Schluss mit lustig! – Der Blogger, der nie übers Bloggen schreibt.
Warum auch? Ich tu’s halt. Ist doch viel interessanter, als immer nur darüber zu schreiben. Aber in dieser Woche mache ich mal eine Ausnahme und werde mal so ein paar Sachen erzählen, die ich immer mal wieder gefragt werde. Ein Interview über’s Bloggen; mit mir selbst, quasi.
Wie bist Du zum Bloggen gekommen?
Ich habe Anfang 2001 mit zwei Freunden eine Homepage namens hochhausprofis.de ins Leben gerufen. Dort gab es hauptsächlich Partybilder, Musiktipps, ein Gästebuch und einen redaktionellen Bereich; die Nachrichten, für die ich vorgesehen war. Ich fing an, diese auf Comedy gemünzten Nachrichten zu verfassen und merkte, dass mir das Schreiben Spaß macht. Als überdurchschnittlich mitteilungsbedürftiger Mensch reichte mir dieser Part bald nicht mehr und ich eröffnete mcwinkel.de – mein erstes Internet-Tagebuch. Noch komplett ohne CMS-System, ich editierte alles manuell. Nach zwei Jahren hatte ich durchschnittlich 100 Besucher am Tag. Ich schrieb mit einigen mehrmonatigen Pausen bis 2004, als ich über einen link auf zeit.de darüber getolpert bin, dass ich womöglich gar nicht der einzige Tagebuchschreiber im Internet bin – da gab es ja eine ganze Szene! Ich klickte mich das erste Mal durch die Blogosphäre und suchte mir meine Lieblingsblogs zusammen. Im Juli 2004 eröffnete ich dann whudat.de mein erstes WordPress-Blog. Ich trennte mich von mcwinkel.de, weil es zwischenzeitlich Real-Life-Diskrepanzen gab, whudat.de blieb regional eine lange Zeit unbemerkt, was nötig war.
Welche Blogs/Blogger waren Deine ersten Bekanntschaften?
Mein erstes Lieblingsblog war das von Lyssa. Ich habe es täglich als erste Amtshandlung gelesen und war ganz enttäuscht, wenn einmal kein neuer Beitrag veröffentlicht wurde. Ich mochte ihre Art zu schreiben und war beeindruckt, dass dort so viele Menschen kommentierten. Noch heute versuche ich grob, mein eigenes Blog getreu des bei Lyssa entdeckten Schemas zu führen: wochentags möglichst täglich ein längerer, persönlicher Beitrag, hin und wieder mal den typischen Netzkram und am Wochenende weitestgehend Ruhe. Dann entdeckte ich Lu, die erste Bloggerin, mit der ich einen E-Mail-Wechsel hatte. Sie empfahl mir als weitere Blog-Lektüre Malcolm, Mekito und Don Dahlmann. Über diese Blogs kam ich wiederum auf Felix, die Spreepiratin, den allergeilsten Burnster und bittersweetchoc; welche ich alle in 2005/2006 auch persönlich kennenlernte. Eine sehr aufregende Zeit, zu den meisten von ihnen habe ich heute immer noch gelegentlichen bis intensiven Kontakt.
Wie kam es zu den ersten Videos, die Du online gestellt hast?
Als Selbstdarsteller gefällt einem eine Sache an Digital-Kameras besonders: die Video-Funktion. Ich dachte mir, wenn ich das, was ich eigentlich aufschreiben wollte, direkt in die Kamera spreche und ins Internet stelle, dann spare ich ja richtig Zeit und Arbeit! Ich fand auch daran schnell Gefallen und fing an, mit einem Videobearbeitungsprogramm diese kleinen Filmchen etwas aufzuwerten. Es folgte der Kauf einer Videokamera und wenig später entstand der legendäre „Baden mit MC Winkel„-Film, in welchem ich den Einbau meines Whirlpools zelebriere und mich 10 Minuten beim Baden filme. Dieser Film wurde von den damalsâ„¢ größten Blogs (u.a. Spreeblick und wirres) verlinkt und bis heute 10.000x runtergeladen – und das alles, bevor es youtube o.ä. gab.
MC Winkel und Werbung: wie begann es und wie stehst Du dazu?
