Ecke Kaltz, Hrubesch Kopfball, Tor #nurderhsv
Es war irgendwann Ende der 80er Jahre, als ich mich für den Fußball zu interessieren begann. Wie sich das für Norddeutsche so gehörte, galt die Liebe meiner Familie natürlich dem HSV und auch mir wurde es nicht sonderlich schwer gemacht, diesen Verein zu mögen. Man hielt sich gut in der Bundesliga, wurde 1979 sogar Meister, man hatte eine gute Mannschaft (seinerzeit übrigens mit maximal 2 Ausländern aka Stars im Team – zu meiner Zeit war’s aber einzig Kevin Keegan), von der man sofort jeden Spieler auf dem Platz zuordnen konnte und dank Panini-Sammelheftchen auch deren Lieblingsspeise kannte. Ecke Kaltz, Hrubesch Kopfball, Tor – ein jedes Wochenende, darauf war Verlass.
Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass Keegan mich damals zum Fußballspielen brachte, die Aura dieses Mannes, der Star aus Liverpool, der Knipser mit der Sieben. Ich wollte natürlich ein Trikot haben, das Original, mit BP-Logo und der Raute oben links und natürlich: der Sieben. Leider waren die Rückennummern bei Karstadt Sport für meine Kinder-Konfektionsgröße 134 viel zu groß, die Sieben hätte auf den Kragen genäht werden müssen und wäre unten dann immer noch zu lang gewesen, an dieser Stelle noch einmal mad Props an meinen Vater, der dann einfach die Nummer 2 kaufte, die wir umdrehten und den Haken abschnitten – ich hatte die beste 7 ever. Muddi nähte (auch dafür mad Props!) und ich ging kicken.
Ich werde nie das Halbfinal-Rückspiel des Europacups der Landesmeister (so hieß die Champions League früher, liebe Kinder) gegen Real Madrid vergessen. Das Hinspiel hatte der HSV 2:0 verloren, ich ahnte, dass das enger werden könnte als Ryan Airs EcoClass – was passierte: Ecke Kaltz, Hrubesch Kopfball, Tor. Jeweils 2x trafen Kaltz und Hrubesch, das fünfte Tor machte Memering, ich aß vor Aufregung eine ganze Tüte Erdnussflips und mein Vater gab mir im Freudentaumel sogar einen Schluck Bier, den Ersten meines Lebens, einen besseren Rahmen hätte es hierfür gar nicht geben können.
Die Jahre vergingen und irgendwann fand ich Michael Jackson geiler als Ernst Happel. Ich interessierte mich zwar weiterhin für Fußball, hatte meine aktive Karriere allerdings an den Nagel gehängt und gegen Sportschau gucken und Holsten trinken mit Freunden ausgetauscht. Auch hier war man sich einig, 80-90% meiner Jungs waren HSV-Fans, Bayern-Fans hatten wir in unserer Runde glaub‘ ich nur zwei. Die beiden waren auch nur Fans, weil Bayern immer gewann. Halt so Mainstream-Dudes ohne eigenen Geschmack, die immer nur das gut fanden, was am Erfolgreichsten war. Diese Menschen hören auch nur die Musik, die in den Charts ganz oben steht, sich am meisten verkauft. Eine wirkliche Beziehung besteht hier selten, man möchte sich einfach auf die Seite des jeweils bestlaufenden Produktes begeben; was für ein plumpes, swag- und gesichtsloses Vorgehen, ich mochte diese Wolfsheul-Partizipanten nie.
Auch in den zehn Jahren, die ich nun schon blogge, habe ich sehr häufig über den HSV berichtet. Ich habe nie aufgehört, die Bundesliga und die Entwicklung meines Lieblings-Fußballvereins zu verfolgen. Seit Happel (1987) sah ich insgesamt 24 Trainer kommen und gehen und auch was die Spieler betrifft, gab es durchgehend eine krass hohe Fluktuation. Die einzigen Konstanten waren Raute und Erstklassigkeit, seit … immer. Das wäre jetzt beinahe schiefgegangen und gestern, so gegen 19.00h ist mir dann doch so ein kleines Erleichterungstränchen das Jochbein hinuntergeslidet. Lieber HSV, so eine Scheiße macht ihr nicht noch einmal mit mir, können wir uns darauf irgendwie einigen?! In 5 Jahren erwarte ich mindestens ein Champions League Halbfinale gegen Real Madrid, bis dahin brauchen wir einen Bananenflanker und ein Kopfballungeheuer, am besten Eines, welches nach gewonnenen Titeln in aller Ruhe zum Fischen fährt. Die Lieblingsspeise von Horst Hrubesch ist übrigens Seezunge. Niemals zweite Liga.
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Find‘ ich geil, wie du für den Heikendorfer Sportverein brennst. Nur bei der Sache mit der ersten Bundesliga musst du dich irren. Da waren die, glaube ich, nie.
Perfekt!