Drei K’s in Köln 2000

Gerne erinnere ich mich an meinen ersten Köln-Besuch im November 2000 zurück. Ich hatte gerade etwas Tanten-Struggle, wollte den Kopf frei bekommen (was man so sagt, wenn man einfach mal in Ruhe mit einem alten Freund viel Bier trinken möchte), außerdem gerade einen erfolgreichen Termin beim Arbeitsgericht hinter mir und somit etwas Handgeld über, also beschloss ich, Andi einen Besuch im Hochhaus einer Studentensiedlung in Köln Hürth-Efferen abzustatten. Im Milleniums-Jahr gab’s sogar noch Direktflüge von Kiel nach Köln für knapp 200 Mark. Ich nahm mir einen Tag Urlaub und flog bereits am Donnerstag nachmittag, „Andi, ich erwarte drei Tage ansehnlichster Fireye, ginge das klar?“. „Lil‘ MC, hier ist jeden Tag Mardi Gras-Halligallinski, denk an die drei K’s!“. „Den, … den Klan?“. „Nein, Mann: Kreditkarte, Kondome, Kopfschmerztabletten!“. Machte ich.

Andi holte mich am Flughafen ab, das Wetter war durchwachsen wie außenliegende Hämorrhoiden, Andi blass, ich selbst auch nicht gerade Wesley Snipes. „Andi, ich hab‘ Urlaub, lass‘ uns Sonne Tanken!“ und so ging es vor Airport über die Umwege Solarium, Schnell-Chinesen und Getränkemarkt ins höchste aller Häuser des Studenten-Ghettos. Ich brauchte keine fünf Minuten, das hiesige Kölsch (er bevorzugte Reissdorfer, ich inzwischen früh) lieben zu lernen. Ging besser runter als die Karrieren deutscher Casting-Acts nach der ersten Single, die Suppe war wirklich höchstgradig weglutschable. Der gesamte Aufenthalt war fantastisch, am schönsten war jedoch Abend zwei von drei, über den ich jetzt mal detailliert berichten möchte:

Ich informierte vor meiner Anreise eine Chat-Bekanntschaft, die mich und Andi direkt für den Freitag zum Vorglühen – wie man die Trichtersuff- und Glasbong-Abende der Neuzeit damals™ so nannte – in Ihre Wohnung ein. Eine Eigentumswohnung des Vaters in bester Lage an den Kölner Ringen, ein Geschenk zum 19ten Geburtstag, was jetzt zwei Jahre her sei; womit sämtliche Randbedenken als positiv abgehakt werden konnten. Der Kölsch-volle Kühlschrank und die, sagen wir zwanglose Unbekümmertheit der Gastgeberin waren noch zwei Sonderboni on top, ein toller Vorabend. Konnte fast noch vom Club, den wir anschließend aufsuchten (ich meine „Waschsalon“) getopt werden. Das einzige Problem: diese undurchschaubare Bezahlart mit der „Lochkarte“. Als Kieler Dorfdepp kannte ich sowas nicht, zahlte in Clubs eigentlich immer bar, so dass man beim letzter 20er sieht, dass es Zeit für ein Taxi wird.

War aber nicht. Stattdessen wurde gelocht und geknipst, ich dachte, ich säße hinter dem Tor von Nadine Angerer, optional beim Jahrestreffen der Glory Hole-Freunde von Brücken-Hackpfüffel (e.V.). Mir war das an dem Abend auch egal – Urlaub, gewonnener Prozess, Schlafplatz in zentraler Edel-ETW mit Verwandlungsgarantie und dann kam da auch noch Afrob. Robbe, der Rapper aus Stuggitown, was machte der denn in Köln? „Alter, ich bin mit den Ladies hier, wär‘ cool wenn Du mich chillen lässt.“. Für mich inakzeptabel, in Kiel traf man nie Promis, die starben lieber in Genfer Hotelbadewannen. Und womit bekommt man jeden Musiker überredet? Alkohol. „Nun sei nicht so, Drinks on me, Robbe!“. Wir standen noch 30 Minuten, das waren 4 Bier und 6 Gläser Sekt für seine Begleitungen, an der Bar – alles Andere als ein komplizierter Mittelhandbruch der konstant lochenden Bartante wäre eine Sensation. Überspringen wir die nächsten drei Stunden und kommen direkt zum Bezahlvorgang beim Security-Dude am Ausgang, 5.30h, linkes Auge Südwest, rechtes Nordost; aber auch ich hatte recht okay einen im Kragen. Dreistelliger Betrag, allerdings im unteren Drittel. „Ich, ich … ich habe meine Karte verloren, sorry, die hier hab‘ ich nur gefunden!“, lallte ich, was nichts half. So war dieser Abend teurer als sämtliche Reisekosten, aber gut, dass ich an die drei K’s dachte.
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[Das Deppen-Apostroph musste in diesem Fall sein, sorry.]