Eines Tages bekam ich den Anruf einer Agentur, welche blogseitige PR für ein neues Opel-Astra-Modell machen wollte. Der Deal war, dass 4 Blogger je einen Astra für acht Wochen bekommen sollten und darüber berichten. Es gab weder Vorgaben noch Verbote, was ich toll fand und somit ohne zu zögern zusagte. Erst später erfuhr ich, dass es neben Tankgutscheinen noch eine monetäre Aufwandsentschädigung geben sollte; was mich natürlich nicht störte, mich aber in meinen Testberichten auch nicht beeinflusste. Weil es Werbung in Blogs in dieser Form vorher noch nicht gab, entstand eine große Aufruhr in der Blogosphäre, man sprach allgemein von dem Verlust der Glaubwürdigkeit und ähnlichem Firlefanz. Es gab Blogs, die mich auf’s Böseste verurteilten, mich persönlich beschimpften und auch wenn ich immer dachte, ein dickes Fell zu haben: partiell nagte das schon sehr an mir. Es zeigte mir letztlich aber, wie ernst man wen und was in diesem ganzen Blogdings zu nehmen hat; bestenfalls nämlich gar nicht. Nicht zuletzt durch den angezettelten Krawall der Werbe-Gegner verzeichnete die Agentur mit dieser Aktion einen Erfolg. Seitdem gibt es unregelmäßig immer mal wieder Werbe-/PR-Anfragen, welchen ich zunächst aufgeschlossen gegenüberstehe. Ich habe aber auch schon einige Angebote abgelehnt, u.a. eine PR-Anfrage eines renommierten Kondomherstellers, für welchen ich einen vibrierenden Penisring hätte testen sollen. An sich sehr MC Winkel kompatibel – aber der geforderte Film sollte ernsthaft figuriert werden – ausgeschlossen!
Warum bloggst Du heute noch und was hast Du eigentlich damit vor?
Es sind immer noch dieselben Gründe wie am Anfang: ein erhöhtes Mitteilungsbedürfnis, das „Fishing for Legitimitätssignale“ und weil ich massiv einen an der Marmel habe. Der wichtigste Grund jedoch ist und war der Wunsch, Menschen zu unterhalten, bestenfalls zu erheitern. Ich wurde als Suppenkasper geboren und habe es seit der ersten Klasse geliebt, für meinen veranstalteten Blödsinn gemocht zu werden. Denn darum geht es doch, wer hat schon etwas gegen Liebe und Anerkennung? Die zu bekommen für das, was man sowieso gerne macht, ist das Beste, was einem passieren kann – natürlich auch über das Bloggen hinaus. Ich weiß was ich kann, weiß aber auch genauso gut, was ich nicht kann. Trotzdem probiere ich weiterhin aus, ohne mich dabei zu ernst zu nehmen; life is a lesson, you learn it when you`re through und so.
Wohin die Reise geht, weiß ich nicht. Ich versuche nach wie vor, mich so authentisch und unverkrampft wie möglich darzustellen. Seit der Grundschule sagt mir jeder, dass ich ins Fernsehen gehöre; aber das stirbt langfristig ja ohnehin aus. Im Internet selbst habe ich übrigens auch schonmal ein Angebot bezüglich der Moderation einer „Online-Show“ abgelehnt, weil mir das Format zu spießig war, ich habe es zwischendurch auch kurz einmal bis heute nicht bereut. Ich will auf jeden Fall nichts forcieren; was kommt, das kommt und soll dann möglicherweise auch so sein. Und selbst wenn alles so bleibt wie es ist – das Feuer im Herzen brennt noch und solange Leidenschaft dabei ist, wird’s auch ordentlich. Danke für Eure Aufmerksamkeit! (Echt.)
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Mehr Zahlen und Aktionen, mehr zum Thema Werbung und mehr MC-Shizznit gibt hier im Profil!
Cool.
Werter Herr Winkelsen,
well done.
(Echt.)
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Das ist doch alles nur Show hier!1
Interessant den Blogway bis zum heutigen Winkel
zu lesen. Danke dafür
„Danke für Eure Aufmerksamkeit!“
Bitte! (Echt.) :D
„Fishing for Legitimitätssignale“ – hooked.
Lesenswerte FAQ findet ich ja viel zu selten.
Cool, die History zu lesen.
Mein erster Blog hatte ich mit Mambos erstellt und dann war lange pause.
Und ich möchte noch betonen, dass ich immernoch auf den ersten Abend warte, an dem wir beide mal gemütich einen trinken können!
