She was smokin‘ me out

Diese Sache mit dem Gras war niemals wirklich so mein Ding, was vermutlich mit meiner unterschwellig innewohnenden Grundhektik zusammenhängt wie Siamesische Zwillinge. Das Weed wirkte mir einfach immer zu schnell, dieser Blitzkontrollverlust war irgendwie nie mein Freund, die eigenen Augen so klein und rot zu sehen machte mir Angst – Entspannung sah für mich so jedenfalls nicht aus, dann lieber sechs Bier. Bevor ich dies aber feststellte, vergingen ein paar Jahre und etliche Erfahrungen in dieser Thematik – eine der schlimmsten war die mit Maren Fuchs, die ohne den RHauch einer Übertreibung wirklich Smokin‘ Hot war.

Wir gingen seinerzeit in den einzigen Club der Stadt, der wenigstens alle 2 Wochen einmal sowas wie einen HipHop-Themenabend veranstaltete (=Luna Club, ftwk). Ein sehr angenehmer, unaufgeregter Laden mit jeder Menge Retro-Entspannungs-Mobiliar. Vermutlich hatte der CEO des Ladens es aus dem Geräteschuppen seiner Großeltern, was olfaktorisch leider niemals nachgewiesen werden konnte – im Luna brauchte man niemals Nebelmaschinen, wer hier um 2.00h Nachts noch seine eigene Hand vor Augen sah, muss Copperfield geheissen haben. Und hier trafen wir regelmäßig Maren Fuchs, die natürlich anders hieß, aber wie würdet Ihr denn Megan Fox übersetzen?! Ständig Rauchend. Selbstgedreht, mit durchsichtigem Drehpapier und konisch zulaufend. Maren rauchte mehr als ein Reykjavík’sches Lagerfeuer im Februar, trotzdem wurde sie nie müde oder lethargisch – sie tanzte, war voller positiver Energie und konnte um 5.00h immer noch geradeaus laufen. Ich hakte nach: es sei halt gutes Gras und ob ich vielleicht mal probieren wollen würde. „Neeé, lieber nicht. Ich hab‘ schon getrunken, das geht nie gut!“. „Stimmt, daher trinke ich nur Wasser. Nächstes Mal trinkst Du nicht, dann hökern wir zusammen.“. Hökern sagte man damals zum Kiffen, oder auch lodern.Chillen kam so 2-3 Jahre später, konnte sich aber bis heute durchsetzen, weil Chillen ja Alles heißen kann. „Ich geh‘ zum Jens, wir chillen!“ – hat kein Elternteil etwas gegen und als Kind lügt man nicht mal; win/win-Dings.

Man verabredete sich locker für den Freitag. Sie wohnte in einer WG und schlug vor, dann lieber zu mir zu kommen. „Cool, was wollen wir machen?“, meine SMS-Anfrage. Sechs Buchstaben („HÖKERN“) und ein Smiley kamen zurück, ich hatte es im Urin wie Dopingsünder. Also eins: üben! Ich konnte nicht so unterschmökt in diesen Abend gehen, Maren war mit mehreren Wassern gewaschen als weltreisende Spülhelfer mit Schweißdrüsenüberfunktion. Testweise besorgte ich mir also Gras bei meinem Arbeitskollegen Christian Hiller, der ebenfalls 24/7 so stoned war wie westafrikanische Ehebrecherinnen (ja, ich weiß). Selten war ein Büro-Türschild passender, „C.Hiller“ – der Name war Programm. Er machte für Arbeitskollegen gute Kurse, so rauchte ich am Donnerstag Abend testweise schonmal etwas vor. Mir wurde schwindelig, dann schlief ich ein.

Am Freitag war’s dann soweit, mit zweistündiger Verspätung kam Maren topgelaunt zur Tür herein. „Entschuldige meine Klamotten, aber wir gehen ja nicht mehr weg, näh?! Ich hab‘ noch eine DVD mitgebracht!“. „Ach was, die Jogginghose steht Dir ausgezeichnet! Ähm, was denn?“. Sie zog die Hülle aus ihrer Tasche, in welcher mehr Gras zu sehen war als auf dem Betzenberg. „Ah, Southpark, cool. Ich hol‘ was zu trinken, let’s roll it up!“, sagte ich und wusste, dass es schiefgehen würde. Maren rollte beidhändig, allerdings in jeder Hand eine Lunte – puff puff pass, so 10 Minuten, dann war’s vorbei mit mir. Ein nicht enden wollender Lachanfall, ich bekam mich weniger ein als ausgekugelte Schultern, selbst als Maren mir in Unterwäsche bestellte Pizza servierte, konnte ich nicht aufhören und sah das erste Mal sowas wie Entsetzen in Marens Gesicht, „Und jetzt, was machen wir nun?“. „Ähm, noch ’ne Folge Southpark?“. Sie haben Kenny getötet. Die Schweine.

Kommentare

19 Antworten zu “She was smokin‘ me out”

  1. Wie sich die Leben doch ähneln können ;D

  2. visus sagt:

    Und wie lief es mit der Potenz? Bei den einen wirkt es ja anregend, bei den anderen hilft dann auch keine blaue Pille mehr.

  3. Mussolini sagt:

    „24/7 so stoned war wie westafrikanische Ehebrecherinnen“

    Da hast du echt einen rausgekloppt, nicht übel!! Super punchline!

  4. grievedesign sagt:

    So ein Teufelszeug…!

  5. axenon sagt:

    Ja ja Mr. Winkel!

    Du hasts echt drauf, coole Sprüche mein bester, aber im Schmöken warst Du schon immer Lame, aber Dein Blog-Writin‘ dagegen, allerbest!

