Flucht nach vorn – für mehr Lebensqualität!

Wenn ich neben dem Öffnen eines Bieres mit dem Flaschenhals eines Anderen noch etwas vom Leben gelernt habe, dann ist das die Flucht nach vorn. Passt in allen Lebenslagen, solltet Ihr auch mal ausprobieren. Immer schön understatemendig bleiben und negative Selbsteinschätzungen droppen, bevor es Andere tun. Wenn man am Ende dann ausnahmsweise einmal nicht scheitern sollte, dann hagelt es positivere Überaschungen als bei alleinreisender Hausfrauen Mitte 40 nach einem Gambia-Urlaub. Hierzu möchte ich Euch kurz drei kleine Beispiele liefern:

Wir hatten eine Zeit lang mal eine sehr unkomplizierte Freundin innerhalb unserer Clique. Unkompliziert insofern, als dass ein „Franka, ich bin gerade leicht riemig. Bämsen?“ immer für ein „Können wir gerne machen.“ reichte. Gerne. Immer wieder gerne. Zuletzt fragten wir nur noch „Gerne?“ und schon wurde kielgeholt. Wie dem auch sei, ich wusste von Frankas dreistelliger Herren-Quote und auch wenn sie im Leben mehr Meter gemacht hat als der gemeine Linienrichter kurz vor seiner Pensionierung – wenn es so einfach gehen würde, wollte ich da auch mal bei. Nun kennt man ja die Competition im männlichen Freundeskreis, gerade bei Mittzwanzigern ein sehr brenzliges Thema. Die ewige Qualitätsdebatte um Größe, Umfang, Ausdauer – dieser ganze Mist. Für mich war das nichts, ich hielt die Kohabitation schon immer für einen Akt der Entspannung, etwas Unverkrampftes, Gemütliches – unten liegen ist keine Schande! Und bevor Franka jetzt den weißen Lex Steele mit Storcheneiern und Taucherlunge von mir erwarten würde – Flucht nach vorn: „Also ich bin so Mittel im Bett. Bewegungsfaul, ja fast lethargisch. Und es kann passieren, dass ich früher komme als die Morgenpost. Gerne?“. Gerne.

Thema Knowledge. Ich traf mich mal mit einer asiatischen Architektur-Studentin, die nebenher als Trainerin in meinem ehemaligen Gym arbeitete. Meine Güte, die hatte wirklich die Marmel an. Kickte Fachwissen als gäbs keinen Morgen mehr. Als Hobby hatte sie sich die chinesischen Sprache aus der Zhou-Dynastie und die philosophische Ethik auf Basis deontologischer Logik ausgesucht, womit sie mir gegenüber nicht hinterm Zaun hielt, als wären dort Behindertenparkplätze. Hier konnte ich weniger mithalten als schulterkranke Seilzieher, da half nur eins – Flucht nach vorn: „Baby, ich bin tagsüber ein langweiliger Büro-Neunbisfünfer, höre Rapmusik, gucke Fußball, verliere nicht selten beim ‚4 gewinnt‘ und bin trotzdem etwas eitel. Aber ich baue dir aus drei Bläddies die royalste Sportzigarette nördlich von Jamaica!“. Gerne.

Klappt auch bei der Suche nach Arbeit. Warum sollte man die „Und Ihre Schwächen?“-Frage nicht ernstnehmen? Wenn ich noch einmal jemanden „Hach, ich bin immer so ungedludig!“ sagen höre, gibt’s ein Puzzle in den Oberkiefer. Das müssen die Personalbeauftragten doch nach 20 Jahren auch mal verstanden haben. Ich will die Stelle, also Flucht nach vorn: „Wissen sie, ich bin einfach kein Frühaufsteher. Dafür bleibe ich aber Abends länger. Außerdem lass‘ ich Fünfe gerader sein als Hypotenusen, habe aber hin und wieder gute Ideen!“. Den Job bekam ich. Und was die Personalbeauftragte anging: ungern! Aber die hatte auch einen Senkfuß.

Kommentare

21 Antworten zu “Flucht nach vorn – für mehr Lebensqualität!”

  1. Erdge Schoss sagt:

    Wird Franka, werter Herr Winkelsen,

    am 19. in Berlin mit von der Partie sein?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  2. Tarek sagt:

    *lol*

    habe tränen gelacht. so kann die woche beginnen, danke mc.

  3. Pssst! sagt:

    Mc, Sie sehen, Hr. Schoss hat daraus gelernt und setzt an zur Flucht nach vorn! lol

  4. macka sagt:

    Hahaha köstlich!
    vielen dank mr.winkel!!!

  5. singhiozzo sagt:

    Yeah, beste Redewendungen ohne Ende! Hab Dank für diesen Einstieg in meinen – Achtung, jetzt kommt’s …. gleich ist es da….. : Urlaubstag!