Aber wie ich hörte, kristallisiert sich ein Termin im Juli. Knick-knack..
Schöne Geschichte. Und bleib uns noch lange erhalten!
Ihre Frau Ährenwort
Von der Tristest der Hochhaussiedlung in die große weite Welt des www. Hut ab, für Deinen Ehrgeiz und vor allem merci für die eine oder andere Verkrampfung der Lachmuskeln, für die Entzückung der Gehörknöchelchen(Wo bleibt die CD????)sowie die Anregung der letzten Gehirnzellen. Mach weiter so! Und vor allem, das geht auch an alle anderen Blogger, macht selktierete Werbung und Meinung! Ihr habt die Wahl und könnt auch, wie von Mc Winkel jüngst bei der Kaffeemarke bewiesen, lustiger damit umgehen, als Waschmittel- und Hygienewerbung je sein kann. So far!
Dann hast Du mit dem richtigen Bloggen also ein jahr nach mir angefangen. Kinders, wie die zeit vergeht
für deine memoiren: ich habe ‚unsere‘ mails noch, ich schmeiss ja nie was weg.
Beim Lesen merke ich, wie lange ich Dich hier im Netz schon verfolge. Übrigens, legendär dieser Jacuzzi-Film. Den haben sogar die Schotten gesehen und sich dabei großartig amüsiert.
Ein ernsthaftes Video über einen vibrierenden Penisring? Wer befreit mich jetzt von der Stimme Herrn Grzimeks in meinem Kopf: „dieses possierliche, kleine Kerlchen …“?
Ganz zu schweigen von den begleitenden Bildern?
Ansonsten: hier eine Runde Legitimitätssignale für den Suppenkasper. [Gefühls-(Echt.)]
Die abgelehnte Online-Show – war das Ehrensenf?
Ach ja:
> Danke für Eure Aufmerksamkeit! (Echt.)
Bitteschön, nix zu danken, im Gegenteil – einmal am Tag bei Dir reinschauen ist Pflicht :-) (Auch ernst gemeint.)
„Ich wurde als Suppenkasper geboren.“
Dafür küsse ich dich.
5oo
@ Westpfalz-Johnsen: Danke!
@ Erdge Schoss: Herr Schoss, Der Emser sagt: Danke.
@ jo: Stimmt!
@ Jerry: Na legen, Dicker! Bald machen wir Dein Video.
@ Robby: Dange.
@ kaal: „Lesenswerte FAQ“ :)
@ mee: Ich war ja immer mehr der Maoam-Typ.
@ Malcolm: … wenn man aber all die Biere mal zusammennimmt, die wir gemeinsam getrunken haben; würde für einen ordentlichen Suff reichen. Jaaa, ich hörte da auch was von wegen 5.7.! :)
@ Frau Ährenwort: Klar, ohne geht eh nicht mehr. :)
@ holstenbewohner: Naja nu, muss man aber auch nicht immer so ausstrapazieren; Mettenhof ist nicht Comptom. Aber Danke. Warte immer noch auf Dein erstes Blog!
@ Batey: … dafür war Dein Theme schon im TV! :)
@ Lu: … müsste ich auch noch haben. :) Bin übrigens immer noch (fast) täglich drauf (via reader). Ich weiß also, wo Du gerade im Urlaub warst! :)
@ die_schottin: Ab Jacuzzi ging’s ja eigentlich erst richtig los! :) Jaja, die liebe Schottin; eine der Ersten!
@ Kat: Danke! Und ja: wie hätte ich – ohne mich schlapplachen zu müssen – ernsthaft einen elektrischen Penisring für toll befinden können. So viel Schauspielerei muss dann doch noch angelernt werden!
@ Holgi: Nein. Aber btw.: was macht eigentlich Katrin Bauerfeind heute so?
@ 500: Aber bitte nicht feucht!
was ich schon immer über MC wissen wollte! Super, danke
@MC: Die Katrin Bauerfeind ist im Moment scheinbar Allzweckmoderatorin bei 3sat. Sie geht offenbar ihren öffentlich-rechtlichen Weg – Hut ab kann ich nur sagen, bei den Privaten hätte sie es sicherlich bequemer kriegen können.
Aber da müsste sie sich wahrscheinlich mit irgendwelchen eingebildeten/simulierten Problemen schlechter Laiendarsteller in Nachmittagsquatschshows herumschlagen…
BTW: Auch ein Grund warum ich hier täglich mindestens einmal reinschaue – hier kriegt man als Kommentator promptes Feedback vom Blogger, was gerne genommen wird.
