Die Zunge des Fersenbeines

Nein, ich nenne keine Namen aber ich halte es einfach nicht mehr aus, Euch folgendes vorzuenthalten: ich habe im Freundeskreis einen Fußfetischisten! Nun guckt nicht so. An sich ist das ja nichts Verwerfliches, solange man mal von Parmesanhacken und Zwischenzehgerümpel absieht.

Ich selbst bin da ja nicht ganz so veranlagt. Und es gibt da ja allerlei Ferkelism unter den Fetischen; da ist sowas wie Füßemögerei ja noch relativ harmlos, vielleicht sogar ansatzweise ästhetisch. Wartet, nein. Doch nicht. Parmesanhacken und Zwischenzehgerümpel. Aber egal, jeder so wie er mag. Ausreden kann man einen Fetisch wohl auch nicht, wie ich inzwischen mehrfach erfahren durfte. Ich versuchte Andreas Dirk gegenüber zu konkretisieren, dass es doch auch noch Hände, Münder und Whatnots gäbe. Und überhaupt, wie unpraktisch. Am Fuß hat man schließlich keinen Daumen; es sei denn, man ist ein gottverdammter Schimpanse. Und dann dieses an-den-Füßen-Herumgelutsche. Es gibt doch Salmiaklollis und Füßbader, sogar mit Massagefunktion. „Und die kriegst Du mit Deiner Zunge niemals so abgebildet!“, erklärte ich Dirk. „Natürlich nicht, aber wozu hat man Vormahlzähne?“. Es war hoffnunglos.

Eine lange Zeit dachte ich, Dirk hätte übehaupt kein Selbstbewusstsein – andauernd schaute er zu Boden. Egal, um was für einen gesellschaftlichen Anlass es sich handelt; statt Gesichter oder Dekolletées zu begutachten, achtet Dirk auf offene Damenschuhe. Neben Dirk kenne ich Niemanden, der ehrenamtlich nach Feierabend bei Deichmann jobbte. Was übrigens auch nur einen Sommer gut ging; sein Vorgesetzer sah am dritten Arbeitstag einfach nicht mehr ein, warum man Schuhgrößen mit dem Gesicht messen müsste. Und diese Sonderspreizfußbehandlungen beim weiblichen Klientel seien vom reinen Servicegedanken vielleicht tatsächlich förderlich, aber mittels Nasenhaar?

Auf Partys war Dirk schon immer ein gerngesehener Gast, so massierte er doch an einem Abend mehr Füße als Adolf Katzenmeier in seinem Leben. Aber spätestens, wenn Dirk seine Zunge ins Spiel bringen wollte, hagelte es Körbe wie in der NBA. Bis zu diesem einen Abend. Dirk war mal wieder als oraler Manolo Blahnik unterwegs und hatte die Nacht über bestimmt drölf Dutzend unterschiedliche Damenwaden auf dem Schoß. Irgendwann war er weg. Kein Mensch hatte Dirk verschwinden sehen, was auch überhaupt nicht hätte möglich sein dürfen, so war er doch an diesem Abend der Fahrer. Also machten wir uns auf leisen Sohlen [!] auf die Suche. Vor der Tür zur Abstellkammer schaute ich die Jungs an und hielt mir einen Zeigefinge vor die geschlossenen Lippen, was gemeinhin als Warnung zur Ruhe verstanden wurde, eigentlich aber ein „Ich bete, sein Mund ist leer!“ bedeuten sollte.

An diesem Abend lernte ich, dass a) beten nicht unbedingt hilft. Und dass b) Menschen, die anderen Menschen barfuß auf dem Gesicht stehen, dies nicht immer böswillig meinen.

Kommentare

25 Antworten zu “Die Zunge des Fersenbeines”

  1. Markus sagt:

    Wenn dieser junge Herr einen anderen Beruf als den des Fußpflegers ausübt könnte man doch sagen, dass er seinen Job verfehlt hat, oder zumindest sicherlich nicht seinen Traumjob ausübt, oder?
    Aber jedem so, wie er es mag, solang damit niemand belästigt wird.

  2. Scholli sagt:

    Hat Dirk denn auch, lieber Herr Winkel, schon einmal bei Jürgen Domian angerufen, um seinen Fetisch zu beichten?

  3. Thearcadier sagt:

    *japs* Man lernt eben nie aus! *lach*

  4. Florian sagt:

    Füße gehen garnicht. Aber es gibt solche Sachen wie „Socks ’n Sneakers“ die sind noch ekeliger als sämtlicher Schimmel auf dem Fuß. *uaaar*

  5. Mich hat auch mal so n Typ im Park angesprochen ob er meinen Fuß vermessen und filmen darf. Angeblich brauchte er das für seine Abschlußarbeit vom Orthopädie-Studium (?), ich hab ihm mal geglaubt. Zunge kam auch nicht zum Einsatz, nur Maßband und Kamera. Ich warte heute noch, dass ich als Fußmodel ganz groß rauskomme ;-)

  6. Dirk sagt:

    Ich bin das aber nicht, der da im Text genannt wird! Ich schaue den Damen lieber ins Gesicht und ins Dekolleté, das gefällt mir deutlich besser.

