nur auf dem Gehweg vor meinem Fitness-Center, da gabs auf einmal Struggle.

Ich bekam Bußgeldbescheide, legte jedoch Einspruch ein und gewann. Bestimmt zwei oder drei mal. Und immer schrieb mich derselbe Ordnungsbeamte – ein gewisser Herr Seibert – auf. Ich musste zwar nie bezahlen, aber dieser Papierkram nervte mich, so gesehen beugte bog ich vor: ich druckte einen DinA4-Zettel mit der Aufschrift „AUGEN AUF BEIM EIERKAUF, SEIBERT! ICH DARF HIER STEHEN!“ plus Pfeil nach links, wo die Ausnahmegenehmigung lag. Diesen Zettel legte ich dann ebenfalls aus, was eine Woche für Ruhe sorgte. In der Woche drauf dann allerdings nicht mehr. Ich schlenderte gerade aus dem Gym, als ich von Weitem zwei Ordnungsbeamte meinen Wagen fotografieren sah. Ein Blitzlichtgewitter, als würde man Guttenberg in flagranti beim Scanner-Kauf erwischen.

„Augen auf beim Eierkauf“? Ob ich wohl bei Sinnen sei.

Zwei Wochen später im Büro dann der Anruf der Geschäftsleitungs-Assistenz. Was genau an diesem „Eierkauf“-Fotobeweis dran wäre und ob ich noch bei Sinnen sei. Zweiteres verneinte ich sofort mit dem Hinweis auf allein meine Frisur. Und die Sache mit dem Zettel?! Mir blieb nichts über, ich musste alles zugeben, bat jedoch darum, diese Angelegenheit auf dem kleinen Dienstwege zu regeln und die Geschäftsleitung nach Möglichkeit darüber nicht zu informieren. Man überlegte kurz, entschied sich aber dagegen. So wie es aussah hatte ich als damaliger Lackmeier mit ewig guter Laune und überhöhtem Mitteilungsdrang nicht nur Freunde dort. Was für mich bedeutete: Flucht nach vorn! Ich musste meinem Chef diese Sache erklären, bevor er es von Anderen erfahren würde.

An dieser Stelle ein ernstgemeintes Lob an Herrn E. Schmidt: egal, wie oft ich auch übers Ziel hinausschoss (und das war oft, könnt Ihr mir glauben!) – mit meinem Chef konnte ich immer reden. Natürlich sollte ich mich persönlich im Ordnungsamt entschuldigen (was ermüdend war, weil der Typ mir 30 Minuten aus der Straßenverkehrsordnung vorlas und ich dazu härter kopfnickte als auf einem WuTang-Konzert) und meine Strafzettel sollte ich drastisch reduzieren, aber die Abmahnung blieb aus. Am Abend gabs dann Rührei auf Schwarzbrot, mit Widmung: Seibert.

Kommentare

16 Antworten zu “„Augen auf beim Eierkauf!“ – mein Struggle mit dem Ordnungsamt (2005)”

  1. setann sagt:

    was für ein weichei, dieser s-ei-bert! der hätte dir dankbar sein sollen, dass du ihn kwasi vor dioxineiern warntest beim vorbogen…undank ist der ämter lohn.
    übrigens kann man sich auch hochschlafen um den europatoilettenschlüssel zu erhalten, inklusive standortplan! aber das würde hier zu weit führen…

  2. JMK sagt:

    nice one. Und jetzt hab ich Hunger

  3. Axel sagt:

    Die Geschichten vom jungen MC sind immer gut :)

  4. feronia sagt:

    Herrlich, und jetzt schönes Rührei zum Frühstück!

  5. Kiki sagt:

    Ersticke hier gerade vor Lachen, ganz großes Kino!

  6. singhiozzo sagt:

    Wunderbar, vor allem mit dem aktuellen Guttenberg Gag!

  7. Scholli sagt:

    Mit ‚Bestatter im Einsatz‘ – Zettelchen auf dem Armaturenbrett hat man vielleicht weniger Theater, Herr Winkel.

  8. o. sagt:

    Hehehe, Ron Perlman ! Der is ja so cool, mein neues Vorbild ;-)
    Witzig, ich hatte Dir SOA gestern empfohlen, ohne den Artikel hier überhaupt gesehen zu haben (eben erst Deinen Blog angesteuert)…

  9. Erdge Schoss sagt:

    Wussten Sie, werter Herr Winkelsen,

    dass Sie den Führerschein auch verlieren können,
    wenn Sie hackedicht bei rot über einen Zebrastreifen eiern?

    Herzlich
    Ihr Schoss

  10. H-yo sagt:

    rührei is echt ne gudde idea….

  11. Wunderbar – Rührei mit Schwarzbrot!

  12. MHW sagt:

    schönes dingsen. WuTang und Guttenberg :)

  13. Tobs sagt:

    Der Seibert.. hah.. bearbeitet der alle Knöllchen?!
    Jedenfalls ist er noch im Amt.. gerade erst wieder erfahren..

  14. die anke sagt:

    lieber herr winkel, linguistische hoechstleistung!! guttenberg beim scanner-kauf erwischen, traenen gelacht. da mach ich doch glatt ein ruehrei zum abendessen ; ) ruehrige gruesse

  15. n1Ls sagt:

    schönes dingsen. WuTang und Guttenberg :)

    seh ich genauso :D

  16. […] 2001 und schon wieder saß ich beim Chef. Außerdem dejavunös: ich musste nicht nur mit einer Abmahnung rechnen, dieses Wort konnte ich über Kopf auf dem Notizzettel meines Chefs sogar lesen. Ich hasste […]

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