Meine dunkle Nacht der Seele // Part 5

[Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4]

Frühling 2020, ich hatte gerade eine Trennung hinter mir, bin dann ausgewandert, hatte überhaupt keine Lust mehr auf irgendwelche Influencer-Sachen (was ja leider irgendwie immer noch mein Hauptjob war) und hatte keine Ahnung, was die Zukunft bringen würde. Ich wusste nur, dass es so nicht weitergehen kann, weil mich Social Media zwar irgendwann einmal unabhängig gemacht hatte, ich jetzt aber massiv darunter litt. Insbesondere Instagram, die Idee mit mir als Fashion-Influencer konnte natürlich nicht aufgehen, weil ich das einfach nicht war, nicht fühlte und auch nie sein wollte. Ich hatte Alpträume, eine schwarze Krähe beobachtete mich während des Schlafens. Optional kam ein Tsunami vorbei und riss die gesamte Urbanisation aus dem Berg; also mental durchlebte ich tatsächlich schonmal bessere Zeiten.

Ein Mensch hat 60.000 bis 80.000 Gedanken am Tag

Meine Gedanken blieben laut. Dieses ewige Overthinking, der Versuch, das Leben und all seine Struggles mit Gedanken, mit logischem Denken in den Griff zu bekommen. Ich hatte in der Zwischenzeit zahlreiche Spiritual Teachers entdeckt und hatte sehr viel von ihnen gelernt, allerdings spielte sich „Mein Leben“ immer noch innerhalb meines Denkprozesses ab. Logisch verstand ich also schon einmal, dass man immer im jetzigen Moment leben sollte, weil es das einzig Reale ist. Dass man gedanklich nicht in der Vergangenheit leben sollte, weil es einen depressiv macht und dass man gedanklich nicht in der Zukunft leben sollte, weil es einen ängstlich macht. Es war ein erster Schritt, ein kleines Erwachen. Doch wenn ich einen Tag mal nicht meditierte, war ich sofort wieder in der alten Welt: Ängste, Overthinking, Ego,… wie werde ich diese Scheiße bloß jemals los? Die unaufhörlich sprechende Stimme in meinem Kopf, „Ich gehe mir auf die Nerven“. Wer ist hierbei eigentlich ich und wer ist mir?

„Mein Leben“

Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Gefühle. Das ist das (menschliche) Leben, aus mehr besteht es nicht. Die meisten Menschen glauben, dass das, was in ihrem Leben passiert, ihr Leben sei. Das, was sie mit ihrem physischen Körper erfahren und das, was sie denken. Dabei ist das nur die Form-Identität (alles Physische und Gedanken), sie hat nichts mit der wahren Essenz deines Seins, deiner wahren Identität zu tun. Und diese wahre Identität, die kann man nur durch den besagten Blick in sich hinein finden. Genau das musste ich jetzt tun, ich musste einfach die tiefere Dimension in mir finden und mich mit ihr connecten um zu erfahren, was Leben wirklich bedeutet.

Yoga, Brearthworking, Meditation

Gegen die lauten Gedanken in meinem Kopf half mir ab Spätsommer 2020 die Wim Hof Method, also die Atemübung und Cold Exposures aka Eisbäder oder kalte Duschen. Diese drei Runden schneller Ein- und Ausatmung, gefolgt von jeweils bis zu 2 Minuten Luft anhalten, das ist es. Absolute Ruhe, absoluter Frieden. Das ist ein Cheating Code fürs Leben, außerdem seit über zwei Jahren Grundlage meiner Morgenroutine (Yoga, AUM-Chanting, Wim Hof Breathworking, 20 Minuten tiefe Meditation).

Ich meditierte weiter täglich, probierte zwischendurch auch die Transzendentale Meditation – kurz TM – aus, mit welcher die Beatles in den 60er Jahren durch Maharishi Mahesh Yogi zur Erleuchtung fanden. Das ist eine einfache Mantra-Meditation, hilft wirklich, war aber langfristig nichts für mich. Das ewige Wiederholen eines Fantasie-Wortes – ja, man denkt dabei halt nicht und darum geht es ja. Nachteil: es kann einen auch ein bisschen irre machen. Kirim, Kirim, Kirim, 20 Minuten lang, David Lynch und Jerry Seinfeld gefällt das.
___
[Letzter Teil]

Kommentare

Kommentare sind geschlossen.