So, nu is aber Schluß mit Honig um den Bart schmieren ;-)
Sie fangen ja früh mit Geschichtsklittung an. Ein Höhepunkt war für mich übrigens die Stimmung in der Zeit rund um die Look-a-Like-Contests.
showie
nee, nass.
Großartiger Artikel. Vor allem der Kernsatz: „….wie ernst man wen und was in diesem ganzen Blogdings zu nehmen hat; bestenfalls nämlich gar nicht.“ Dann wäre doch jetzt Schluss mit „Schluss mit lustig“ angesagt. :-)
tja und so hat jeder sein hobby. der eine brust, der andere schwimmt….
Kann man die alten hochhausprofis texte und bilde irgendwo sehen?
ich bin ja da eher noch ein Frischling, aber lesen tue ich ja auch schon was länger bei Dir.
Schon irgendwie komisch das ganze Blogsdingenskirchen…
;o)
alle die davon keine Ahnung haben, finden das total Banane…
@MC Winkel ja bei Maoam hätte ich auch bleiben sollen ;-)
oh, da sind sie ja dann doch schon etwas länger dabei. ein bloglegionär, sozusagen!??!
ah… die metaebene…
Du hast mal Emanuelle editiert? Alter…
*thumbsup*
Sind wir nicht alle ein bißchen MC ?
Und die Lebensweisheiten von_Lu , finde ich, die sind auch unbezahlbar !
Mal ganz ehrlich, MC….und wehe ;-), ich kriege darauf keine Antwort! Denkst du, als Blogger kann man authentisch sein? Das wird eine abendfüllende Diskussion, denke ich…aber ne Antwort hätte ich trotzdem gern, weil ich mir gerade selbst die Frage stelle…
Das schöne beim Bloggen ist doch, man hat mehr oder weniger sein eigenes social network und ist dort auch noch der Chef im Gegensatz zu den Foren o.ä.
Ãœber Blogs finden sich i.d.R. Gleiche und man findet da leicht zu einander. Und das eigene Tagebuch oder Archiv im Netzt zu haben ist auch etwas ganz feines.
So viel Ernsthaftigkeit habe ich hier gar nicht erwartet! Lieber Herr Winkelsen RESPEKT! Ihr Blog ist mein Favourit seit dem ich ihn vor kurzem entdeckt habe! (ECHT) Ich hoffe sie machen noch lange so weiter!
Wenn ich an das schöne PW Mittelstrahl denke werde ich ganz sentimental MC ich mag dich
Nicht alles holstenernst nehmen. Damit biste einigen verbiesterten Gesichtern hier und auch woanders einige Schritte voraus. Und hier komm ich immer wieder gern her. Auch wenn ich selbst in letzter Zeit die Zügel ein wenig geschliffen habe. Nein. So ähnlich. WIe auch immer. Große Grüße!
wo gehst du denn mit malcolm trinken im juli? kann ich mitkommen?
Sehr feiner Text. Ich mag auch das Feedback. Ich mag den Stil der Texte. Ich mag die Videos. Ich muss Sie auch mal live erleben. (Echt.) :)
Gibts schon Pläne für eine neue Blogtour?
Ehrlich biste ja … ,-)
bei „interview mit mir selbst“ fällt mir spontan Auge ein:
http://www.youtube.com/watch?v=E_jrmspa5Cg
„Ich fing an, diese auf Comedy gemünzten Nachrichten zu verfassen und merkte, dass mir das Schreiben Spaß macht. Als überdurchschnittlich mitteilungsbedürftiger Mensch reichte mir dieser Part bald nicht mehr und ich eröffnete mcwinkel.de – mein erstes Internet-Tagebuch. Noch komplett ohne CMS-System, ich editierte alles manuell. “
ich weiß nicht mehr, was ich damals bei Google gesucht habe, aber während der Fußball-WM 2002 bin ich auf dein damaliges HTML-Tagebuch gestoßen und seitdem ein treuer Fan und Leser :)
Weiter so, MC!!
„Du kannst nicht alles auf deinem Monitor sehen?
Kauf dir einen neuen… wir senden nur auf 1024*768!!!“
Auch von dir MC?
LOL :
schnief di schnüf, das waren zeiten, als noch die allergeilsten die blognächte unsicher machten