    Gruß zu Dir und weitermachen…… You RULE!

  6. uli sagt:

    Großartige Geschichte, MC Winkel! Die Tiefen der Vergangenheit scheinen unermesslich für Stories aller Art.

  7. Scholli sagt:

    tu mal lieber die Möhrchen, Herr Winkel, so ist das halt.

  8. mrrogers sagt:

    beste story seit längerer zeit :D

  9. singhiozzo sagt:

    Das Gekiffe war ja auch nie meins. Einmal probiert und irgendwie für garnicht so cool befunden. Und mal ganz ehrlich: die Typen, die früher immer ordentlich gedampft haben, machen das heute immernoch und hängen auch immernoch an der selben Stelle im Dorf rum. Die Zeit ist für die wohl stehen geblieben. Und cool sind die ganz bestimmt auch nicht. Von daher: alles richtig gemacht! Oder nee, warte: alles normal gemacht! ;-)

  10. denzel sagt:

    westafrika war … wirklich sehr bissig. ^^

  11. Erdge Schoss sagt:

    Mit Schokoladezigaretten, werter Herr Winkelsen,
    wäre Ihnen das nicht passiert.

    Herzlich
    Ihr Schoss

  12. Gilli Vanilli sagt:

    Lachen is besser als einschlafen ;-) !!!

    ach das waren noch Zeiten als wir schön den Spliff gerollt haben,
    Blunts geraucht usw.

    wir sind auch so oft vor der Disse im AUto hängen geblieben
    weil wir zu breit zum reingehen waren :-))

    das geilste war nach meinem ersten Spacecake

    von 8-12 nur gelacht ohne ende und dann wollten wir auf ne ominöse hiphop party – naja um 6 morgens hat uns der hausmeister vom schwimmbad geweckt – davor hatten wir geparkt :-))

  13. Gilli Vanilli sagt:

    PS: @shingiirgendwas mr ouzo

    in 50% der Fälle stimme ich dir da zu
    aber wie man bei mir sehen kann haben genug auch den „absprung“ geschafft

    aber ioch hab echt noch freunde die alle so über 30 und so ne
    und die ziehen sich echt noch täglich die bong rein

    teils morgens vor der arbeit geht das schon los

    könnte ich gar net

  14. Babel sagt:

    Das Ganze liest sich für mich wie eine Liebesgeschichte zum smarten Weed :) Sehr nice zu lesen

  15. Perot sagt:

    Wieder ’ne klasse Story für Deine Memoiren! ;-) Meine Erfahrung war diese:

    Im weiteren Bekanntenkreis gab es damals Anfang der 90er einen Dude namens „Zeppelin“ (so sein Spitzname), der an der holländischen Grenze wohnte. Einmal war er auf einer Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Freundes, drehte und reichte herum. Was in den darauf folgenden 20 Minuten passierte, kann man nur als „wildes Gekicher wegen jedem Scheiß“ bezeichnen – ich war wohl der Lauteste. ;-) Der Dude hieß deshalb „Zeppelin“, da er körperförmlich dem Luftschiff nahe kam und zudem ständig „am Fliegen“ war.

    Nach 20 Minuten war für mich der Spuk vorbei und ich inhalierte so’n Zeug nie wieder. Mit Verspeisen in Keksen habe ich es erst gar nicht versucht. Mich nerven diese Typen auch im Allgemeinen – kannst Dich auf kein Wort mehr verlassen, so verkifft sind schon die Synapsen.

  16. MC Winkel sagt:

    @Jaycee aus dem Atomlabor Wuppertal: Warum schreibst Du solche Erfahrungen nicht auch bei Dir ins Block?! :)
    @visus: An dem Abend war ich mit Lachen ebschäftigt. Habe in dieser Richtung (leider) auch noch nie positivere Erlebnisse gehabt – so gesehen: not my drug! :)
    @Mussolini: Gäb’s sogar ein paar Reime drauf! :)
    @grievedesign: Echt? Erzähl‘ doch nichts! :)
    @axenon: :)) Ja, Danke Alter. Und ja – das mit dem Hökern war nie so meins…
    @uli: Dem ist nichts hinzuzufügen! :)
    @Scholli: … sieht so aus, hm?! :)

  17. MC Winkel sagt:

    @mrrogers: Ach komm – die letzten waren alle TIPTOP! :)
    @singhiozzo: Will ich so nicht verallgemeinern. Kenne auch viele, die heute gelegentlich kiffen und ziemlich (ziemlich!) smart sind. Wie immer: es kommt auf das Maß an, Mensch! :))
    @denzel: Ja, sorry! Nuttin‘ personal! :)
    @Erdge Schoss: Und mit Kautabak, Herr Schoss?
    @Gilli Vanilli: Mir ist es höchstens mal passiert, dass ich aus Gründen nicht mehr in den CLub gelassen wurde. Sonst aber alles normal gemacht! :)
    @Babel: Liebesgeschichte?! Naja, der Eigen-Interpretation sind keine Grenzen gesetzt! :)
    @Perot: Zeppelin – herrlich!!! :)) Also einen zweiten (und dritten) Versuch solltest Du vllt. noch zulassen. Tip: nächste Weihnachtsfeier! :)

  18. Elia alias Mussolini sagt:

    Man dann bin ich gespannt! Magste ne Kostprobe geben? Hab zehn Minuten über n coolen Reim nachgedacht!

  19. MC Winkel sagt:

    @Elia alias Mussolini: Klar! Am Besten über einen Beat aus einer meiner Mixtape-Vorstellungen gespittet und her damit! :)

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