  7. Erdge Schoss sagt:

    Unglaublich, werter Herr Winkelsen!

    Dabei kommt man mit einer Trittleiter viel sicherer oben ans Regal.

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  8. Wer will mein Brötchen haben? *würg* ;)

  9. Gürtel sagt:

    IGITT!
    „Parmesanhacken und Zwischenzehgerümpel.“

    und das beim Frühstück.

  10. der.grob sagt:

    ich nehme nur meine eigenen füße in den mund.

  11. danimateur sagt:

    und das macht geil…?

  12. Gut, dass ich schon gegessen hatte, sonst hätte ich meine Cornflakes auf den Bildschirm gespuckt. :-)

  13. Herr W., irgendwie habe ich gerade einen schalen Geschmack im Mund. Müssen Sie ihre privaten Vorlieben zum Montagmorgen auch so ausbreiten?

  14. MC Winkel sagt:

    @Markus: Er macht in Immobilien.
    @Scholli: Neee, er ist Vegetarier. :)
    @Thearcadier: Was ich schmerzhaft feststellen durfte… ^^
    @Florian: Sox’n Sneakers? Ich will darüber nichts mehr hören.
    @die annemarie: Au Backe! Klassischer Fall von sexueller Belästigung!
    @Dirk: :)
    @Erdge Schoss: Mein Reden, Herr Schoss.
    @little-wombat: Sorry! :)
    @Gürtel: Bon apetit!
    @der.grob: Definitiv der Comment des Tages! :)
    @danimateur: MICH nicht!
    @Frau Ährenwort: Aber nicht doch!
    @Lenny_und_Karl: Frau L_u_K, ICH habe damit wirklich nichts zu tun!!!

  15. ernestina sagt:

    Hatte mal einen Kollegen, welcher mir irgendwann seine allgemeine Fußmögerei (schönes Wort!) gestand. Ab da nur noch in geschlossenen Schuhen zur Arbeit gegangen.
    Es gibt Dinge, die will man lieber nicht wissen. Aber das merkt man erst, wenn’s zu spät ist.

  16. sinahawk sagt:

    Fußfetischisten. Wir alle haben schon mal einen getroffen – und tragen seither ausschließlich geschlossene Schuhe.

    Grüße Uberego (Jaja neue Seite ect. I know)

  17. Scholli sagt:

    Herr Winkel, jetzt machen Sie mich aber fertig. Über die anschließende Verwendung des Suppenhuhns hab ich mir noch nie Gedanken gemacht…*würg*

  18. Coroner sagt:

    Nix gegen Fuss-Fetischisten! Bin selber einer …
    … und bei der Dita von T. würde ich gerne mal Mass nehmen!

    Übrigens, ein Fetisch war mal etwas sehr, sehr Magisches.

  19. kleiner.mops sagt:

    Ist doch eigentlich harmlos, Herr Winkel. Man wird davon nicht schwanger oder bekommt fiese Geschlechtskrankheiten und Vergewaltigung geht ja auch nicht (Füße können ja sehr wehrhaft sein). In diesem Sinne…

  20. Johanna sagt:

    Ich habe nur einen Fetisch bezüglich meiner eigenen Füße.

  21. juf sagt:

    Sagt man zu Füßen bei Ihnen im Norden nicht mehr Mauken?

  22. Andreas sagt:

    Ich glaube ich bleib dann doch lieber bei etwas höher gelegenen Merkmalen des Weiblichen Körpers bevor ich mich mit Füssen und dem Lutschen an selbigen beschäftige.

  23. CRen sagt:

    Herr Winkel, es gibt Füsse und Füsse. Mir ist aufgefallen, dass ausgesprochen schöne Frauen oft ausgesprochen hässliche Füsse haben, ohne je Fetischist gewesen zu sein. Aber eigentlich wollte ich Dir jetzt doppelt den Abend oder gar das Leben vermiesen: Ein Freund von mir – er ging später zur Bundeswehr – versaute mir in frühester Jugend viele Frauengeschichten, indem er mir sagte, dass man von den Füssen einer Frau auf ihren Charakter schließen kann und in der Tat: Damen mit ausgeprägten Hornhautschichten, Käsemauken oder Zehennägeln wie Joe Dreck sind in der Regel nicht das, was man gerne im Bett haben will. Insofern ist der Fuß ein Teil des Gesamtbilds und wenn das, wie bei Deinem Freund, etwas verrutscht… nunja. Titten kann man machen, aber Füsse, Füsse muss man pflegen :)

    Und noch einen für Dirk, denn es ist bald wieder Sommerzeit:

    http://www.xtown.net/flip-flops-fuesse-fuesse-fuesse.html

  24. classless sagt:

    Boah, ist das bieder hier! Wenn jemand (auch) auf Füße steht, hat er einen Fetisch, muß davon abgebracht werden oder ihn beichten? Wie seid ihr denn drauf?

    Schon mal über diesen voll unpraktischen Genitalien-Fetischismus nachgedacht, der z.B. für Millionen von Frauen ständig lebensgefährlich ist?

  25. schaezle sagt:

    Geil! Ich bin jetzt bereit für Sex.

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