  6. Herr Schmidt sagt:

    „Puzzle in den Oberkiefer“ sollte zur Redewendung 2009 gewählt werden.

  7. der Kaiser sagt:

    „die chinesischen Sprache aus der Zhou-Dynastie und die philosophische Ethik auf Basis deontologischer Logik ausgesucht, womit sie mir gegenüber nicht hinterm Zaun hielt, als wären dort Behindertenparkplätze.“ <– WTF – Sie kennen komische Leute Herr W.

  8. nilsn sagt:

    Leider ist der verständnisvolle Personalbeauftragte eine Rarität sondergleichen, gerade wieder erlebt (ich sag das für einen Freund). Was mir einerseits Sorgen macht, auf der anderen Seite aber auch eine gewisse Komik in sich trägt. Wer eine Frage stellt, mit dem Wissen angelogen zu werden, und das auch noch hören möchte, der ist die wirklich coole Sau. Spielt aber nicht in der Welt, in der ich auch bin. Da bleibe ich mir jedenfalls treu, und das gerne!

    Und wer die Latte tief legt, kommt öfter drüber. Insofern d’accord! :)

  9. Roxy sagt:

    „Puzzle in den Oberkiefer“ – den muss ich mir merken… der lässt sich sicherlich in irgendeinem Mitarbeitergespräch in den nächsten Tagen anbringen. :-)

  10. MrQT sagt:

    sehr schön geschrieben mc. aber ein senkfuß als grund für „ungern“ sie hat dich doch abblitzen lassen – gib’s zu.

  11. Flo sagt:

    Sehr schön! :D

  12. der.grob sagt:

    dabei sind frauen mit senkfüßen doch sexy?!

  13. FlatchFu sagt:

    Ein perfekter Beitrag für einen nicht soooo perfekten Montag!
    Musste mich in der Bahn tierisch zusammenreissen.

    Danke, Meister!

  14. Die DiVa sagt:

    Gerne, werter Herr Winkel, immerwieder gerne. Also das mit der Zigarette versteht sich.

    Herzlichst und erstmal eine rauchen

    Ihre DiVa

  15. Peter sagt:

    Kommt die Morgenpost bei euch immer so früh?

  16. MC Winkel sagt:

    @Erdge Schoss: Sie hat soeben per SMS abgesagt, Herr Schoss!
    @Tarek: Hatte heute auch den ganzen Tag Tränen im Auge. Aufgrund des letzten August-Tages. Und so.
    @Pssst!: Hehe…
    @macka: Danke DIR! :)
    @singhiozzo: Glückwunsch zum Urlaub. Warum Anfang September erst?
    @Herr Schmidt: War sie aber schon 1987! :)
    @der Kaiser: Und komische Kommentatoren erst! :)
    @nilsn: Wo steht, ich hätte die Latte tief gelegt! So ein Ferkelkram!!
    @Roxy: Berichten Sie mir vom Ausgang des Gespräches! :)
    @MrQT: Nenene, ich wollte echt nicht. Soll ich ein Bild posten? :)
    @Flo: Thanxx!
    @der.grob: Nur in Kombination mit O-Beinen!
    @FlatchFu: Mein Montag war auch alles andere als perfekt. Könnte ich einschlafen, würde ich mich nach diesen Antworten hier hinlegen. Kann ich aber ja nicht.
    @Die DiVa: @Die DiVa: Einen Aschenbecher haben Sie da? Und Feuer? :)
    @Peter: Der RSS-Feed schon! :)

  17. Elec sagt:

    Danke. Sehr gelacht. Aber die Behindertenparklplätze müssen Sie mir erklären
    -,-

  18. Elec sagt:

    Ach und warum können Sie als strikter Drogenverweigerer die beste Tüte bauen?! Mädels beeindrucken?

    (Falls doppelpost, sorry, das Iphone-Theme laggt übel bei mir)

  19. Danimateur sagt:

    Ich bin auch mal nach vorne gefluüchtet. Mit Bier und Zigarette. Wann und wo wurde mir am nächsten morgen von Freunden erzählt.

  20. singhiozzo sagt:

    @ MC: Naja, wenn man selbständig ist, ist das immer nich so einfach mit dem Urlaub machen! Dieses Jahr war es mein dritter freier Tag (okay, ich war auch 2 Tage zu Hause, als ich 2 Weisheitszähne raus bekommen hab, das kann man allerdings beim besten Willen nicht als Urlaub bezeichnen).

  21. […] Winkel und seine Texte (unbedeutende Auswahl): – Flucht nach vorn (link) – Mein erstes Pornoheft (link) – Senegalesische Waldelefanten (link) – Clinton Smooth (link) – […]

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