Neue Waschmaschine

Vor ungefähr einem halben Jahr fing meine Waschmaschie an, auszulaufen. Nach dem Waschvorgang war da auf einmal so ein Pfütze, kein Weltuntergang, aber doch schon ein wenig beunruhigend. Beim Menschen gibt es genau vier Gründe, warum sie auslaufen: sie sind geil, Bluter, bei der Marine oder tot. Ich verglich das mit meiner Waschmaschine und stellte fest, dass nichts davon auf sie zutreffen würde und auch wenn das gute Stück inzwischen 15 Jahre auf dem Buckel hatte: Duct Tape. Das Allheilmittel. Was ich schon alles mit Duct Tape wieder zum Laufen brachte, respektive neu zum Leben erweckte, ein Irrsinn. Wenn’s einem einmal an etwas fehlt: Bindfaden, Bier und Duct Tape, mehr braucht man nicht. Na gut, hin und wieder vielleicht noch etwas Fugenfit.

Auf jeden Fall lief die Kiste dann erstmal wieder, die leicht vorstehende Frontwand klebte ich einfach etwas fester an den Korpus und schon stoppte das Auslaufen. Fast. Von vier Wachschgängen passierte es maximal noch ein mal, aber kein Grund zur Beunruhigung – einfach nachgeduct, dann hielt das erstmal wieder. Natürlich schämte ich mich etwas, ein sonst so formvollendeter Jackson wie ich ductaped seine Waschmaschine, wenn das rauskommt, war’s das mit der Web-Karriere. Und da ich am Samstag vormittag nichts Besseres zu tun hatte, ging ich mal zum Elektofachcooperator meiner Verachtung, was ich allein aufgrund der Flutbeleuchtung in solchen Etablissements stets zu vermeiden versuche, aber bei Weißware lässt sich das kaum vermeiden. Faustformel: alles, was größer ist als Peter Maffay, sollte man vor dem Kauf gesehen und angefasst haben.

Ich wollte die Kiste vom Flyer. Erste Seite, sah gut aus und stand Siemens drauf. A+++, 1.400 Umdrehungen, 7kg Füllmenge – und spätestens bei der Gerätearbezeichnung „Frontlader“ hatten sie mich. Zugegeben: ich hab‘ keine Ahnung von Waschmaschinen. Ich will ein 30° und ein 60°-Waschprogramm, welches mit nur 2 Schritten über die Menüführung einzustellen ist, außerdem soll das Ding schnell und leise sein – und all das sollte die Maschine können, wie mir der freundliche Fachberater, der kurz vor mir einen weiteren Interessenten verabschiedete, bestätigte. „Und gucken sie mal hier, das Waschprogramm super15 verkürzt für kleinere Wäscheposten den Programmablauf in der Hauptwäsche auf 15 Minuten!“. Das. Ist. Mein. Baby!

Ich klärte gerade noch die Alte-Maschinen-Entsorungungs-Modalitäten, als der vermeintlich verabschiedete Auch-Interessent osteuropischer Herkunft zurück ans Set kam. „Okay, isz nem dis Maszine. Packe gleich ein!“, befahl er und zückte seinen Geldbeutel als Symbol massiv ernstgemeinter Kaufinteresse. „Ja gut, das ist jetzt schwierig, wir haben halt nur noch die!“. Wie, das abgedreckte Ausstellungsstück? Das wollte ich doch gar nicht. Meine Siemens muss neu sein, die muss noch nach Styropor riechen, wenn sie aufgestellt wird. „Abe isz wa zuäst da. Zuäst!“. „Aber sie wollten sich doch noch umsehen!“, fragte der Verkäufer hilflos nach. „Ja abe isz egal, isz nem dis Maszine jeds!“, sagte er entschlossen und nickte seinen beiden Söhnen, die so aussahen wie ich mir Kirmes-Mitreisende vorstelle, zu. Nun guckte er mich an, die Ruhe selbst. Ich wollte diese ausgestellte Kiste ohnehin nicht, schaute den Mann also mit halb geschlossenen Augen von unten an. Ungefähr wie Pacino, als er in Duft der Frauen „wenn Dir langweilig ist, geh‘ ficken!“ zu dieser Katze sagte.

„Ich habe da eine Idee,“ liess ich mit DeNiro Synchron-Stimme (die übrigens (leider) viel geiler ist als seine Echte) fallen. „Ich bin aus zwei Gründen hier.“, sagte ich und machte eine Drama-Pause. Wenn man schon Pacino und DeNiro ein einer Person adaptiert, dann kann diese gar nicht lang genug sein. „Ich brauche eine Waschmaschine.“, erneute Pause, ich wippte leicht mit dem Oberkörper, „Und ich brauche Rasierklingen.“. Jetzt guckte ich den Verkäufer an. „Sie, junger Mann, geben mir eine Packung meiner Rasierklingen heute – sagen wir – aus Kulanz so mit und ich warte dann auf ihre Nachlieferung. Aber nicht so lang!“, beim letzten Satz zog ich die Augenbrauen in die Geheimratsecken. „Ja, ich muss klären ob…“, „Nix klären!“, fiel ich dem Mann ins Wort. „Das geht schon. Dann haben sie zwei Maschinen auf einmal verkauft und alle sind glücklich. Oder?“, eine rhetorische Frage, die ich in Richtung Komorowski und Kirmeskinder schickte. „Jahja, genau.“. „Also gut. Dann holen sie mal ihre Klingen, ich mache die Zettel fertig.“, sagte der Verkäufer und füllte den Lieferschein aus. Die neue Waschmaschine wird mir nächsten Freitag zugestellt. Auf dem Weg nachhause fiel mir ein, dass ich einen Vollautomaten noch dringender gebraucht hätte, als Rasierklingen. Aber irgendwas ist ja immer.

Kommentare

7 Antworten zu “Neue Waschmaschine”

  1. fogl sagt:

    Immer wieder toll diese Geschichten!
    „Faustformel: alles, was größer ist als Peter Maffay, sollte man vor dem Kauf gesehen und angefasst haben.“ :D

  2. FlyerZwoMille sagt:

    Ich dachte Du nimmst die Klingen&bestellst die Maschine 150€ günstiger irgendwo im Netz:-)

  3. Folker Mienkus sagt:

    Und wieder mal ein Klassiker aus der Serie „You made my (Mon)day !! Thnx !!

  4. MC Winkel sagt:

    @fogl: Danke.
    @FlyerZwoMille: Neee, nach so einem Move nicht. Außerdem: nirgendwo günstiger im Netz, hab ich von vor Ort gecheckt. :)
    @Folker Mienkus: gerne.

  5. Sebastian sagt:

    Lustige Story :)
    Leider steh ich bei dem Satz auf dem Schlauch „Dann haben sie zwei Maschinen auf einmal verkauft und alle sind glücklich. “
    Und mit dem Vollautomaten hätten sie eh nicht gemacht ;)

  6. denzel sagt:

    @Sebastian: naja, der typ wollte die maschine und emser auch, aber die hatten nur noch die eine. jetzt hat der kirmesvater das ausstellungsstück und emser bekommt am freitag seine „neue“ waschmaschine. und hat neue klingen, der hund. ^^

  7. Jyrcn sagt:

    von front bis behind mal wieder smarte store, aber wie great ist maffenberger überhaupt? like the win stick length?

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