Jänsers Ingenium
Wie berichtet leistete ich meinen Zivildienst Mitte der Neunziger in der Mensa-Küche des lokalen Studentenwerkes ab. Mal abgesehen von dem recht trivialen Aufgabenbereich: die Zeit konnte einem schon recht lang werden. Selbst jemandem wie mir, der ohnehin täglich zu spät kam, dafür aber etwas früher ging. Grundsätzlich schätze ich die Kochkunst sehr und wie ich hörte, ist eine Ausbildung zum Koch anspruchsvoller, als der gemeine Durchschnittskulinarier zunächts vermutet. Aber sein wir doch mal ehrlich: um den Studenten täglich zwei Stammgerichte und einen Eintopfschlick vor den Latz klatschen zu können; da muss man jetzt nicht unbedingt 5-Sterne Cheflukullus sein. Besonders viel hat man von den festangestellten Köchen somit nicht gerade lernen können, aber wenigstens waren die nicht so … aufdringlich. So aufdringlich wie Monika. Die Hilfsköchin.
Monika machte nie einen Hehl aus ihrer besonders ausgeprägten Triebhaftigkeit. Besonders lautstark und immer in unbedingter Anwesenheit sämtlicher Zivis berichtete sie ihren Hilfskoch-Kolleginnen und anderen Salatschnibblern am Frühstückstisch von den phantasievollen Bett-Aktivitäten mit Jänser, ihrem Freund. „Ihr müsst Euch das mal so vorstellen, er so die Beine so, ich eins da so lang, dann er so voll so, ich mich da noch so festgehalten und dann Rappeldizack so willicheuchsang!“, begleitet von einer hitzigen Gestikulation und dem tosendem Beifall der Gottesfürchtigen. „Ich sach mal so: die müssen den Kamasuka jetzt wohl mal so neu schreiben, willicheuchsang!“. Mitzivi und Klugscheisser Arne beugte sich leicht zurück und klärte auf, „Kamasutra. Außerdem: das Kamasutra!“. „Ach halt doch die Schnauze, da weisst Du doch sowieso nichts von!“, konterte Monika, erneut und starkem Applaus der übrigen Küchengehilfinnen, diesmal sogar unter Zugabe diverser HighFives und Umarmungen.
Keiner aus unserem Kreise wollte da auch etwas von wissen. Monika mochte ein ausgefülltes Sexualleben gehabt haben, aber weder sie noch Jänser, ihr Freund, würden jemals irgenwelche Ästhetikpokale gewinnen. Selbst eine Bronzemedaillie im Teilgebiet Mindest-Hygiene hielten wir für ausgeschlossen. Kurz: Monika sah aus wie eine Promenadenmischung aus Tilda Swinton und einem tibetanischen Yak mit chronischer Bindehautentzündung. Wobei ich jetzt nicht genau sagen kann, ob tibetanische Yaks mit chronischer Bindehautentzündung solche massiven Pigmentstörungen im Gesicht haben, wie Monika. Sieht man ja nicht, bei der dichten Gesichtsbehaarung. Und Jänser, ihr Freund, … gut, der arbeitete für die Firma, die täglich die Dranktonnen aus dem Küchenlager abholte. Er war sehr schlacksig, soll wohl aber drei Unterarme gehabt haben. Sei es ihm gegönnt.
Eines Morgens passierte dann das Zweitschlimmste in meinem Leben, gleich nach dem Weggang Kevin Keegans vom HSV 1980. Ich war wie immer dabei, die Rollwagen mit dem frischen Gemüse aus dem Kühllager zu holen, als Monika den Raum betrat. „Na, lil‘ MC, soll ich Dir helfen?“, frug sie und verschloss hinter sich die Türe. „Äh, ja. Warum nicht. Nimm‘ Du doch bitte den Wagen mit dem Chinakohl und den Salatgurken, da vorne!“. Monika griff lasziv, so lasziv wie Swinton-Yak-Konglomerate eben greifen können, zu einer Gurke. „Soll ich Dir mal was zeigen?“, sie stellte einen Fuß auf den Rollwagen, der Kittel bot einen leicht innenoberschenkelösen Blick feil. „Ach Du, nööö, muss nicht! Zeig das doch Jens!“. „Der heisst aber Jan!“. „Ich denk‘, Jenser?“. „Nee, Jänser!“. Ach so.
Ich rannte so schnell es ging mit meinem Rollwagen (Karotten, Steckrüben, Weiß- und Wirsingkohl, übrigens) in die Küche und teilte mich für den Rest des Tages freiwillig für den Spüldienst ein. Als Jänser am Abend Monika abholte, blinzelte sie mir noch einmal zu.
Das war das zweite Mal in meinem Leben, dass ich hyperventilierte.
