Endlich 17: „Moin Lil‘ MC, alles Gude noma‘ und stell mal kalt.“
Tagsüber in der Schule verhielten sich alle normal, es schien mir so, als würde weiter nichts Ungewöhnliches passieren an meinem heutigen, siebzehnten Geburtstag, den sogar ein paar meiner Freunde offensichtlich vergessen hatten. Mit einer Überraschungsparty rechnete ich zwar, aber nicht fest. Wie ihr vielleicht wisst, verlebte ich einen Teil meiner Jugend in einer eher rohen Gegend Kiels. Bei uns in der Hood standen die Freunde bei Überraschungsparties nicht mit Pullunder und Konfetti im dunklen Wohnzimmer und warteten auf den nichtsahnenden Geburtstägler, der beim Einschalten des Lichtes hochlebend besungen und mit Sachertorte begrüßt wird – in meinem Fall war es (zur großen Freude meiner lieben Frau Mama) die komplette Paderborner-Ruler Gang, die mich mit 12 Mann und 6 Paletten Bier mit „Moin Lil‘ MC, alles Gude noma‘ und stell mal kalt.“ beglückwünschte. „Ach wie lieb, Cadden. Aber, … aber warum 144 Bier, wir sind 13 Leute und es ist Dienstag!“, „Ja ich weiß, Dings kommt nach und wenns eng wird soll er noch an die Tanke hab‘ ich gesagt“.
Natürlich kenn ich noch die Namen, ist ja auch erst 20 10 Jahre her: Cadden, Svenny, MHW, Olli, Lumpi, Todden, Moser, Jerry, Hansen, Stasenberger, Ähne, Stehwe und Dings und an Dings echten Namen kann ich mich einfach nicht erinnern, weil Dings ein eher langweiliger Zeitgenosse war. Außerdem war der Name etwas komplizierter, was auch so eine Unart ist. Langweilige Menschen sollten per se kürzere Namen haben, damit man sie sich leichter merken kann. Am besten wäre, sie bestünden nur aus zwei Buchstaben, oder einem Vokal. Wobei einige Menschen noch nicht einmal einen Buchstaben verdient hätten, mein ehemaliger Vorgesetzter zum Beispiel. Der war so beliebig, der hätte nicht mal einen Konsonanten, was rede ich, nicht ein Apostroph verdient. Allerhöchstens einen angedeuteten Sprachlaut aus dem nordchinesischen Mandarin, dann ist aber auch gut. Aber zurück zur Party, wir steigen bei Bier 70 nochmal ein.
„Und was machen wir jetzt mit diesem angebrochenen Abend? Hier wirds langam eng?!“, ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass 11qm große Kinderzimmer für Gruppenfeiern nur so mittel geeignet waren, zudem hielten echte G’s in den Achtzigern wenig von Fußwäsche. „Ja was wohl, Lil‘ MC, gleich geht’s up! Wie immer zur Küste, Alder!“, ein schallendes Gelächter brach aus. Immerhin war ich es, der den „17 Jahre/Eros Center“-Brauch erfand. Ich hielt es für angemessen, die Leute exakt ein Jahr vor ihrer Volljährigkeit nochmal mit 30 Mark durch’s Laufhaus zu schicken, so wäre der nötige Nervenkitzel immanent. Was der Geburtstägler mit dem Dough dann macht, blieb ihm überlassen. Aus Gründen der Feigheit Nächstenliebe hatte sich ein 10 Minuten Zuguck-Strip für alle eingebürgert. Wenig spektakulär, aber immerhin besser als TuttiFrutti. „Ach ja, sauber! Jo, dann lass mal los, nä. Aber ich hab‘ kein Busgeld mehr!“. „Duuuh has‘ Geburdstag, Lil MC, da kümmern wir uns drum, Ehrnsache!“. „Toll, Danke Ähne.“. Ab mit der 34 in die Stadt.
„Faaaâhrkartenkontrollääääh!“, wie ich diese Spinner hasste. Auch so Leute, die keinen Buchstaben als Vornamen verdient haben. Gehauchte Sprachlaute, mehr nicht. Vielleicht ein leichtes Äh auf niedrigster Energiestufe, mehr ist da nicht drin. Wobei ich mir heute ja keine Sorgen zu machen brauchte, ich hatte ja Geburtstag. „Fragen sie mal dahinten, Herr Wachtmeister, die haben meine Fahrkarte!“. „Ääh, sorry Lil‘ MC, ich hab‘ das glaub ich vergessen!“. Um es abzukürzen: ich war officially screwed, konnte mich nicht einmal ausweisen, warum man die Polizei verständigte, welche mich nachhause fuhr (was später natürlich noch in Rechnung gestellt wurde) und zur erneuten Freude meiner lieben Frau Mama mit mir im Kinderzimmer zwischen den leeren Dosen nach meinem Schülerausweis suchte. Hier mein Vornamensvorschlag für die Beamten an diesem Abend:
:D Wundervoll.
Fast so gut wie mein17. (der nur vom 22. getopt wurde), welchen ich mit ca. 89 Mädchen auf schulfahrt in Lingen verbrachte. 50 Mark schwarzgeld und Ärger mit meinen Eltern wären mir im Zweifel lieber gewesen (auch wenn Männer diesen Wunsch vom tauschen seltenste verstehen).
Easy to read!
Gute Geschichte, kommt mir seeeeeehr bekannt vor (mit der Ausnahme, dass es bei uns auf’m Dorf weder Busse noch Puffs gab.
Haste irgendwelche SPAM-Plugins raus geschmissen oder warum steht in letzter Zeit öfter mal Müll in den Comments?
„zudem hielten echte G’s in den Achtzigern wenig von Fußwäsche“
weiß man, ob sich daran bis heute etwas geändert hat? ^^
wie immer herrlicher text!
Unerhört, werter Herr Winkelsen! Wusste der Kontrolleur denn nicht, dass ihm Kiels berühmtester Sohn gegenüber saß?
Herzlich
Ihr Schoss
Bei solchen Freunden braucht man keine Feinde mehr, Herr Winkelsen. Wie immer: HERRLICH! Vielen Dank!
“Ja ich weiß, Dings kommt nach und wenns eng wird soll er noch an die Tanke hab’ ich gesagt”.
ich habe laut gelacht! und komische blicker meiner kollegen geerntet, danke dafür :D
du hattest ne tolle Jugend !!
:-P
mach doch einen podcast davon!!!
Schöne Story, das! Gefällt sehr!
Ja mein Bester, das is jetzt schon über sagen wir ma 15-20 Jahre her, war aber irgendwie doch ne‘ GEILE Zeit, wegen der Fuerte-Sache schick ich Dir noch ne‘ Mail, bin am machen, schöne smooth erzählte Story, as usual, wir waren damals echt ein Chaoten-Haufen und die (DAMALS!) Grünen „Bleichgesichter“ brauchten einen nur in Truppenaufstellung sehen und drehten schon um, so ungefähr! Bei der letzten Revival Party fehlten ja ne’Menge, including me, is bald ma fällig, spätestens 2012 wenns warm wird!! Let’s Rock, halt die Ohren gerade und ich komm demnächst ma zu BaS (+Band), ohne habe ich Euch Kieler Week gehört, nice und weitermachen, Dein ewiger Kumpel C.
Alte Schule Altärrrrrr!! Nette Erinnerung!!!!!
Die guten alten Zeiten!!!!! Gruß an alle!!!!!