Versatile Wagers: New Surf Film By Surf Photographer Alex Laurel
Surf-Fotografen sind permanent auf Standby. Immer rastlos. Jederzeit bereit, alles stehen und liegen zu lassen, Familie und Freunde zu verabschieden und in den nächsten Flieger zu steigen, um an die entlegendsten Winkel dieses Planeten zu jetten. Alex Laurel ist einer von diesen Menschen. Er gehört zu den renommiertesten Surf-Fotografen der Welt und reist immer dahin, wo die besten und höchsten Wellen sind. Heute Französisch-Polynesien, nächste Woche Australien und bald wieder zurück nach Europa. Aber Laurel beschwert sich nicht. Er hat von diesem Leben geträumt seit er mit 14 Jahren zum ersten Mal eine Kamera in der Hand hielt. Wir haben mit ihm telefoniert, um über seinen Spontantrip nach Nicaragua im vergangenen Jahr und seinen aktuellen Film „Versatile Wagers“, der bei dieser Reise entstanden ist, zu sprechen.
Alex Laurel is one of the world’s most successful surf-photographers. Born in France, raised in Gabun and he now lives in France for many years. For his work, he travels all around the globe to find and shoot the best waves on the planet. For his latest project he embarked upon a trip to Nicaragua with french surfing professional Marc Lacomare – this time not to shoot pictures, but to film.
Wir erreichen Laurel in seiner Heimat in Anglet, im Südwesten Frankreichs. Er sitzt vor dem Computer und ist schon wieder voll im Standby-Modus: „Ich warte auf einen großen Sturm hier in Europa. Die Wintersaison ist die Zeit im Jahr mit den besten und größten Wellen, für uns die Surfing-Prime-Time.“ Deswegen liest Laurel jeden Tag die Online-Wetterkarten und studiert akribisch Windrichtungen, Windgeschwindigkeiten, Wellenhöhen sowie Gezeiten, um hohe Wellen möglichst im Voraus lokalisieren zu können. Der Franzose ist wachsam: Braut sich in den nächsten Tagen etwas auf dem Atlantik zusammen, bricht er sofort auf. Er wird genau dorthin reisen, wo die Wellen am höchsten brechen und sich nur wenige Surfer ins Wasser wagen. Große Wellen sind seine Spezialität. Mit dem Jet-Ski begibt er sich mitten rein in die Todeszone, ganz nahe an die Riesenwellen, um dabei die besten Shots zu bekommen.
Laurel ist es gewohnt, aus dem Koffer zu leben. Insgesamt 14 Jahre lang arbeitete der 37-Jährige für das Surf Europe Magazin und reiste in ihrem Auftrag quer durch die Weltgeschichte – immer den schönsten und besten Wellen hinterher. Im Oktober 2014 erschien die vorerst letzte Printausgabe des Magazins. Inzwischen arbeitet er als selbstständiger Surf-Fotograf von Südfrankreich aus, reist deswegen aber keineswegs weniger. „Als Surfer musst du spontan sein und darfst keine hohen Ansprüche stellen, als Surf-Fotograf genauso. Das gehört zu unserem Lifestyle. Wer die besten Wellen der Welt surfen oder fotografieren möchte, muss blitzschnell handeln und bereit sein, um die halbe Welt zu fliegen, ohne dabei zu wissen, was einen vor Ort erwartet, wo man schläft oder wann man zurückkommt. Am Ende des Trips ist das Glücksgefühl bei guten Wellen so stark, dass jegliche Strapazen in den Hintergrund treten„, so der passionierte Surf-Fotograf.
Der Trip nach Nicaragua im Sommer vergangenen Jahres kam unter ähnlich spontanen Bedingungen zustande: „Marc Lacomare, ein befreundeter Profisurfer aus Hossegor, fragte mich, ob ich nicht kurzfristig Zeit und Lust auf einen Surftrip hätte. Die Wellen in Frankreich waren schlecht zu dieser Zeit und Marc musste für das bevorstehende Event der US Open of Surfing in Kalifornien trainieren.“ Die beiden gingen in wenigen Stunden verschiedene Optionen durch und entschieden sich schließlich, nach Nicaragua zu reisen. Dadurch war Lacomare zudem schon näher am Wettbewerbsort, konnte bereits in einer benachbarten Zeitzone von Kalifornien trainieren und sich vorab an die Zeitumstellung anpassen, so Laurel. Ein wichtiges Detail bei der Reiseplanung waren natürlich die außergewöhnlichen Wellenbedingungen von Nicaragua: „Die Spots an der Pazifikküste in Nicaragua sind mit konstanten Offshore-Winden gesegnet, im Durchschnitt an über 300 Tagen im Jahr. Gute Voraussetzungen, um möglichst viele Wellen surfen und einen guten Film drehen zu können“, sagt uns Laurel. Die Pazifikseite des Staates in Zentralamerika ist gespickt mit erstklassigen Surfspots, sowohl auf Riff- als auch auf Sanduntergründen, die Wellen in jeder Größe erzeugen.
Keine 24 Stunden später waren Laurel und Lacomare im Flieger auf dem Weg nach Nicaragua – ohne Filmskript und Drehpläne, dafür mit leichtem Gepäck und jeder Menge Motivation. Ein Bekannter von Laurel aus den USA lebt seit 15 Jahren in Nicaragua und bietet Surf- sowie Angeltouren per Boot an. Keiner kennt die Wellenspots und die -bedingungen vor Ort besser. Mit ihrem persönlichen Tour-Guide reisten die beiden Surfverrückten vom Süden des Landes entlang der Pazifikküste bis hoch in den Norden an die Grenze zu Honduras und klapperten dabei die besten und verlassendsten Spots ab. „Marc surfte jeden Tag zwischen acht und zehn Stunden, und wir waren meist bereits vor Sonnenaufgang im Wasser, um für die einzelnen Clips immer das beste Licht einzufangen.“
Laurel war begeistert von seinem ersten Trip nach Nicaragua – das Land sei vielleicht nicht ganz so schön wie Costa Rica, jedoch viel ursprünglicher und untouristischer. Zudem besitze es eigentlich fast alles, was auch der große touristische Bruder Costa Rica zu bieten habe, so der Globetrotter: Urwälder, Vulkane, unberührte Wildnis, karibische Strände und vor allem Surfspots, die (noch) nicht so überfüllt sind wie die Spots des Nachbarstaats. Das vierminütige Video mit dem Titel „Versatile Wagers“ zeigt ihren einzigartigen Trip entlang der Pazifikküste und der besten Wellenreviere von Süden nach Norden. Etwas Kultur gab es dann auch auf dem Trip, wenn auch das Verständnis der Europäer für Kultur anders ist. Laurel und Lacomare besuchten am Ende ihrer Reise – mehr oder weniger durch Zufall – einen Schauplatz, an dem ein Hahnenkampf stattfand. Solche Wettbewerbe sind in weiten Teilen Europas verboten, in vielen Staaten Mittelamerikas jedoch fest kulturell verwurzelt. Ähnlich wie bei den Wellen begibt sich Laurel auch hier wieder mitten rein in die Todeszone. Ring frei.
Clip:
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