Klavier spielen lernen: Ein kreativer Weg zur Selbstentfaltung

Das Klavier gehört zu den beliebtesten Musikinstrumenten und das nicht ohne Grund. Durch seine Zugänglichkeit und einfache Weise der Tonerzeugung, bereitet es Anfängern wie Fortgeschrittenen gleichermaßen Freude. Bekannt ist es vor allem für seine positiven Auswirkungen auf die Motorik und das Gedächtnis. Doch kann das Klavier weitaus mehr. Als ideales Freizeitinstrument schafft es sowohl bei Jung als auch Alt einen Raum der kreativen Entfaltung und emotionalen Stütze, die die persönliche Entwicklung in wünschenswerter Weise beeinflussen können.

Klavierspielen als Ort emotionaler Berührung

Dass Musikhören die Stimmung hebt, ist kaum bestreitbar. Für jede Lebenslage, für jeden Glücksmoment und jede ärgerliche Situation gibt es das passende Lied, das schöne und weniger schöne Erlebnisse perfekt untermalt und die Stimmung emotional abfängt. Musik spendet Trost, sie schenkt Freude und kanalisiert auch jede andere erdenkliche Empfindung. Da scheint es kaum verwunderlich, dass das selbstständige Musizieren eine noch wesentlich stärkere Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden haben kann.

Klavierspielen schafft einen Raum der Isolation, indem nur die Tasten und Töne, erzeugt durch die eigenen Finger den Fokus der Aufmerksamkeit genießen. Diese Konzentration gleicht beinahe einer Meditation und hilft dabei, Sorgen kurzweilig zu vergessen, den Blick in sich zu kehren und Stress abzubauen. Auf diese Weise kann das Klavierspielen als ein entspannter Ort des Runterkommens dienen und gleicht einer Oase des Selbst.

Was auf diese Weise beschrieben ein wenig esoterisch klingt, kann tatsächlich durch eine fundierte Basis der Soziologie und Sozialphilosophie gestützt werden. Hartmut Rosa kennt in diesem Zusammenhang das Konzept der Resonanz. Damit beschreibt er einen Beziehungsmodus des gegenseitigen “Berührens” zwischen Person und Welt. Beim Klavierspielen kann diese Resonanz entstehen, wenn sich der Spieler mit emotionaler Offenheit dem Spiel hingibt und etwas erfährt, was Rosa als Selbstwirksamkeit beschreibt: Die Erfahrung, etwas bewegen und berühren zu können, die Tasten zu einer Melodie zu bewegen, die mitnimmt und dem Spieler zu antworten scheint. Diese Berührtheit muss dabei nicht zwangsläufig von einer positiven Emotion begleitet sein. Auch Trauer, Melancholie, Angst oder Wut können den Kanal zwischen Spieler und Klavier prägen. In jedem Fall erfährt der Klavierspieler eine enge Bindung zwischen sich und dem, was auf den Tasten passiert.

Kreativität und Ausdruck des Selbst

Klavierspielen und Emotionen sind unweigerlich miteinander verwoben. Nicht nur die Tatsache, dass Klavierspielen Emotionen auslösen und verarbeiten kann, ist hierbei eine Erwähnung wert. Zugleich ermöglicht das Musizieren an den üblicherweise 88 Tasten eine kreative Ausdrucksform des Selbst. Musik ist keinen strengen Regeln unterlegen und selbst die strukturiertesten Notenblätter lassen sich mit einer individuellen Note ausschmücken. Im professionellen Rahmen des Klavierspielens ist dies sicherlich eher die Ausnahme, doch insbesondere im Freizeitbereich ist der Kreativität hier freien Lauf gelassen. Auf diese Weise ist das Klavierspielen ein Kommunikationsmedium, mit dem Empfindungen aller Art eine Plattform finden. Egal, ob vor Publikum, vor einem Musiklehrer oder ganz allein, was mit Musik ausgedrückt wird, versteht jeder, denn Musik ist eine internationale Sprache der Emotion.

Dabei ist es gerade die leichte Bedienweise des Klaviers, welche großen Raum für Kreativität eröffnet. Ein Ton wird mit einem Tastendruck erzeugt, während bei anderen Instrumenten wie der Klarinette oder Trompete technisches Können Voraussetzung ist. Selbst ohne die Fähigkeit, Noten lesen zu können, ist das Klavier bedienbar. So besitzt das menschliche Gehirn ganz intuitiv einen Sinn für akustische Ästhetik und bemerkt Dissonanzen direkt. Das Klavier bietet viel Raum für künstlerische Entfaltung und lässt jede erdenkliche Musikrichtung zu. Das reiche Repertoire an Genre und Stilrichtungen bietet auf diese Weise jedem Musikinteressierten einen Ort zur Komposition, Improvisation oder des einfachen Erlernens eines gern gehörten Songs.

Der individuelle Weg zur Musik

Der Einstieg ins Klavierspielen und der Weg hin zu diesem Instrument kann gerade am Anfang eine Herausforderung sein. Der Zugang ohne jegliche Vorkenntnisse im Bereich der Musik, des Notenlesens, der Technik und Handhabung eines Klaviers ist nur schwer alleine zu bewerkstelligen. Aus diesem Grund kann es durchaus sinnvoll sein, Klavierunterricht wahrzunehmen. Dort ist darauf zu achten, einen entsprechenden Lehrer zu finden, der die individuellen Bedürfnisse des Spielers berücksichtigt. Ziele und Wünsche sollten besprochen werden, damit Klavierspielen auch tatsächlich Freude bereitet und nicht zu einer lästigen Lernleistung wird. Die persönliche Entfaltung des Spielers steht bestenfalls im Vordergrund. Ein guter Klavierlehrer evaluiert am individuellen Fortschritt, welche Schritte als nächstes gegangen und welche Fähigkeiten als nächstes erlernt werden sollten. Er nimmt Songwünsche auf, holt den Spieler bei seinem aktuellen Stand ab und begleitet die Reise hin zu einer emotionalen Verbundenheit zwischen Instrument und Instrumentalist. Selbstverständlich kann der Weg zum Klavierspielen auch ohne Unterricht bestritten werden. Wie zielführend das ist, hängt letztlich von den individuellen Wünschen und angestrebten Erfolgen ab. Gerade was die Technik und das korrekte Umsetzen von Notenblättern angeht, ist ein Lehrer allerdings von Vorteil.

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