Meine dunkle Nacht der Seele // Teil 4

[Teil 1, Teil 2, Teil 3]

Und dann sitzt du da, im sonnigen Südeuropa. Kannst von der Bude aus auf das Atlas-Gebirge in Marokko gucken, 320 Tage Sonne im Jahr – in mir aber nichts als Dunkelheit. Gähnende Leere, so wie nach jedem erreichten Etappenziel. Man arbeitet sein ganzes Leben auf irgendein Ziel hin. Als Kind möchte man vielleicht gut in der Schule sein, oder wenigstens gut im Hobby. Als kleiner Sportler mal einen Pokal gewinnen. Dann einen tollen Schulabschluss hinlegen, mit vorzeigbarem Notenschnitt. Erfolg im Beruf, Anerkennung, Macht. Als Musiker mal einen Grammy gewinnen oder als Fußballer eine Weltmeisterschaft. Wir haben es gerade erlebt, Messi hat es endlich geschafft. Die Medien berichteten, er sei „jetzt endlich angekommen“. Kleine Zwischenfrage: wo denn?

Hier das Ding und jetzt sei für immer glücklich!

Da haste den goldenen Klumpen, halt ihn in die Luft und freue Dich. Sei glücklich. Ist man bestimmt auch für ’ne Minute, neben dem goldenen Klumpen gibt’s ja auch noch sonstige, satte Boni und Sondervergütungen. Ding ist: wie lange hält das an? Nach jedem Erfolg, nach jedem positiv abgeschlossenen Projekt kommt doch direkt das Nächste. Und dann muss man wieder ran, immer der Glückseligkeit hinterher, die Erfüllung von außen, irgendwann klappt’s bestimmt! Spoiler: nein, nie. Die Erfüllung erreicht man nur durch den Blick in sich hinein. Es ist Alles bereits vorhanden, Du musst nur den Zugang finden.

„Wenn ich die Bude in Marbs erstmal habe – alles aus, mehr geht nicht!“, von wegen. Die Freude hielt tatsächlich sehr lange an, aber dann kommt das Leben, immer neue Challenges. Wie oft habe ich mich in diesem Leben eigentlich schon gefragt, wer ich wirklich bin? Was ist meine wahre Identität und hab‘ ich wirklich nur eine? Ich rede doch mit jedem Menschen auf eine andere Art, ich habe doch für jede Situation eine andere Maske?! Das war wirklich jahrelang mein größtes Problem: Wer bin ich wirklich, was soll das Alles, warum dieses Leiden? Es muss doch noch irgendetwas Anderes geben, irgendeine tiefere Dimension.

Teil des Egos: die (meistens unnötige) Identität

Ich identifiziere mich nicht als Deutscher, die meisten Almans sind awkward. Ich lebe seit sieben Jahren in Spanien, bin aber auch kein Spanier. Geburtsort hin und her, mein Geburtsort ist die Erde. Ich identifiziere mich auch nicht als weißer Cis-Mann, auch wenn einem das ja immer wieder mit dem Vermerk „besonders privilegiert“ vor Augen gehalten wird. Meine Vorfahren kommen zum Teil aus Litauen, das hätte genauso gut auch woanders sein können, so gesehen – Rasse: Human being, Mensch. So wie wir alle.

Auch politisch fühle ich mich keiner Partei zugehörig. Ich kenne Fälle, in denen die gesamte Familie immer die SPD gewählt hat. So wurde man erzogen/konditioniert. Also hat man auch ein Genosse zu sein, was denn sonst. Ein Irrsinn, bin ich natürlich raus, meine Politik ist Freiheit. Und ich identifiziere mich auch nicht mit einer Religion, auch wenn ich getauft (hatte keine Chance) und konfirmiert (brauchte das Geld) wurde. Ich möchte dieses Fass an dieser Stelle nicht erneut öffnen, runtergebrochen – meine Religion ist Liebe, weil: was bleibt wohl als Einziges übrig, wenn sonst wirklich nichts mehr da ist? Siehste.

Lockdown in Spanien – Zeit für Inner Work

In Spanien gab es im März 2020 einen wirklich heftigen Lockdown. Man durfte gar nicht raus, höchstens zum Einkaufen und kurz mit dem Hund um den Block. Ich hatte also endlich Zeit für Inner Work, ein Thema, welches ich bereits 5 Jahre zuvor für mich entdeckte. Der deutsche Conscious-Rapper Curse (viel Liebe für den Mann!) hatte gerade einen Podcast gestartet, in welchem es um Meditation ging. Das klang auf Anhieb alles sehr sinnvoll für mich. Ich meditierte das erste Mal und war erstaunt, wie schwer es ist, für einen längeren Zeitraum einfach mal an nichts zu denken. Ich praktizierte das dann regelmäßig mit verschiedensten Meditations-Apps. Allerdings immer nur dann, wenn ich innerlich wirklich extrem unruhig war, leider noch nicht täglich. Aber das würde sich von nun an massiv ändern.
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[Teil 5, Teil 6]

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