KAYTRANADA veröffentlicht neues Album „Timeless“, Features von Durand Bernarr, Anderson .Paak, Thundercat + more
Mit über einem Dutzend Vokalisten und einer Vielzahl von luftigen, optimistischen Kollaborationen zeigt der kanadische Produzent seine geschmeidigen Klänge in verschiedenen Settings. Kaytranada und sein neues Album „Timeless“.
Die Magie der Produktion in der modernen Ära
Früher konnten Produzenten ihre Geheimnisse besser bewahren. Samples und Drumkits waren Gegenstand intensiver Spekulationen, und strenge Urheberrechtsgesetze drängten Plattensammler in tiefe, obskure Backlists. Studiotechnik war teuer und schnell veraltet, und Studiozeit kostete 200 Dollar pro Stunde. Doch Kaytranada kam in einer Zeit der entmystifizierten Produktion an, mit fortschrittlichen Engineering-Tools und unendlichen Audio-Bibliotheken, die nur wenige Klicks entfernt waren. Bei der Entwicklung seines unverwechselbaren Sounds konzentrierte er sich weniger auf einzelne Elemente – seine Kollegen konnten diese ohnehin replizieren – als vielmehr auf deren komplexe Anordnung. Auf seinem Durchbruchsalbum „99.9%“ aus dem Jahr 2016 waren die Tempi, die Synkopierung und die Schichttechniken ganz eigen, selbst wenn die Instrumente und Melodien anderswoher stammten.
Timeless – Der unverwechselbare Kaytranada-Sound
Heute erkennt man einen Kaytranada-Beat sofort: Die Drums stehen im Vordergrund mit einem papierartigen Rascheln, laut, aber selten aufdringlich. Dieser spezifische Klang hat ihn an eine künstliche Decke gebracht, wenn jedes Album nur eine Iteration eines Themas gewesen wäre. Doch Kaytranada hat diese Stagnation im Jahr 2023 mit „Kaytraminé“ vorweggenommen, indem er seine kinetischen Drum-Patterns mit den gesprächigen Reimen von Aminé kombiniert und die Temperatur niedrig hält, während er eine gemeinsame Nervosität auslebt. Auf „Timeless“ baut Kaytranada auf der Fusion von „99.9%“ und „Bubba“ aus dem Jahr 2019 auf und stellt über ein Dutzend Vokalisten in einer Reihe luftiger, optimistischer Kollaborationen in den Vordergrund.
Ein strukturiertes musikalisches Erlebnis
Getreu seiner Form ist „Timeless“ strukturiert und sequenziert wie ein DJ-Set, bei dem fein gehackte Instrumentals nahtlos in das nächste übergehen. Die jazzigeren Nummern wie „Video“ und „Stepped On“ haben eine mathematische Präzision, die an Kaytranadas frühere Arbeiten mit Robert Glasper erinnert. Und obwohl die Songs selbst keine großen dynamischen Bahnen aufweisen, dreht sich die Trackliste um „Drip Sweat“, ein klimatisches Feuerwerk mit Channel Tres. Die einfache Melodie erinnert an die Klaustrophobie der frühen 90er Jahre, verstärkt durch Kaytranadas stotternde Rhythmuswechsel. Channel Tres lehnt sich in seine Rolle als grimmiger MC und dirigiert den Dancefloor-Verkehr zwischen gemurmelten Versen.
Kaytranada x Timeless – Ein Tanzalbum für jeden Anlass
„Timeless“ ist ein Tanzalbum, aber es lässt sich auch problemlos zu Hause genießen. Die geschäftigen Drum-Patterns werden durch weiche Akkorde und einfühlsame Technik ausgeglichen – die flüsternden Snare-Schläge landen wie das gedämpfte Rattern einer Klimaanlage. Kaytranadas Touch wird auch durch eine Gruppe von flatternden R&B-Stimmen akzentuiert: Tinashe und Ravyn Lenae werden von kanadischen Kolleginnen wie Rochelle Jordan und Charlotte Day Wilson flankiert, die die Electronica mit klassischeren Phrasierungen erden. Auf „Still“ treiben Kaytranadas schwere Kicks Wilsons wehmütige Ballade an; die Rimshots, die sich durch „Hold On“ ziehen, kontrastieren Dawn Richards weiche Vocals mit stacheligen Kanten. Diese Überschneidung erinnert an einen Moment in den späten 00er Jahren, als Hip-Hop-Produzenten wie Dela und DJ Jazzy Jeff die letzten Dämpfe des Neo-Soul einatmeten und ihre raschelnden MPC-Drums mit Turntable-Schnitten übergossen.
Ein DJ-Set für jeden Geschmack
Ein gutes DJ-Set hat für jeden etwas zu bieten. Auf „Timeless“ treffen Afrobeat-Rhythmen und Funk-Licks auf R&B-Eleganz; Childish Gambino und PinkPantheress nehmen die lebhaften Tempi mit Begeisterung an. Wenn überhaupt, dann trübt die Parade der Mischungen und Kollaborationen die Höhepunkte des Albums. Der schelmische und verschmitzte Anderson .Paak liefert die charismatischste Performance des Albums auf „Do 2 Me“. Don Toliver wiederholt .Paaks Stimmregister auf „Feel a Way“, doch es fehlt die schleichende Intimität, die den luftigen Anfangsteil des Sets trübt.
Ein angespanntes Duett mit Thundercat, „Wasted Words“, ist auf 90 Sekunden begrenzt und auf einer Bonus-CD versteckt. Über Kaytranadas hypnotischem Shuffle steigt Thundercat ins Falsett und tadelt seine Nachbarn für harmlose Vergehen. Es passt nicht ganz zu „Timeless“, doch die moody Akkorde und Harmonien sind im Kontext reizvoll und offenbaren ein kleines Loch im Blockparty-Plan des Albums. Aber wenn „Timeless“ auch weniger bedeutend als seine Vorgänger erscheinen mag, so ist es nicht weniger selbstsicher, sein Zweck nicht weniger tiefgreifend: Dich in Bewegung zu bringen, selbst in ruhigen Momenten.