Kommentare

12 Antworten zu “Drei K’s in Köln 2000”

  1. Alex sagt:

    „weglutschable“
    Mehr brauch ich nicht zu sagen. Großes Kino!

  2. SvenK sagt:

    Aaalso: Als gebürtiger Kölner mit Kieler Vadder kann ich sagen: „Köln Hürth-Efferen“ zu sagen ist wie Kiel-Strande zu sagen. Ich weiss jetzt nicht, ob Leute mit RD-Kennzeichen in Kiel auch so unten durch sind wie BM-gekennzeichnete in Köln, aber Hürth in Köln zu verorten ist ein ziemlicher Faux-pas. Ansonsten: nette Geschichte, das mit den Bezahlkarten hat sich ja zwischenzeitlich bekanntlich noch verschlimmert, statt Löchern (die man ja zählen kann) gibts was auf’n Chip, das steigert das Überaschungsmoment ungemein.

  3. ixiter sagt:

    Och .. im TV sagen die doch auch immer Köln-Hürth. Passt scho. Frach maln Hürther wo er wohnt .. die meisten werden irgendwas von Köln sagen. ;)

    Zum Kölsch … beim nächsten mal würde ich Päffgen empfehlen. Paar Meter weiter als damals der Wachsalon. Brauhaus, kein Club. Egal .. is auch Spaß für einen Abend und gelocht wird da nix. Also ganz anderes Ding als Club oder Disse .. trotzdem empfehlenswert .. wir werden ja alle nicht jünger. Und Päffgen Kölsch gibt nicht in Flaschen .. „schon dem armen Bier zuliebe“.

  4. Andyy2k3 sagt:

    Kölsch ist schließlich auch das beste Bier der Welt ;)
    Nett, wenn man dann nah an der Quelle wohnt.
    http://bit.ly/nUjZpu

  5. Vulkanente sagt:

    Schätzeken, das heißt Reissdorff und nicht Reissdorffer- und Deine Früh-Wahl ist gerade noch so akzeptabel :-) Waschsalon dagegen gar nicht, ich glaube, Du warst eher in einer Disse wie „Nachtflug“ o.ä., der Salon war/ist eine Kneipe, da ist nicht gut stempeln…
    Wenn Du das nächste Mal hier bist, zeigen wir Dir mal das neue, schöne Köln, dafür brauchst Du aber mindestens 4 Abende. Word.

  6. Slavefriese sagt:

    Die 3 K’s gefallen mir!!!

  7. singhiozzo sagt:

    Das leidige Thema mit den Lochkarten. Guter Kumpel von mir hat sich auch immer komplett weg geschossen und dann IMMER seine Karte verloren.

  8. Ich denke du solltest nochmal nach Köln kommen…es kann nur noch besser werden :D

  9. Verena sagt:

    Waschsalon war ganz groß früher. Und Köln ist es sowieso immer :)

  10. Erdge Schoss sagt:

    Wer hat, werter Herr Winkelsen, der hat!
    Recht so, raus mit der Kohle! Nur: warum Köln?

    Herzlich
    Ihr Schoss

  11. cubanosani sagt:

    „Ging besser runter als die Karrieren deutscher Casting-Acts nach der ersten Single“ – Kölsch ist einfach das beste Bier um schnell runterzukommen. Aber der Spruch ist auch schon genial.

  12. Perot sagt:

    Köln? Nicht weit von mir, ca. 25 Minuten mit dem Auto. Und Kölsch gibt es hier natürlich auch weit über Kölns Stadtgrenzen hinaus. Ich mag’s, trinke aber auch Alt, je nach Gemütslage! Finde ich auch albern, dieser ewige Struggle, ob nun Kölsch kein richtiges Bier sei oder Alt. Magnum, T.C. und Rick haben auch immer „Düsseldorfer Alt“ getrunken, insofern lag für mich Alt eine Zeit lang alleine deshalb vorne, weil ich Magnum-Fan war/bin.

    Dennoch: Köln wäre – glaube ich – alleine deshalb für Dich suboptimal, weil’s hier keinen Strand gibt – und schon erst recht kein Meer! ;-)

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