YIN YIN: Eine Klangexpedition auf den Gipfel des „Mount Matsu“
Nachdem sie mit ihrem gefeierten Debütalbum „The Rabbit That Hunts Tigers“ (2019) und dem hochgelobten Nachfolger „The Age Of Aquarius“ (2022) weitreichende Aufmerksamkeit erregten, präsentiert das niederländische Quartett YIN YIN nun sein drittes Album „Mount Matsu“. Aufgenommen wurde das Werk gemeinsam im eigenen Studio der Band auf dem belgischen Land. Es entfaltet eine Klangvielfalt, die sich irgendwo zwischen Khruangbin und Kraftwerk, Surfmusik und südostasiatischer Psychedelik, Stax Soul und mutiertem 80er Disco, City Pop und japanischem Instrumental-Folk (Sökyoku) bewegt.
Eine Neuausrichtung mit Mount Matsu
„Mount Matsu“ markiert eine reife und abenteuerliche Phase für YIN YIN. Der ansteckende pentatonische Melodienreichtum verlangt nach mehrmaligem Wiederanhören. Der Wechsel in der Bandbesetzung hat zu einer demokratischeren kreativen Herangehensweise geführt. Neben Schlagzeuger Kees Berkers und Multi-Instrumentalist Yves Lennertz, der die Band kürzlich verlassen hat, sind nun auch Remy Scheren (Bass), Robbert Verwijlen (Keys) und Erik Bandt (Gitarre) maßgeblich am Songwriting beteiligt. Das Ergebnis auf „Mount Matsu“ ist mehr als die Summe seiner vielfältigen Einflüsse.
Ein kreativer Aufstieg zum Mount Matsu
Die Entstehung des Albums in ihrem Studio in Belgien fühlte sich wie ein langer, aber befriedigender Aufstieg an. Daher der Titel „Mount Matsu“. Der Berg selbst ist fiktiv. Aber im Japanischen bedeutet „matsu“ Kiefer und steht unter anderem als Symbol für Wiedergeburt und Hoffnung für die Zukunft.
Die meist instrumentalen Songs, tief verwurzelt in der südostasiatischen Psychedelik und Funk der 60er und 70er Jahre, werden gelegentlich durch leise Gesangsharmonien verziert. Was ihrer souligen Ausdruckskraft dadurch noch mehr Tiefe verleiht. „Wir haben uns entschieden, Gesang nur sparsam einzusetzen, um dem Hörer viel Raum für seine Vorstellungskraft zu lassen. Du kannst wirklich deine Fantasie spielen lassen, während du zuhörst und dazu tanzt“, erklärt Schlagzeuger Berkers.
Eine vielseitige Klanglandschaft
In „Mount Matsu“ flirtet die niederländische Band stark mit dem Dancefloor. Eigenwillige Nu-Disco-Songs wie ‚Takahashi Timing‘, ‚Pia Dance‘ und ‚Tokyo Disko‘ erzeugen eine einladende Stimmung, die in jede Vinyl-Sammlung eines Kenners gehört. Im Song ‚The Perseverance of Sano‘ verschmelzen die Welten von Dick Dale und Wong Shadow zu einer kraftvollen Neo-Surf-Rock-Hymne, die sich für einen Tarantino-Soundtrack eignen würde.
Die Band bleibt dabei ihrer Essenz treu, insbesondere in ‚The Year of the Rabbit‘, einem charakteristisch melancholischen YIN YIN-Stück, das an ihr Debütalbum erinnert und dem entspannten Jam ‚Tam Tam‘, der perfekt zu morgendlichen Kaffeeritualen passt. Das Markenzeichen ‚White Storm‘ präsentiert einen wirbelnden 6/8 Afrobeat-Groove, schwebende Synthie-Motive und glitzernde Gitarrenriffs.
Ein Schritt zurück zur organischen Ästhetik der 70er Jahre
„Mount Matsu“ markiert eine Abkehr vom mitunter eher Moroder-geprägten, rhythmusmaschinen- und synthieschweren Produktionsstil ihres zweiten Albums hin zu einer organischeren, an eine Live-Band der 70er Jahre angelehnten Ästhetik. Dies spiegelt sich in der analogen Wärme ihrer Röhrenverstärker-Gitarrenklänge, den Vintage-Synthie-Linien und den akustischen Percussion-Klängen wider.
Fazit: Der Gipfel von „Mount Matsu“
Zwischen Khruangbin und Kraftwerk, Stax Soul und mutiertem 80er Disco, City Pop und japanischem Instrumental-Folk (Sökyoku) präsentieren sich YIN YIN auf „Mount Matsu“ in ihrer bisher reifsten und abenteuerlichsten Phase. Infektiöser pentatonischer Melodienreichtum, der dazu einlädt, mehrmals zurückzuspulen.