Vorher hatte das nur Kevin Keegan geschafft.
…und ein paar jahre später haste dann die story an michael douglas für „enthüllung“ teuer verschachert, oder? clever, sehr clever!
Stimmt es, dass man neben Monika auch jegliche Arten von Aufläufen bzw. Lasagne in der Kieler Mensa meiden sollte? – Hab ich von Beikoch Alex gehört…
Langsam weiß ich ja nicht mehr, was frau glauben soll:
gestern las ich irgendwo, in Wahrheit sei Winkel Chefheadhunter für SAP.
Letzte Woche kursierte das Gerücht, es sei eigentlich Thomas Gottschalk, der hier unter einer „Kunstfigur MC Winkel“ schreibe.
Heute aber denke ich: es ist Anthony Bourdain, der aus seinem frühen Leben erzählt.
Verwirrt und gespannt, what will be next,
C.
wie viele monate hat es gedauert, bis du wieder die nähe einer salatgurke ertragen konntest, ohne panikartig die flucht ergreifen zu müssen? *g*
es ist jedenfalls immer wieder erstaunlich, was für eigenartige menschen einem in geradezu exhibitionistischer weise ihr sexualleben mit ausschmückungen bis in die winzigsten details aufnötigen wollen, ganz gleich wie wenig es einen interessiert. wenn all diese leute auch wirklich immer so viel und ausgefallenen sex hätten, wie sie einem ständig weis machen wollen, dann hätte deutschland sicher KEIN problem mit mangelndem nachwuchs. *lol*
@ rossi: ICH? Das war Jänser. Leider.
@ Andre: Sicher ist sicher. Wobei das nun schon 15 Jahre her ist. Ich sag‘ nur: „Du, die Suppe hat einen Stich“. „Meinst Du? Egal, merkt doch keiner!“. 10 Minuten nach Beginn der Essensausgabe wurde die Suppe (Eintopf) für den Tag gestrichen.
@ Cara: Mir wurden Gerüchte mitgeteilt, wonach sich angeblich Gagschreiber von Schmidt auf whudat austoben würden. Aber das würde man dann doch bei der ‚Daily Fratze‘ merken, oder?
@ oasenhoheit: Ich meide die noch heute weitestgehend! Und zum Nachwuchs. Der ist doch da! Leider handelt es sich dabei jedoch mehr um den Moni/Jänser-Nachwuchs… :)
Herr Winkel,
wirklich sicher ist man ja nirgends und vor keinem.
Aber ich könnte mir schon vorstellen, daß es ein paar Leute vom Fernsehen gibt, die heimlich mitmischen, um die guten Sprüche hier zu klauen.
Geht einem doch oft so, daß man denkt: Mensch, das kommt mir jetzt aber bekannt vor.
Ich entwerfe schon mal einen Schmähbrief an den Schmidt.
Wie wäre die ganze Story denn ausgegangen bzw. wie hätte es sich dort am Kühllager zugetragen, wenn es nicht Monika gewesen wäre sondern eine wesentlich attraktivere Dame? Wäre dann die Gurke auch von irgendeiner Bedeutung gewesen? Jerry
Da haben Sie aber noch mal Glück gehabt. Ich gratuliere zur gelungenen Flucht aus dem Kühlhaus.
Ganz aufrichtig, denn glauben Sie mir: Monika und Jänsen gibt es in jeder Großküche.
So eine leckere Salat-Maus! Wie kann man denn so ein Angebot ausschlagen!? Ach so, da gab es ja noch keine Foto-Handys…
Sehen Sie, werter Herr Winkelsen,
hätten Sie gedient, wäre Ihnen das erspart geblieben.
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Ich weiß, ich wiederhole mich – aber: Warum hast du keine Fernsehsendung? Oder wenigstens ne schnöde Kolumne in irgendeiner Zeitung? Ich VERSTEH das nicht…
Jup da kann ich Erdge Schoss nur recht geben…ich war ganze 2 Monate zur Wehrpflicht, davon 6 Wochen KzH! ;-) und Zivi musste ich dann auch nicht mehr machen! ;-)
ob tibetanische Yaks mit chronischer Bindehautentzündung solche massiven Pigmentstörungen im Gesicht haben, wie Monika. Sieht man ja nicht, bei der dichten Gesichtsbehaarung.
-> sehr schön gesagt!
;o)
@ Cara: Da gehe ich wirklich von aus. Es gab schon so einiges, was mir bekannt vorkam. Bin aber wohl zu bescheiden, dass anzumahnen!
@ Jerry: Ich denke: Ja. So oder so. :)
@ Scholli: Naja, der Jänser kam ja nur 1x am Tag (zum Müll abholen) in die Küche. Dafür dann Abend wohl aber auch noch 2x in der Küche.
