Vinyl: Wie eine Schallplatte hergestellt wird

Schallplatte hergestellt

Schallplatten galten in den 90er-Jahren als Auslaufmodell. Doch heute erleben sie ein beeindruckendes Revival. Die Herstellung einer Schallplatte ist ein faszinierender Prozess, der handwerkliche Kunst und technisches Know-how vereint. Wie eine Schallplatte hergestellt wird – hier begleiten wir die wichtigsten Schritte von der Aufnahme bis zum fertigen Vinyl.

Wie eine Schallplatte hergestellt wird – Der erste Schritt: Die Lackfolie

Im Augsburger Tonstudio von Duophonic beginnt die Reise der Schallplatte. Moritz Illner, ein erfahrener Tontechniker, schneidet die Musik in eine runde, mit Lack beschichtete Aluminiumscheibe – die sogenannte Folie. Dabei wird mit einem ultrascharfen Diamanten eine spiralförmige Rille in die Oberfläche graviert. Diese Rille repräsentiert den Klang.

Vor dem eigentlichen Schnitt wird ein Testschnitt vorgenommen, um sicherzustellen, dass die Maschine einwandfrei funktioniert und der Sound optimal wiedergegeben wird. Besondere Aufmerksamkeit erfordert der letzte Abschnitt jeder Plattenseite, da die physikalischen Eigenschaften hier zu einer geringeren Klangqualität führen können.

Die Pressmatrize: Präzision in Pforzheim

Der nächste Schritt erfolgt in Pforzheim bei Björn Bieber. Hier wird die gravierte Lackfolie in einem galvanischen Prozess mit einer Nickelschicht überzogen. Diese sogenannte Pressmatrize dient daher als Vorlage für die spätere Vervielfältigung der Schallplatte. Jede Matrize – eine für Seite A und eine für Seite B – muss makellos sein, da kleinste Fehler im Endprodukt sichtbar und hörbar wären.

Die Matrizenherstellung ist anspruchsvoll und verlangt höchste Sorgfalt. Vor dem eigentlichen Prozess wird die Mitte der Lackfolie aufgeraut, um sicherzustellen, dass die Labels später perfekt haften. Danach wird die Folie in verschiedenen chemischen Bädern behandelt und mit Silber leitfähig gemacht, bevor sie schließlich in das galvanische Nickelbad kommt.

Das Pressen: Vinyl wird lebendig

Zurück bei Moritz Illner wird die eigentliche Schallplatte gepresst. Vinylpellets werden erhitzt, bis sie eine breiartige Konsistenz haben. Diese Masse wird zwischen die beiden Pressmatrizen gelegt. Unter einem Druck von 200 Tonnen formt die Presse die Platte und überträgt gleichzeitig die feinen Rillen der Matrizen auf das Vinyl.

Dieser Schritt birgt einige Tücken. Bereits kleinste Staubpartikel oder Ungenauigkeiten können zu Fehlern führen. Jede Platte wird deshalb genau kontrolliert, um sicherzustellen, dass sie den hohen Qualitätsansprüchen entspricht.

Der Zauber der Schallplatte

Das Endprodukt ist weit mehr als nur ein Tonträger. Eine Schallplatte ist ein Kunstwerk – von der Haptik des Covers bis zur physikalischen Magie der Rille. Sie erfordert Aufmerksamkeit, sei es beim Hören oder bei der Pflege. In einer digitalen Welt bietet sie einen Gegenpol: etwas Greifbares, Bleibendes.

Für Menschen wie Moritz Illner und Björn Bieber ist die Arbeit an der Schallplatte mehr als ein Beruf. Es ist eine Leidenschaft für ein Medium, das immer noch Millionen Menschen begeistert. Und so bleibt die Schallplatte auch in der Streaming-Ära ein faszinierender Begleiter für Musikliebhaber weltweit.

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