Wisconsin: Warum es in den USA einen deutschen Bundesstaat gibt
Die Deutschen haben die USA wie kaum ein anderes Volk geprägt. Während heute vor allem an die Briten und Iren gedacht wird, wenn es um die Einflüsse auf die Vereinigten Staaten geht, machten die Deutschen einst die größte Einwanderungsgruppe aus. Bis heute geben daher über 40 Millionen Amerikaner an, deutsche Abstammung zu sein, was sie zur größten ethnischen Gruppe im Land macht – noch vor den Iren und Engländern. Wisconsin: Warum es in den USA einen deutschen Bundesstaat gibt.
Wisconsin: Das Herz deutscher Kultur in den USA
Ein Bundesstaat, in dem die deutsche Kultur bis heute besonders stark erhalten geblieben ist, ist Wisconsin (feat). Dieser Staat im Mittleren Westen ist ein lebendiges Zeugnis deutscher Einwanderung und Tradition. Über die Hälfte der Einwohner bezeichnen sich als ethnisch deutsch. Wisconsin ist deshalb bekannt für seine zahlreichen Oktoberfeste, deutschen Brauereien und vielen deutschen Nachnamen und Festen. Milwaukee, die größte Stadt Wisconsins, wird oft als das Herzstück der deutschen Kultur in den USA bezeichnet.
Die Anfänge der deutschen Einwanderung
Die ersten größeren Ansiedlungen deutscher Einwanderer in Wisconsin datieren auf die 1830er Jahre. Die erste deutsche Stadt war Freistadt, 1839 von 300 pommerschen Lutheranern gegründet, die vor den preußischen Religionsreformen flohen. Diese frühen Siedler wurden neben der Religionsfreiheit auch von der Aussicht auf ein besseres Leben und wirtschaftliche Chancen angelockt. Besonders die politischen Unruhen und Revolutionen in Deutschland im Jahr 1848 trieben viele Deutsche zur Auswanderung.
Deutsche Dominanz in Wisconsin
Die Region um Milwaukee galt als besonders liberal und wirtschaftlich vielversprechend. Deutsche Einwanderer fanden daher schnell lukrative Jobs in der Landwirtschaft, Industrie und im Handwerk, für das sie in den USA sehr geschätzt wurden. Dadurch stellten die Deutschen bald die Mehrheit der Bevölkerung in Wisconsin. Milwaukee wurde zum zentralen Anlaufpunkt und als „Deutsch Athen“ bekannt, ein kulturelles Zentrum für deutsche Einwanderer in Amerika.
Erhalt der deutschen Kultur und Sprache
Durch die Gründung von Vereinen, Kulturzentren und Medienunternehmen sowie deutschen Schulen blieb die deutsche Sprache und Kultur in Wisconsin stark verankert. Ein eigener Dialekt, das „Wisconsin Deutsch“, entwickelte sich und wurde über Generationen hinweg neben dem Englischen gesprochen. Dieser Dialekt zeichnet sich durch den Verlust des Dativs, zahlreiche englische Lehnwörter und vereinfachte Verbkonjugationen aus.
Herausforderungen und Wiederaufleben
Zwei Weltkriege setzten der deutschen Kultur in Amerika stark zu. Viele Deutsche wurden als Spione stigmatisiert und die deutsche Sprache wurde aus öffentlichen Einrichtungen verbannt. Dennoch überlebte die deutsche Kultur in Wisconsin, und ab den 1950er Jahren erlebte sie eine Wiederbelebung. Heute florieren deutsche Brauereien, Biergärten und Restaurants, und es gibt große Oktoberfeste, die Menschen aus dem ganzen Land anziehen.
Heutige Bedeutung und Identität
In Wisconsin bleibt die deutsche Kultur in der Architektur, im Straßenbild und in der Unternehmenswelt sichtbar. Deutsche Unternehmen haben enge wirtschaftliche Verbindungen zu Wisconsin und viele Deutsche gründeten vor Ort eigene Unternehmen. Die deutschamerikanische Identität in Wisconsin hat sich weiterentwickelt, wobei die Menschen stolz auf ihr Erbe bleiben. Deutsch wird noch als Zweitsprache gesprochen und der Tourismus spielt eine wichtige Rolle.