@ Westpfalz-Johnny: … bis auf Jänser hätte das wohl jeder ausgeschlagen, Herr WP. Vor Monika hatte sogar Locke, der glatzköpfige Vize-Küchenchef, Angst.
@ Erdge Schoss: Das, werter Herr Schoss, haben Sie zwar richtig erkannt; was Sie jedoch nicht bedacht haben: Dann wäre ich aber bei der Bundeswehr gewesen! Und noch schlimmer ist eigentlich nur Keegans Weggang ’80!
@ Promotante: Tschja, wem sagst Du das!? Die sind einfach noch nicht bereit für MC Winkel. Und wie DJ Premier mal sagte: Underground will live forever! :)
@ Acki: How come? Bienenstichallergie?
@ steuertusse: Äh, ja. Danke!
„Rollige Hilfsköching trifft auf sexuell unerfahrenen Zivi im Kühlhaus.“
Ich hab Filme gesehen, die fingen so an…
Ist ja höchst pornöser Content hier. War sie wirklich so abstoßend oder doch eher der Jänser? ;)
Ich finde es sehr nett von Dir, dass Du Monikas Angebot ausgeschlagen hast, um ihr nicht die Illusion zu nehmen, sie hätte schon ein erfülltes Sexleben.
…
…
…
MUAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!! *tränewegwisch*
@mc
das ist bedauerlich. wo gurke doch so lecker sein kann! der gedanke, dass solche leute sich allerdings noch fortpflanzen und ähnliches gedankengut mit zugehörigem mundwerk noch an ihren nachwuchs weitergeben, stimmt mich dann aber doch nachdenklich…
@giza
interessant, was für filme du dir so ansiehst… *g* :-P ;-)
aber so zusammengefasst klingt das wirklich herrlich nach typischen klischees über entsprechende filmgenre. *lol*
@MC:
hmm auch schoin, aber nö…die wahren einfach bei der Musterung (übrigends 2x) Taub, hab ich denen doch klipp und klar gesacht, das mein knie total kaputt ist (kreuzband usw. kurz vorher), aber nö die mussten mich ja dann auf T2 einstufen….tja und dann war ich da und nach 2 wochen bestellte mich dann die Stabsärztin (lecker) und meinte: ja herr … also das mit ihrem Knie, dat geht nicht, nachher wrid das noch steif! ;-) zum glück nix anderes in dem moment! und so kam ich um alles drumrum…okay hat mich nur 5000; DM gekostet, denn ich musste ja auf mein Gehalt vom Arbeitgeber verzichten…aber dafür war ich FREI! ;-)
PS: Aber das ich nebenbei Fußball in der Bezirksoberliga gespielt habe, fanden die dann auch nicht wirklich komisch! ;-)
ohman. lieber MC, es existieren also doch noch vorteile, beim bund gewesen zu sein. an deiner stelle hätte ich wohl erstmal eine woche lang ein errektionsfreies leben geführt.
[…] nur unfähig. in der Kategorie: Skurriles, März 10th, 2008 11:20:30 AM Monsieur MC Winkel hat eine kurze, verstörend wirkende Erinnerung über seinen Zivildienst ausgekramt. So etwas […]
Ich frag mich ja immer, woher solche Leute ihr Selbstbewusstsein beziehen…
klasse text mal wieder, mc
Applaus, Applaus, Applaus ;-)
üärgs ….
@thegrouch
die einzig nachvollziehbare überlegung dahinter ist für mich „ist der ruf erst ruiniert, lebts sich gänzlich ungeniert“. wer eh nen schlechten ruf hat, braucht sich ja für nichts mehr zu schämen. und entsprechend schamlos sind die leute dann wohl (leider) auch.
oft zur belustigung, im fall des herrn winkel eher zur belästigung anderer. *lol* ;-)
„jenser?“ „nein, jänser!“
*hihi* sogar witze für die sprachliebhaber unter deinen lesern…
Ich denke, es heißt Basooka. In Wirklichkeit.
sehr männersolidarisch. anschliessend bist du sicher mit dem jänserich ein bier trinken gegangen, hast ihm erzählt, was für ein saures gürkchen seine monimausi ist und seitdem seid ihr beste freunde.
jaha, das sind freundschaften, die ein leben lang halten!
… das unterschreib ich mal so XD
Kühlhäuser sind gefährlich, ganz arg gefährlich…
ich werde tilda swinton nie wieder mit unvoreingenommenem blick betrachten können. und yakbuttertee wird nimmer mein sportgetränk werden. the jänser they come … diese bilder bekomme ich nie wieder aus dem kopf, ever.
Muss mir endlich mal merken, das essen und hier lesen gleichzeitig einfach keine gute Idee ist…
…gibt maximal nur 3 Sterne Köche…